ZAHNMEDIZIN | 57 kerungsgruppen. Im Jahr 2019 wurde weltweit eine Prävalenz von circa 7,6 Prozent für vollständige Zahnlosigkeit bei Personen über 20 Jahren angegeben, mit deutlich steigender Prävalenz ab dem 60. Lebensjahr. In vielen Ländern mit niedrigen und mittleren Einkommen bleibt die Prävalenz von Zahnverlust trotz einer zunehmenden Verfügbarkeit zahnärztlicher Versorgung hoch. Hier sind oft mangelnde Prävention und ein eingeschränkter Zugang zur Behandlung die Hauptfaktoren. In industrialisierten Ländern dagegen zeigt sich eine abnehmende Tendenz – durch systematische Prävention und Aufklärung. In Europa lassen sich insgesamt positive Trends beobachten, wobei erhebliche Unterschiede zwischen den Ländern bestehen. Daten aus der „European Global Oral Health Indicators Development (EGOHID)“-Studie sowie nationalen Gesundheitsstudien zeigen, dass Länder mit gut ausgebauten Präventionsprogrammen (zum Beispiel Skandinavien, Deutschland, Niederlande) deutlich geringere Raten an Zahnverlust aufweisen als Länder mit geringerer zahnmedizinischer Abdeckung (zum Beispiel Teile Süd- und Osteuropas). So lag laut Daten des Eurobarometers 2010 der Anteil zahnloser Personen im Alter von über 65 Jahren beispielsweise in Schweden bei unter 5 Prozent, während er in Rumänien oder Bulgarien über 30 Prozent betrug. Diese Unterschiede spiegeln sowohl die zahnmedizinische Versorgungslage als auch die gesundheitsbezogene Bildung der Bevölkerung wider. Kontinuierlicher Rückgang in Deutschland In Deutschland zeigt sich seit dem Beginn dieses Jahrhunderts ein kontinuierlicher Rückgang der Zahnverluste in allen Altersgruppen. Zum Zeitpunkt des Mauerfalls wiesen jüngere Erwachsene noch fünf fehlende Zähne auf. Seit dem eingeschlagenen Paradigmenwechsel mit Prävention in allen Altersgruppen hat sich der Anteil der Zahnverluste kontinuierlich reduziert, heute fehlt in dieser Altersgruppe durchschnittlich ein Zahn. Im Vergleich zur vorletzten Erhebung im Jahr 2014 hat sich der Anteil nochmal halbiert. Insgesamt hat sich so die gesamte Karieserfahrung bei Erwachsenen seit 1989/1992 von 16,9 Zähnen auf 8,3 Zähne halbiert. Bei den jüngeren Seniorinnen und Senioren ist der Rückgang der Zahnverluste noch deutlicher – und sie sind der wesentliche Faktor für den Rückgang der Karieserfahrung in dieser Altersgruppe überhaupt. 1997 fehlten jüngeren Seniorinnen und Senioren noch 17,6 Zähne, heute sind es 8,6 – erneut ein Rückgang um die Hälfte. Besonders bemerkenswert in diesem Zusammenhang ist die Entwicklung der völligen Zahnlosigkeit, die bis ins Erwachsenenalter in Deutschland kaum noch vorkommt. Bis zu Beginn des 21. Jahrhunderts war etwa ein Viertel bis ein Fünftel der Seniorinnen und Senioren zahnlos. Überraschenderweise hat sich die völlige Zahnlosigkeit dann in der DMS-V-Untersuchung von 2014 auf 11 Prozent halbiert. Und dieser Trend hat sich fortgesetzt, so dass aktuell lediglich 5 Prozent in dieser Altersgruppe keine eigenen Zähne mehr aufweisen. Fast 7 Prozent sind sogar noch vollbezahnt. Bildung ist ein entscheidender Faktor Dabei unterliegen alle Maßzahlen zum Zahnverlust einem erheblichen Bildungsgradienten: Während in der hohen Bildungsgruppe 13 Prozent vollbezahnt sind, sind es 4 Prozent in der zm115 Nr. 13, 01.07.2025, (1131) Fotos: IDZ
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