Zahnaerztliche Mitteilungen Nr. 14

TITEL | 33 zm115 Nr. 14, 16.07.2025, (1199) Abb. 3: Ausgangssituation im Unterkiefer von okklusal: Einzelzahnfehlstellungen, 75 und 85 noch in situ, 37 und 47 bereits durchgebrochen Abb. 4: Ausgangssituation auf dem Orthopantomogramm: Wechselgebiss der 2. Phase, Nichtanlage 12 und 22, Verlagerung 15 und 25, Anlage der Weisheitszähne noch nicht sichtbar Therapieoptionen aus Sicht der Prothetik Vor der prothetischen Versorgung sollte zunächst eine kieferorthopädische Behandlung mit einer Ausformung der Zahnbögen mit Beseitigung des tiefen Bisses und regelrechter Einstellung der Zähne 13, 23, 15 und 25 erfolgen. Durch die regelrechte Einstellung der Eckzähne ergibt sich eine Lückenöffnung im Bereich der Nichtanlagen regio 12 und 22. Ein besonderes Augenmerk sollte auf eine symmetrische Einstellung der Lückenbreiten gelegt werden. Optionen des Einzelzahnersatzes Zur festsitzenden Versorgung von Einzelzahnlücken stehen grundsätzlich konventionelle Brücken, Einzelzahnimplantate oder Adhäsivbrücken zur Verfügung. Zwar gilt die konventionelle Brücke zum Lückenschluss als Regelversorgung, aufgrund des hohen Verlusts an gesunder Zahnhartsubstanz bei der Zahnpräparation der naturgesunden potenziellen Pfeilerzähne sollte diese Therapieoption im vorliegenden Fall jedoch nicht erwogen werden [Edelhoff und Sorensen, 2002]. Spätere Implantation? Eine implantatprothetische Versorgung der Lücken Regio 12 und 22 ist aufgrund des jugendlichen Alters der Patientin kontraindiziert. Auch nach Abschluss des transversalen Kieferwachstums ist von einem klinisch relevanten vertikalen Wachstum im Bereich der Alveolarfortsätze auszugehen [Bernard et al., 2004; Thilander, 2009]. Da das Implantat dem vertikalen Wachstum nicht folgt, ist im späteren Lebensalter mit einem Hochstand des Implantats und einer Infraokklusion der Implantatkrone zu rechnen. Insbesondere bei einer hohen Lachlinie führt diese Asymmetrie darüber hinaus zu teils erheblichen ästhetischen Einbußen. Es erscheint sinnvoll, Implantationen im ästhetisch relevanten Bereich erst im höheren Lebensalter (25 Jahre und älter) durchzuführen. Adhäsivbrücken als inzwischen etablierte Frontzahnversorgung Adhäsivbrücken zum Ersatz von Frontzähnen galten lange als provisorische Versorgung, insbesondere bei jugendlichen Patienten zur Überbrückung der Zeit bis zu einer möglichen Implantation. Allerdings zeigen Studien zu einflügeligen vollkeramischen Adhäsivbrücken bei korrekter Indikationsstellung und adäquatem klinischem Vorgehen exzellente Überlebensraten [Kern et al., 2025]. Im Frontzahnbereich sind Adhäsivbrücken heute Regelversorgung und gelten somit als definitiver Zahnersatz. Bei unserer zwölfjährigen Patientin erscheint die einflügelige vollkeramische Adhäsivbrücke als Mittel der Wahl zur prothetischen Versorgung der Lücken Regio 12 und 22. Die karies- und füllungsfreien zentralen Inzisivi sind als Pfeilerzähne geeignet, kieferorthopädisch können die Platzverhältnisse für Adhäsivflügel und Verbinder vorab optimal eingestellt werden. Einflügelig gestaltet, beeinträchtigen sie das Kieferwachstum der jugendlichen Patientin nicht. Adhäsivbrücken im Seitenzahnbereich? Entscheidet sich die Patientin gegen eine Lückenöffnung im Bereich der anterioren Nichtanlagen und für einen kieferorthopädischen Lückenschluss durch Mesialisierung der Eckzähne, so verlagert sich der Platzüberschuss in den Seitenzahnbereich. Auch im Seitenzahnbereich stehen die oben genannten Therapieoptionen konventionelle Brücke und Einzelzahnimplantat mit den jeweiligen Vor- und Nachteilen zur Verfügung. Adhäsivbrücken zum Ersatz von Seitenzähnen sind bei entsprechenden Platzverhältnissen prinzipiell möglich, und erste Studienergebnisse zu einflügeligen vollkeramischen Adhäsivbrücken in Prämolarenbreite zeigen vielversprechende Ergebnisse [Passia et al., 2023; Yazigi und Kern, 2022]. Aufgrund der geringen Datenlage zu dieser Therapieoption sind sie aktuell aber noch als experimentell einzustufen. von Univ.-Prof. Dr. Nicole Passia Foto: Peter Proff Abb. 2: Ausgangssituation im Oberkiefer von okklusal: Lücken in der Front, Mesialstand 23, 55 und 65 noch in situ, 17 und 27 bereits durchgebrochen

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