Zahnaerztliche Mitteilungen Nr. 13

zm115 Nr. 13, 01.07.2025, (1082) 8 | GESELLSCHAFT Foto: Youtube-Manchester Evening News, Dennis – stock.adobe.com Anfang 2024 bemerkten Tierpfleger im Zoo von Chester, Großbritannien, bei dem 25-jährigen Zweifinger-Faultier „Rico“ Schwellungen an einer Gesichtsseite. Die daraufhin diagnostizierten zwei Wurzelabszesse wurden von Experten der Universität Newcastle in einer dreistündigen OP entfernt. Es gelang dem Team, einen Zahn zu retten und die Ausbreitung beider Infektionen zu verhindern. „Die Arbeit an einem Faultier ist aufgrund seiner einzigartigen Anatomie eine große Herausforderung“, kommentierte Dave Edwards, Clinical Fellow an der School of Dental Sciences der Universität Newcastle. Bei den betroffenen Zähnen handelte es sich um caniniforme Zähne, also scharfe, eckzahnartige Molaren, erklärte die Assistenzärztin Charlotte Bentley vom Zoo in Chester. „Deshalb mussten wir nach Alternativen zu einer Standard-Wurzelbehandlung suchen, um überhaupt eine Chance zu haben, die Zähne zu retten.“ Wie bei verschiedenen anderen anatomischen Details von Faultieren sei der genaue Zweck dieser scharfen SpezialZähne nicht vollständig geklärt. „Man geht jedoch davon aus, dass sie eine wichtige Rolle beim Beißen und Scheren ihrer Nahrung spielen, weshalb wir bei der ersten Operation unbedingt versuchen wollten, Extraktionen zu vermeiden.“ Bedauerlicherweise gelang das nicht ganz, ein Zahn musste entfernt werden. Doch es gab auch zwei gute Nachrichten: Beide Abszesse heilten vollständig ab – und Rico konnte von seiner Tierpflegerin in den Monaten vor dem Eingriff mithilfe von gekochten Pastinaken und Maiskörnern so trainiert werden, dass er sein Maul für Untersuchungen brav geöffnet hält und sogar ohne Narkose Röntgenaufnahmen zur Verlaufskontrolle gemacht werden können. Fiona Beddis, Zahnärztin und stellvertretende klinische Dozentin an der Abteilung für restaurative Zahnmedizin in Newcastle, schwärmte, es sei ein großes Privileg, „ein so seltenes und schönes Tier zu behandeln“. Außerdem habe sie großes Mitgefühl mit Rico gehabt, da sie sich im Alter von 16 Jahren einem vergleichbaren Eingriff unterziehen musste. Das inspirierte sie damals, Zahnärztin zu werden, sagt sie heute. Und: „Bei Rico war die postoperative Schwellung viel geringer als bei mir.“ mg EIN BILD UND SEINE GESCHICHTE

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