Zahnaerztliche Mitteilungen Nr. 14

22 | POLITIK Praxen und auch einzelne Zahnärzte entscheiden, welche Modelle sie nutzen wollen. Üblich ist das „Pay as you go“- Prinzip, herangezogen werden aber auch die Versicherungen des Patienten. In ihrer Stellungnahme an das Public Accounts Committee zur Initiative „Fixing NHS Dentistry“ weist die British Dental Association (BDA) in dem Zusammenhang darauf hin, dass in vielen Praxen private Behandlungen mittlerweile routinemäßig unattraktive oder verlustbringende NHSBehandlungen quersubventionieren. „Für die Patienten ist der Zugang zu NHS-Leistungen die größte Sorge in allen vier Landesteilen (England, Schottland, Wales und Nordirland), unabhängig von der Art des NHS-Vertrags“, stellt die ADG in ihrem Papier fest. „Die Lösung ist klar“, betont Carmichael: „Wir brauchen mehr Zahnärzte – und mehr zahnärztliches Fachpersonal.“ Ein Teil der Lösung sei der Abbau der Bürokratie, die talentierte Zahnärzte aus dem Ausland daran hindert, sich im Vereinigten Königreich als Zahnärztin oder Zahnarzt registrieren zu lassen. Carmichael: „Es ist eine beschämende Verschwendung, dass Kollegen in unseren Fast-Food-Restaurants Burger wenden, während sie eigentlich Patienten versorgen könnten!“ ... und braten Burger statt Patienten zu behandeln Die ADG schlägt daher drei Maßnahmen vor, um die Lücke im zahnärztlichen Arbeitsmarkt zu schließen. Diese Eingriffe könnten kurzfristig umgesetzt werden – ohne dass dafür gesetzliche Änderungen erforderlich wären oder zusätzliche Kosten entstehen. Am wichtigsten sei aber eine Reform durch den GDC, um ausgebildeten Zahnärzten aus dem Ausland das Praktizieren zu ermöglichen: 1. Engagement bei der Rekrutierung: Abbau von Hindernissen bei der Registrierung 2. Integrated Care Boards (ICBs) sollten ihre vollen Vergabebefugnisse nutzen: Am besten schöpfen die ICBs den verfügbaren zahnärztlichen Arbeitskräftepool vollständig aus und geben das gesamte zahnärztliche Budget für Zahnmedizin aus. Sie sollten zudem innovative Ansätze verfolgen, die die Nutzung des „Mixed Economy“-Modells innerhalb der Zahnmedizin einschließen. 3. Verbesserung der Personalplanung: Man sollte die Fähigkeiten des gesamten zahnärztlichen Teams im „Mischsystem“ erkennen und optimal einsetzen sowie Verbesserungen an den zahnmedizinischen Fakultäten unterstützen. Das neue Whitepaper der Association of Dental Groups (ADG) „Creating Dental Oases“ untersucht die zahnärztliche Krise im Vereinigten Königreich (Juni 2025). Davor veröffentlichte die ADG das Strategiepapier „Fill the Gap“ (Januar 2024) zum Fachkräftemangel und das Weißbuch „Dental Deserts“ (Mai 2022) zur geografischen Ungleichheit beim Zugang zur zahnärztlichen Versorgung. zm115 Nr. 14, 16.07.2025, (1188) „Ich bin ein voll ausgebildeter Zahnarzt mit zehn Jahren Erfahrung – aber mein aktueller Jobtitel ist ‚Sandwich Artist‘: Ich mache Sandwiches in einer Subway-Filiale.“ Shoaib Saiyed, Zahnarzt aus Indien, wohnhaft in Birmingham „Einige unserer Mitglieder berichten, dass sie mehr als 60 vollständig ausgebildete Zahnärzte beschäftigen, die als zahnmedizinische Assistenten arbeiten, weil sie die benötigte OREZertifizierung nicht erhalten. Hier sind dringend Maßnahmen erforderlich, damit diese Zahnärzte ihre Ausbildung voll ausschöpfen können.“ Neil Carmichael, Vorstandsvorsitzender ADG „Derzeit arbeite ich 60 Stunden pro Woche – 40 im Pflegeheim und 20 als Dentalhygieniker.“ Sayed Bilal Bukhara, ausgebildeter Zahnarzt aus Indien, angestellt als Koordinator in einem Pflegeheim und Teilzeit-Dentalhygieniker „Trotz meines postgradualen Masterabschlusses in Implantologie putze ich derzeit bei McDonald’s die Toiletten. Ich versuche seit 2022, die GDCRegistrierung abzuschließen, um hier praktizieren zu dürfen.“ Ahmed, voll ausgebildeter Zahnarzt aus Ägypten, arbeitet derzeit bei McDonald’s und als Teilzeit-Zahnarzthelfer „Ich habe viermal erfolglos versucht, mich für die ORE zu registrieren. Ich stehe kurz vor dem fünften Versuch, aber habe wenig Hoffnung. Es fühlt sich an wie eine Lotterie, weil es ein Wettlauf um einen der wenigen verfügbaren Plätze ist.“ Eni Shehu Muco, ausgebildete Zahnärztin aus Albanien und zurzeit als Dentalhygienikerin angestellt

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