Zahnaerztliche Mitteilungen Nr. 13

Einstimmig hat die Vertreterversammlung der KZBV hat Anfang Juni in Köln eine Reihe von wichtigen Beschlüssen gefasst, was zweierlei deutlich macht. Zum einen zeigt dies die große Geschlossenheit der Vertragszahnärzteschaft, zum anderen wird sichtbar, dass wir eine sehr klare Vorstellung davon haben, wohin sich eine Gesundheitspolitik entwickeln muss, die eine bestmögliche Versorgung der Menschen in diesem Land sicherstellt und zudem finanzierbar bleibt. Die neue Bundesregierung steht ohne Frage vor großen Herausforderungen. Sie muss rasch Lösungen finden, wie ein weiteres Auseinanderklaffenvon Beitragseinnahmen und Ausgaben in der GKV verhindert und eine nachhaltige Finanzierung möglich gemacht werden kann. In dieser Situation melden sich dann reflexartig viele Akteure mit vermeintlich einfachen Vorschlägen zu Wort. So haben sich die Krankenkassen kürzlich für ein „Ausgabenmoratorium über alle Leistungsbereiche“ hinweg ausgesprochen, sprich eine Kostendämpfung nach dem Rasenmäherprinzip. Das ist weder sinnvoll noch nachhaltig, denn solche Maßnahmen gehen zu Lasten der Gesundheitsversorgung und verschleiern nur die wahren Probleme. Unser Lösungsvorschlag ist hingegen klar und eindeutig, setzt aber auch Anstrengungen voraus: Prävention muss über die Zahnmedizin hinaus zum Leitbild gesundheitspolitischen Handelns gemacht werden. Dabei muss sie als gesamtgesellschaftliche Aufgabe verstanden werden. Prävention bedeutet aber auch, zunächst in Maßnahmen investieren zu müssen, um Erfolge mittel- und langfristig möglich zu machen. Dass dies funktioniert, können wir belegen. Unsere konsequent auf Prävention ausgerichteten Versorgungskonzepte haben nicht nur die Mundgesundheit von Millionen Menschen in Deutschland stetig verbessert, sondern auch zur Entlastung der Ausgabenseite geführt. Kein anderer Leistungsbereich kann diese Erfolge vorweisen, sieht man sich die Ergebnisse der DMS • 6 oder die Finanzergebnisse der GKV in unserem Sektor an. Gesundheitsbewusstsein schaffen,die Vorsorgeorientierung und damit auch die Eigenverantwortung stärken, Zielgruppen-spezifische Versorgungskonzepte auflegen und sich um die Belange vulnerabler Menschen kümmern, all das sind Errungenschaften der Zahnärzteschaft, die das Fundament unseres Erfolgs bilden. Es ist deshalb erfreulich, dass sich die wichtige Rolle der Prävention auch im Koalitionsvertrag wiederfindet. Damit ist jetzt die Zeit gekommen, nicht nur über Prävention zu reden, sondern den Weg der Prävention im gesamten Gesundheitswesen auch konsequent zu gehen und zur Grundlage von Strukturreformen zu machen. Das gilt in besonderem Maße für die neue Parodontitisbehandlungsstrecke! Sie muss als Früherkennungs- und Präventionsleistung zwingend gesetzlich verankert werden, um nicht nur die große Volkskrankheit Parodontitis adäquat bekämpfen zu können, sondern auch die Krankheitslast im allgemeinmedizinischen Bereich zu senken und damit letztendlich auch die Finanzierung der GKV zu stabilisieren. In einem Beschluss hat die Vertreterversammlung die Bundesregierung aufgefordert, verlässliche, den Praxisalltag erleichternde Rahmenbedingungen für zahnärztliche Praxen zu schaffen sowie die Attraktivität der Niederlassung zu fördern. Solche Rahmenbedingungen erfordern insbesondere einen pragmatischen Abbau der überbordenden Bürokratielasten, eine praxistaugliche Digitalisierung und eine verlässliche, vollumfängliche Vergütung erbrachter Leistungen. Das ist dringend geboten, denn eine wohnortnahe zahnärztliche Versorgung ist zunehmend in Gefahr. Glücklicherweise wird das in Teilen der Politik inzwischen erkannt. So hat die Thüringer Gesundheitsministerin Katharina Schenk, die derzeit die Gesundheitsministerkonferenz leitet, auf unserem Frühjahrsfest in einer bemerkenswert kenntnisreichen Rede die Maßnahmen des Freistaats zur Förderung der Zahnärzteschaft vorgestellt. Gleichzeitig hat sie uns geraten, die großen Erfolge der Zahnmedizin in den Vordergrund zu stellen, um die Begeisterung für den Beruf am Leben zu halten. Solche Aussagen sind ein gutes Zeichen. Ebenso ist es als sehr positiv zu werten, dass die neue Bundesgesundheitsministerin Nina Warken in ihrer Regierungserklärung den so wichtigen Dialog mit der Selbstverwaltung in den Vordergrund gerückt hat und damit endlich wieder die Möglichkeit besteht, unsere Fachexpertise in anstehende Gesetzgebungsverfahren und mögliche Strukturreformen einbringen zu können. Martin Hendges Vorsitzender des Vorstandes der Kassenzahnärztlichen Bundesvereinigung Lesen Sie mehr zur KZBV-Vertreterversammlung auf S. 12 Die Investition in Prävention ist der Schlüssel zum Erfolg 6 | LEITARTIKEL Foto: Jan Knoff

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