Zahnaerztliche Mitteilungen Nr. 14

20 | POLITIK zm115 Nr. 14, 16.07.2025, (1186) VERSORGUNGSSITUATION IM VEREINIGTEN KÖNIGREICH Die Patienten warten auf einen Termin, doch die Zahnärzte jobben bei McDonald’s Im Vereinigten Königreich arbeiten Tausende voll ausgebildete Zahnärztinnen und Zahnärzte aus dem Ausland offenbar in Fast-Food-Restaurants statt in der Praxis, weil das zuständige Registrierungsamt nicht hinterherkommt. Gleichzeitig warten 4,5 Millionen Briten pro Jahr vergebens auf einen Zahnarztermin. Wie aus einem neuen Whitepaper der Association of Dental Groups (ADG) mit dem Titel „Creating Dental Oases“ hervorgeht, landen top ausgebildete ausländische Zahnärzte im United Kingdom aufgrund eines „Staus“ bei der Overseas Registration Examination (ORE) oft bei McDonald’s oder Subway, um über die Runden zu kommen. Der Bericht wurde Mitte Juni den Abgeordneten im Unterhaus vorgestellt. Die ORE-Prüfung ist eine zweiteilige Prüfung, die vom GDC durchgeführt wird. Wer sie besteht, kann sich für die vollständige Zulassung im UK bewerben. „Wir müssen dringend die Hürden beseitigen, die verhindern, dass die 6.000 voll ausgebildeten ausländischen Zahnärzte, die sich in der Warteschlange für die Zulassung befinden, bei uns praktizieren dürfen", forderte ADG-Chef Neil Carmichael. „Viele dieser Kollegen arbeiten hier als ungelernte Fachkräfte. Die Zahnärztekammer muss die Zulassungsprüfung reformieren, denn derzeit bietet jeder Prüfungstermin nur Platz für 600 Teilnehmer. Bei diesem Tempo wird es Jahre dauern, bis sie qualifiziert sind!“ 6.000 Zahnärzte sind in der Warteschlange ... Die ADG schätzt, dass der Mangel an Zahnärztinnen und Zahnärzten im NHS dazu führt, dass etwa 4,5 Millionen Patienten jedes Jahr unversorgt bleiben. Jährlich werden 87 Millionen „Units of Dental Activity“ (UDAs) in Auftrag gegeben. Normalerweise benötigt ein Patient drei UDAs, und ein Zahnarzt führt 5.000 UDAs pro Jahr durch. Laut NHS England fehlen im Vereinigten Königreich 2.749 Zahnärzte. Würden diese offenen Stellen besetzt, könnten laut ADG also zusätzliche 13,5 Millionen Termine an die Patienten vergeben werden, die derzeit aufgrund fehlender Kapazitäten nicht behandelt werden können, heißt es in dem Weißbuch. Die Zahnmedizin basiert im Vereinigten Königreich auf einem Mix aus NHS-Leistungen und privaten Gebühren: Fast 2.800 Zahnärztinnen und Zahnärzte fehlen im Vereinigten Königreich am Arbeitsmarkt. Gleichzeitig sind voll ausgebildete Kräfte aus dem Ausland gezwungen, ihren Lebensunterhalt in Fast-Food-Restaurants zu verdienen, weil sie im Nadelöhr des Zulassungssystems feststecken. DER ZAHNÄRZTEMANGEL IST SYSTEMISCH Mehr als 3.000 Zahnarztstellen im Land sind unbesetzt: Daten des NHS England für den Zeitraum bis März 2024 zeigen, dass 2.749 Stellen für NHS-Zahnärzte, 1.161 Stellen für Zahnmedizinische Fachangestellte (Dental Nurses) sowie 497 Stellen für angehende ZFA unbesetzt sind. Zudem wurden 411 offene Zahnarztstellen, 317 offene ZFA-Stellen und 150 offene ZFA-Ausbildungsplätze in den Privatpraxen gemeldet. Die Positionen sind durchschnittlich 180 Tage vakant. Erschwerend kommt hinzu, dass nur wenige Zahnärzte angeben, dass sie auf Arbeitssuche sind: Umfragedaten der britischen Zahnärztekammer (General Dental Council, GDC) zu Arbeitsmustern von Zahnärztinnen und Zahnärzten von April 2025 zeigen, dass nur 0,8 Prozent (241) der 30.066 Befragten (66 Prozent des Registers) aktiv nach einer Stelle suchen. Foto: gargantiopa – stock.adobe.com

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