Zahnaerztliche Mitteilungen Nr. 14

42 | NACHRICHTEN KI-NEWS zm115 Nr. 14, 16.07.2025, (1208) FORSCHENDE ENTWICKELN NEUE MESSMETHODE Die KI denkt in Bildern Forschende der Justus-Liebig-Universität Gießen (JLU) und des Max-Planck-Instituts für Kognitions- und Neurowissenschaften in Leipzig haben eine Methode entwickelt, die den Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern dabei hilft, besser zu verstehen, wie Künstliche Intelligenz (KI) im Vergleich zum Menschen Informationen verarbeitet. Ihr neuer Ansatz erlaubt, die sogenannten „Schlüsseldimensionen“, auf die Menschen und KI beim Sehen von Objekten achten, eindeutig zu identifizieren und zu vergleichen. Für das menschliche Verhalten nutzten die Wissenschaftler rund 5 Millionen öffentlich verfügbare Odd-One-Out-Urteile über 1.854 verschiedene Objektbilder. Einem Teilnehmer wurde zum Beispiel das Bild einer Gitarre, eines Elefanten und eines Stuhls gezeigt und er wurde gefragt, welches Objekt nicht in die Reihe passt. Die Wissenschaftler nutzten dann mehrere tiefe neuronale Netze (DNNs), die Bilder analog zu menschlichen Teilnehmern erkennen können, und sammelten Ähnlichkeitsurteile für Bilder der gleichen Objekte, die für Menschen verwendet wurden. Anschließend wendeten sie denselben Algorithmus an, um die Schlüsselmerkmale dieser Bilder zu ermitteln, die den Ausreißerentscheidungen zugrunde liegen. Dadurch, dass das neuronale Netz analog zum Menschen behandelt wurde, war eine direkte Vergleichbarkeit zwischen den beiden gewährleistet. „Unsere Ergebnisse zeigen einen wichtigen Unterschied: Während sich Menschen vor allem auf Dimensionen konzentrieren, die mit der Bedeutung zusammenhängen – was ein Objekt ist und was wir darüber wissen –, verlassen sich KI-Modelle stärker auf Dimensionen, die visuelle Eigenschaften erfassen, wie etwa die Form oder Farbe des Objekts“, erklärt Mahner. „Wir nennen dieses Phänomen ,visuelle Bevorzugung‘ in der KI. Selbst wenn die KI Objekte genauso zu erkennen scheint wie der Mensch, wendet sie oft grundlegend andere Strategien an. Dieser Unterschied ist von Bedeutung, denn er meint, dass KI-Systeme, obwohl sie sich ähnlich wie Menschen verhalten, möglicherweise ganz anders denken und Entscheidungen treffen, was sich darauf auswirkt, wie sehr wir ihnen vertrauen können.“ Die Studie: Mahner, F.P., Muttenthaler, L., Güçlü, U., Hebart, M.: Dimensions underlying the representational alignment of deep neural networks with humans. Nat Mach Intell (2025). https://www.nature.com/articles/s42256-025-01041-7 Foto: ipopba - stock.adobe.com METASTUDIE ZU KI UND PSYCHISCHE GESUNDHEIT KI-Gesprächsagenten können Depressionen lindern Die Zunahme psychischer Probleme bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen verbunden mit den Hürden beim Zugang zu herkömmlichen Therapien haben zu einem wachsenden Interesse an KI-gesteuerten Gesprächsagenten (CAs) als neuartige digitale Intervention im Bereich der psychischen Gesundheit geführt. Eine Metastudie hat nun die Wirksamkeit dieser CAs untersucht. Die Forschenden durchsuchten die Datenbanken PubMed, PsycINFO, Embase, Cochrane Library und Web of Science systematisch nach Publikationen zu diesem Thema, die bis zum 6. August 2024 erschienen waren. Insgesamt wurden 14 Artikel zu 15 Studien mit 1.974 Probanden einbezogen. Im Ergebnis reduzierten KI-gestützte Gesprächsagenten depressive Symptome. Ein positiver Effekt war besonders bei beginnenden depressiven Symptomen zu sehen, keine signifikanten Effekte hatte der Einsatz der CAs dagegen auf Angstsymptome, Stress oder allgemeines Wohlbefinden. Die zukünftige Forschung sollte die langfristigen Auswirkungen KI-gestützter CAs auf die psychische Gesundheit untersuchen. Feng Y, Hang Y, Wu W, Song X, Xiao X, Dong F, Qiao Z: Effectiveness of AI-Driven Conversational Agents in Improving Mental Health Among Young People: Systematic Review and Meta-Analysis. J Med Internet Res. 2025 May 14;27:e69639. doi: 10.2196/69639. PMID: 40367506; PMCID: PMC12120367. Nach Ansicht der Forschenden unterstreichen die Ergebnisse das Potenzial KI-gestützter Gesprächsagenten für die Frühintervention bei Depressionen bei jungen Menschen. Foto: tongman - stock.adobe.com

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