ZAHNÄRZTLICHE MITTEILUNGEN | WWW.ZM-ONLINE.DE AUSBLICK AUF DEN DEUTSCHEN ZAHNÄRZTETAG Das geht nur interdisziplinär AUSGABE 14 | 2025 zm 16.07.2025, Nr. 14 Gebühren bei No-Shows? Das Bundesjustizministerium soll prüfen, wann Ausfallhonorare für versäumte Termine berechtigt sind. SEITE 10 Gezieltes Terminmanagement Mehr Struktur, weniger Chaos – wer Zeit wirtschaftlich nutzen will, muss strategisch planen. SEITE 16 Online-Patientenbewertungen Die Google-Sterne beeinflussen Image und Sichtbarkeit Ihrer Praxis, darum sollten Sie auf jede Kritik reagieren. SEITE 40
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EDITORIAL | 3 Blick auf die Kosten sowohl parodontale als auch rekonstruktive Behandlungsprinzipien – zugeschnitten auf die besonderen Bedürfnisse dieser Patientengruppe – beachtet werden. In eigener Sache: Auch Social-Media-Kanäle unterliegen einem Wandel. Manche stehen länger im Fokus des Interesses der Userinnen und User, andere verschwinden schnell wieder in der Versenkung, neue kommen hinzu. Für uns als Medium, das seine Leserinnen und Leser bestmöglich erreichen möchte, stellt sich immer wieder die Frage, welche Social-Media-Kanäle mit welchem Aufwand bestückt werden sollten. Dabei wollen wir nicht auf kurzfristige Trends aufspringen, sondern nachhaltig informieren. Nachdem wir gemerkt haben, dass unser Facebook-Auftritt immer weniger nachgefragt wurde, haben wir uns entschlossen, dort nur noch unsere Heftinhalte zu präsentieren. Stattdessen sind wir jetzt auch beim Netzwerk LinkedIn präsent. Dort werden Sie aktuelle News und Geschichten aus der Redaktion finden. Wir stehen noch am Anfang, werden den Kanal aber Stück für Stück für Sie ausbauen. Falls Sie selbst schon bei LinkedIn angemeldet sein sollten, folgen Sie uns! Wir freuen uns natürlich jederzeit über Anregungen und konstruktive Kritik. Die Redaktion wünscht Ihnen einen schönen Sommer. Die nächste Ausgabe der zm erscheint am 16. August. Viel Spaß bei der Lektüre Sascha Rudat Chefredakteur Eine Spitzenposition im Gesundheitswesen wurde kürzlich neu besetzt. Nach 18 Jahren hat Anfang Juli Doris Pfeiffer das Amt der Vorstandsvorsitzenden des GKV-Spitzenverbands abgegeben. Ihr Nachfolger Oliver Blatt bringt umfangreiche Erfahrungen mit. Eine seiner ersten und größten Aufgaben sieht er darin, die Finanzen der gesetzlichen Kranken- und Pflegeversicherung wieder in ruhigeres Fahrwasser zu bringen und die davongaloppierenden Zusatzbeitragssätze zu stoppen. Eine Aufgabe, die er sich mit Bundesgesundheitsministerin Nina Warken teilt. Der nächste Satz in der Pressemitteilung des GKV-SV lässt aufhorchen: „Ganz wichtig ist mir dabei, dass wir nicht nur auf die Einnahmenseite der GKV schauen. Wir müssen das Versorgungssystem dringend strukturell effizienter aufstellen und somit langfristig vor allem an der Ausgabenseite arbeiten.“ An dieser Stelle kann man dem neuen GKV-Chef wünschen, dass er dabei nicht nur großflächige Kürzungen im Blick hat, sondern sich wirklich anschaut, wo die Kostentreiber sitzen. Die zahnmedizinische Versorgung ist es jedenfalls nicht. Unser Titelthema soll diesmal Appetit auf den Deutschen Zahnärztetag, der vom 30. Oktober bis zum 1. November in Berlin stattfinden wird, machen. Erstmals seit 2015 wird er wieder als große Gemeinschaftstagung der zahnmedizinischen Fachgesellschaften ausgerichtet. Rund 30 Fachgesellschaften und Arbeitskreise der Deutschen Gesellschaft für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde (DGZMK) werden ihre jeweiligen Jahreskongresse, Symposien sowie ergänzenden Fachbeiträge abhalten. Dabei steht die interdisziplinäre Patientenversorgung mit sechs ausgewählten, komplexen Behandlungsfällen im Zentrum des wissenschaftlichen Hauptprogramms. Unter der Federführung jeweils einer zahnmedizinischen Fachgesellschaft diskutieren Expertinnen und Experten praxisnahe Fallkonstellationen. Einen solchen Fall, bei dem interdisziplinäre Zusammenarbeit erforderlich ist, stellen wir in dieser Ausgabe vor. Denn bei komplexen Behandlungsfällen gibt es selten nur eine Therapie – meist müssen verschiedene Lösungen sorgfältig gegeneinander abgewogen und mit der Patientin oder dem Patienten besprochen werden. In der Titelgeschichte beleuchten wir den Fall einer Zwölfjährigen mit Nichtanlage der seitlichen oberen Schneidezähne. Die jeweiligen Therapieoptionen werden dabei aus kieferorthopädischer, prothetischer und zahnerhaltender Sicht diskutiert. Außerdem setzen wir in dieser Ausgabe die Fortbildung zur S3-Leitlinie „Die Behandlung von Parodontitis Stadium IV“ fort. In zwei Beiträgen stellen wir die klinischen Empfehlungen zur Behandlung der Falltypen 3 und 4 vor. Bei der prothetischen Rehabilitation dieser Patienten müssen Foto: Lopata/axentis LINKEDIN
4 | INHALT 23 Gesundheitssysteme weltweit – die Niederlande. Neue Serie. Es gibt eine verpflichtende Basisversicherung. Die Kosten für die zahnärztliche Versorgung sind allerdings bei Erwachsenen in der Regel nicht abgedeckt. 30 Dentales Erbe – Teil 13: das Buddenbrook(s)-Syndrom „An einem Zahne stirbt man doch nicht!“ Bei Thomas Mann schon, und der Zahn liegt jetzt im Dentalmuseum in Zschadraß. MEINUNG 3 Editorial 6 Leitartikel POLITIK 10 Juristische Prüfung von Ausfallhonoraren Sind Gebühren bei No-Shows legal? 14 „Dental Berlin“ Ein Update für Wissenschaft und Praxis 20 Versorgungssituation im Vereinigten Königreich Die Patienten warten auf einen Termin, doch die Zahnärzte jobben bei McDonald’s 23 Gesundheitssysteme weltweit – Niederlande Eine Basisversicherung ist für alle Pflicht 44 Kurz erklärt: Beitragbemessungsgrenzen Rauf oder runter? ZAHNMEDIZIN 16 Aus der Wissenschaft Nicht-invasive Bildgebungsverfahren zur Beurteilung der Gewebeperfusion 26 Neues Lehrgebäude der Zahnklinik Bonn Die digitale Zukunft der Zahnmedizin beginnt im Studium 50 Fortbildung zur S3-Leitlinie „Die Behandlung von Parodontitis – Stadium IV“ – Teil 2 50 Übergreifende Strategie für die Behandlung der Falltypen 3 und 4 52 Falltyp 3: Teilrehabilitation auf Zähnen und Implantaten 62 Falltyp 4: Rehabilitation des gesamten Zahnbogens TITELSTORY 32 Interdisziplinäre Fallvorstellung Aplasie der oberen Zweier – wie hätten Sie entschieden? PRAXIS 16 Hilfe bei der Planung von Arbeitsabläufen Ein schlechter Terminkalender bringt Chaos, ein guter Struktur Inhalt zm115 Nr. 14, 16.07.2025, (1170)
INHALT | 5 50, 52, 62 Fortbildung zur S3-Leitlinie „Die Behandlung von Parodontitis – Stadium IV“ – Teil 2: die Falltypen 3 und 4 Teilrehabilitation auf Zähnen und Implantaten bis zur Vollbogenversorgung TITELSTORY 32 Interdisziplinäre Fallvorstellung – Aplasie der oberen Zweier Diskutiert werden die Therapieoptionen aus kieferorthopädischer, prothetischer und zahnerhaltender Sicht. Und wie wurde konkret behandelt? 40 Patientenkommunikation auf Online-Portalen Warum Sie auf Bewertungen reagieren sollten 48 Elektronischer Heilberufsausweis Austausch der eHBAs von D-Trust und Medisign bis Jahresende 72 Interview mit der Zahnärztin Sadra Nadim über ihren Berufsanerkennungsprozess „Es war, als müssten wir in wenigen Monaten ein fünfjähriges Studium wiederholen“ MEDIZIN 12 Biokompatible Chemie für das Upcycling von Plastikmüll Forscher machen aus PET-Flaschen Paracetamol GESELLSCHAFT 30 Mit dem Dentalmuseum durch 2025 – Teil 13 „An einem Zahne stirbt man doch nicht“ 38 Neue Studie zur Digitalisierung der Medizin KI ist bereits Alltag in Klinik und Praxis 42 KI-News 46 Anfertigung von Kunststoffprothesen im Mua-Missionshospital inMalawi Ein eigenes Labor kann so viel bewirken 70 Digitale zahnärztliche Ferndiagnose Einsatz am Amazonas: Zahnärzte behandeln auch per Cloud MARKT 78 Neuheiten RUBRIKEN 8 Ein Bild und seine Geschichte 49 Formular 60 Termine 71, 76 Bekanntmachungen 77 Impressum 94 Zu guter Letzt Titelfoto: Peter Proff zm115 Nr. 14, 16.07.2025, (1171)
Das deutsche Gesundheitssystem steht unter wachsendem Druck. Demografischer Wandel, steigende Kosten, Fachkräftemangel und wachsende bürokratische Anforderungen belasten insbesondere die ambulante Versorgung – gerade auch in den Zahnarztpraxen. Immer öfter droht der direkte, persönliche Kontakt zwischen Zahnärztinnen und Zahnärzten mit ihren Patientinnen und Patienten dem Systemstress zum Opfer zu fallen. Der Blick über die Landesgrenzen zeigt, dass wir nicht allein sind. Überall in Europa und darüber hinaus in vielen Teilen der Welt sind die Probleme sehr ähnlich. Europäisch und international wird daher nach Wegen gesucht, um effiziente und patientenorientierte Gesundheitssysteme dauerhaft sicherzustellen. Solche Lösungen müssen in erster Linie vor Ort auf nationaler Ebene gefunden werden, aber auch die Europäische Union sollte im Rahmen ihrer Kompetenzen in die Verantwortung genommen werden. Ein wichtiger Ansatzpunkt ist der von der neuen EU-Kommission angekündigte Abbau übermäßiger EU-Bürokratie. Diesem Versprechen müssen jetzt Taten folgen. Gerade Regelungen, die Praxisabläufe unverhältnismäßig beeinträchtigen, ohne einen belegbaren Nutzen für die Qualität oder die Sicherheit der Versorgung zu bieten, müssen abgeschafft werden. Gleichzeitig bietet die EU die einmalige Chance, einen Systemvergleich zu wagen. Es gilt, unterschiedliche Lösungsansätze zu vergleichen und voneinander zu lernen. Zugleich liegt in der konsequenten Stärkung der Prävention ein weiterer Schlüssel zur Entlastung unserer Gesundheitssysteme. Die deutsche Zahnärzteschaft kann hier einen wertvollen Beitrag leisten: Sie verfügt über jahrzehntelange Erfahrungen im präventiven Bereich, die sich in konkreten Erfolgen niederschlagen. Oder, um es salopp zu sagen: Wir sind deutscher Meister in Sachen Prävention. So belegt die aktuelle Sechste Deutsche Mundgesundheitsstudie (DMS • 6) eindrucksvoll die Verbesserungen der oralen Gesundheit in nahezu allen Bevölkerungsgruppen. Ein Beispiel: 1997 fehlten jüngeren Seniorinnen und Senioren noch 17,6 Zähne, heute sind es 8,6 – ein Rückgang um die Hälfte. Besonders bemerkenswert in diesem Zusammenhang ist die Entwicklung der völligen Zahnlosigkeit, die bis ins hohe Erwachsenenalter in Deutschland praktisch kaum noch vorkommt. Bis zu Beginn des 21. Jahrhunderts war etwa ein Viertel bis ein Fünftel der Seniorinnen und Senioren zahnlos. Diese evidenzbasierte Expertise sollte systematisch in die europäische Gesundheitspolitik eingebracht werden – zum Nutzen aller Mitgliedstaaten. Jetzt ist der Zeitpunkt. Prävention ist auf europäischer Ebene aktuell in den gesundheitspolitischen Fokus gerückt. Das zeigt der Blick in den sogenannten „Mission Letter“, in dem Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen dem neuen Gesundheitskommissar Olivér Várhelyi im Herbst 2024 einen klaren Auftrag für die kommenden Jahre gegeben hat. Várhelyi muss die Arbeit der EUKommission im Bereich der Gesundheitsprävention verstärken und einen umfassenden Ansatz zur Gesundheitsförderung und Krankheitsprävention über den gesamten Lebensverlauf hinweg sicherstellen, nicht zuletzt, um die Gesundheitssysteme zu entlasten. Diese europäische PräventionsPerspektive korrespondiert ebenfalls mit den gesundheitspolitischen Zielen der neuen Bundesregierung. Im Koalitionsvertrag gibt es ein eigenes Unterkapitel zum Thema Prävention. Zudem möchte die Bundesregierung ihr Engagement auf internationaler Ebene unter dem Schlagwort „Globale Gesundheitspolitik“ intensivieren. Hier dürfte das Thema Präventionsförderung eine wichtige Rolle spielen. Die BZÄK macht die Zusammenhänge zwischen den wachsenden Herausforderungen an die Gesundheitssysteme vor dem europäischen und internationalen Hintergrund zum Thema des diesjährigen Europatages Mitte Juli in Brüssel. Ein gemeinsames europäisches Verständnis für den präventiven Ansatz bietet die Chance, Synergien zwischen nationaler und europäischer Gesundheitspolitik zu schaffen – und langfristig eine nachhaltige, ressourcenschonende und gerechte Versorgung sicherzustellen. Deutschland kann und sollte mit seiner präventionsorientierten Zahnmedizin Vorreiter sein – und in diesem Sinne dabei helfen, die europäische wie die globale Gesundheitspolitik aktiv mitzugestalten. Dr. Romy Ermler Vizepräsidentin der Bundeszahnärztekammer Konstantin von Laffert Vizepräsident der Bundeszahnärztekammer Gesundheitssysteme weltweit unter Druck – kann Prävention eine Lösung sein? 6 | LEITARTIKEL Fotos: Lopata/Axentis.de
Und wofür brauchen Sie mehr Zeit? Genug Spielraum haben für alles, was zählt im Leben und ein eigenes Vermögen aufbauen – das ist Vapula Haukongo wichtig. Ihn mit der richtigen Anlagestrategie ans Ziel zu bringen, ist dabei unser Job. Was immer Sie bewegt, sprechen Sie mit uns. Familie. Praxis. Fußball.Vapula Haukongo Zahnarzt und zweifacher Vater, München > apobank.de/vermoegen
EIN BILD UND SEINE GESCHICHTE zm115 Nr. 14, 16.07.2025, (1174) 8 | GESELLSCHAFT Für Dr. James Rolfe war es fast so etwas wie ein Reflex, als er im Mai 2025 in den Nahen Osten aufbrach, um dort Palästinenser zu behandeln. 2003 hatte der Zahnarzt die gemeinnützige Organisation „Afghanistan Dental Relief Project“ gegründet, um mittellose und vom Krieg gebeutelte Menschen zahnmedizinisch zu versorgen. Bis heute sollen in seiner Klinik mehr als eine Viertelmillion Menschen behandelt worden sein. Und obwohl er sich im besten Rentenalter von 85 Jahren befindet, betreibt er in seiner Heimatstadt Santa Barbara in Kalifornien eine 24-Stunden-Notdienst-Praxis, deren Gewinne er für seine Hilfseinsätze verwendet. „Ich bin einfach proaktiv“, sagte Rolfe dem Radiosender KCLU. Von der dramatischen Situation der Menschen in Gaza aufgewühlt, wandte er sich kurzerhand an die Vereinten Nationen (UN) und bot seine Hilfe an. Da er nicht direkt nach Gaza reisen durfte, arrangierte man für ihn die Möglichkeit, in der Westbank zahnärztliche Hilfe zu leisten. Am 19. Mai flog er zum nächstgelegenen Flughafen in Tel Aviv – allerdings als Tourist, wie er erst kurz vorher erfuhr. „Ich konnte keine Instrumente mitnehmen, weil die Israelis mich nicht aus dem Flughafen gelassen hätten, wenn ich etwas dabei gehabt hätte, das den Palästinensern helfen könnte“, sagte Rolfe, der damals auf vier gepackten Koffern mit Arbeitsmaterialien saß. „Die Vereinten Nationen sagten, ich dürfe nichts mitnehmen.“ Zwei Wochen lang unterstützte er darum als Zahnarzt verschiedene Krankenhäuser im Westjordanland. „Ich habe gewusst, dass die Lage der Palästinenser vor Ort wirklich schlimm ist, aber ich stellte fest, dass sie noch schlimmer war“, berichtete er. Rolfe hat jetzt erneut Vorkehrungen für eine Reise nach Gaza getroffen. Die Genehmigung der UN liegt vor. Im zweiten Versuch will er dann über Ägypten einreisen – mit seiner Ausrüstung. Die Aussicht darauf gebe ihm „einfach ein gutes Gefühl“, sagt er. mg Foto: Facebook – KCLU, Dennis – stock.adobe.com
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zm115 Nr. 14, 16.07.2025, (1176) 10 | POLITIK JURISTISCHE PRÜFUNG VON AUSFALLHONORAREN Sind Gebühren bei No-Shows legal? Sind die Gebühren, die Arztpraxen, Friseursalons oder Restaurants ihren Patientinnen und Kunden für versäumte Termine und Reservierungen aufbrummen, überhaupt legal? Das Bundesministerium der Justiz und für Verbraucherschutz (BMJV) soll die Rechtssicherheit von No-Show-Klauseln und Terminausfallgebühren prüfen, wie aus einem Beschluss der Justizministerkonferenz hervorgeht. Bislang wüssten jedenfalls beide Seiten nicht genau, was erlaubt ist, kommentierte das niedersächsische Justizministerium die Lage. Das Amt hatte den Prüfauftrag in die Justizministerkonferenz eingebracht und Bundesjustizministerin Dr. Stefanie Hubig (SPD) soll nun untersuchen lassen, ob weitere gesetzliche Regelungen notwendig sind. Aus der Sicht von Meike Schmucker, Rechtsanwältin und Expertin für Medizinrecht bei der Kanzlei Voß & Partner aus Münster, ist dieser Prüfauftrag allerdings „eher vage“ formuliert. „Trotzdem steht ohne Frage fest, dass Praxen – vor allem solche ohne Überweisungszwang wie Zahnarztpraxen – unter NoShows und den daraus resultierenden betriebswirtschaftlichen Einbußen leiden können“, sagt die Juristin. Die Praxen bewegen sich nicht in einem rechtsfreien Raum Die Arztpraxen bewegten sich hier aber nicht in einem rechtsfreien Raum. Während die Zulässigkeit von Ausfallhonoraren in der Vergangenheit aufgrund unterschiedlicher Urteile seitens der Amts- und Landgerichte umstritten war, hat der Bundesgerichtshof mit einer Entscheidung aus 2022 (Az.: III ZR 78/21, Urteil vom 12. Mai 2022) Bedingungen definiert, wann Praxisinhaberinnen und -inhabern ein Ausfallhonorar verlangen dürfen. „Damit ein solcher Anspruch im Einzelfall tatsächlich durchsetzbar ist, müssen die einschlägigen Vorgaben sorgfältig eingehalten werden“, erklärt Schmucker. Dazu gehört laut der Anwältin, dass es sich um eine sogenannte Bestellpraxis handelt, die Termine in der Praxis exklusiv für einzelne Patientinnen und Patienten reserviert. Idealerweise existiert für die terminierten Behandlungen eine schriftliche, von beiden Seiten unterzeichnete Vereinbarung. Daraus sollte unter anderem das explizit mit Datum und Uhrzeit zu benennende Zeitfenster hervorgehen und eine angemessene Reaktionszeit zur Terminabsage vereinbart werden. „Im Streitfall muss die Praxis beweisen können, dass ihr ein konkret bezifferbarer Umsatzausfall entstanden ist, weil kein Ersatz im betreffenden Zeitfenster gefunden werden konnte“, so die Medizinrechtlerin. Der Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv) sieht genau das kritisch. Zwar räumte auch er ein, dass die Rechtslage im Bereich der No-Shows geprüft werden sollte. Die Problematik ist aus seiner Sicht jedoch eine andere. „Pauschale Ausfallhonorare sind mit der Etablierung privater digitaler Terminvermittlung in der ärztlichen Versorgung häufiger geworden“, betonte Thomas Moormann, der beim vzbv das Ressort Gesundheit und Pflege leitet. Rechtlich sei das aus seiner Sicht jedoch sehr umstritten, da bei Ärztinnen und Ärzten selten ein Verdienstausfall entstehe. Moormann: „Sie haben selten Leerlauf, die Wartezimmer sind voll, es sind immer Arztbriefe zu schreiben oder andere Tätigkeiten zu erledigen.“ Haben Ärzte überhaupt einen Verdienstausfall? Rechtsanwältin Schmucker erwartet hier eine Einzelfallprüfung: „Man kann nicht pauschal sagen, dass NoShows kompensiert werden können. Es kommt auf die Organisation und das Leistungsspektrum der jeweiligen Praxis an.“ Während die Wahrscheinlichkeit gering sei, dass ein Ausfallhonorar beispielsweise aufgrund eines nicht wahrgenommenen zahnmedizinischen Kontrolltermins einer gerichtlichen Überprüfung standhält, könnten die Erfolgsaussichten bei einer komplexen und zeitaufwendigen zahnprothetischen Behandlung ganz anders aussehen. „In solchen Fällen könnten Zahnärzte durchaus belegen, dass sie den entstandenen betriebswirtschaftlichen Verlust nicht durch andere Patienten am betreffenden Tag kompensieren konnten“, meint die Juristin. Aber: In jedem Fall sei der Abschluss einer wirksamen Ausfallhonorarvereinbarung und die gerichtliche Durchsetzung im Streitfall mit Schwierigkeiten verbunden. sth Foto: Fiedels-stock.adobe.com
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12 | MEDIZIN BIOKOMPATIBLE CHEMIE FÜR DAS UPCYCLING VON PLASTIKMÜLL Forscher machen aus PET-Flaschen Paracetamol Forschende der Universität Edinburgh in Schottland haben mithilfe von E.-coli-Bakterien aus PET-Plastikmüll den Wirkstoff Paracetamol hergestellt. Die neue Methode hinterlässt praktisch keine CO2-Emissionen. Das Team am Wallace Lab der Universität Edinburgh verwendete genetisch umprogrammierte E.-coli-Bakterien, um ein aus Polyethylenterephthalat(PET)-Kunststoff gewonnenes Molekül, bekannt als Terephthalsäure, in den Wirkstoff von Paracetamol umzuwandeln. Dazu nutzten sie einen Fermentationsprozess, der ähnlich wie beim Bierbrauen die Umwandlung von industriellem PET-Abfall in Paracetamol in weniger als 24 Stunden beschleunigte. Etwa 90 Prozent des so entstandenen Produkts war Paracetamol. „Die neue Technik wurde bei Raumtemperatur durchgeführt und erzeugte praktisch keine CO2-Emissionen, was beweist, dass Paracetamol nachhaltig produziert werden kann“, berichtet das Team. Paracetamol wird traditionell aus fossilen Brennstoffen, darunter auch Erdöl, hergestellt. Das Recycling von PET sei zwar möglich, doch führten die bestehenden Verfahren zu Produkten, die weiterhin zur weltweiten Plastikverschmutzung beitragen, stellen die Forscher klar. „Die technische Biologie bietet ein enormes Potenzial, unsere Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen zu überwinden, eine Kreislaufwirtschaft aufzubauen und nachhaltige Chemikalien und Materialien zu entwickeln“, betone Ian Hatch, vom College of Science and Engineering bei Edinburgh Innovations. „Fortschritte in der biokompatiblen Chemie haben das Potenzial, effizientere Biosynthesewege für komplexe Verbindungen zu erschließen und damit die Entwicklung nachhaltiger und umweltfreundlicher Bioprozesse voranzutreiben“, bestätigt eine Forschungsgruppe um Matthew Wook Chang von der National University of Singapore in einem begleitenden Kommentar. ck Johnson, N.W., Valenzuela-Ortega, M., Thorpe, T.W. et al. A biocompatible Lossen rearrangement in Escherichia coli. Nat. Chem. (2025). https://doi. org/10.1038/s41557-025-01845-5 Soon, W.L., Chong, H.Q., Foo, J.L. et al. New-to-nature biocompatible chemistry for plastic waste upcycling. Nat. Chem. (2025). https://doi.org/10.1038/ s41557-025-01863-3 Foto: Dmytro-stock.adobe.com SO WERDEN PLASTIKFLASCHEN ZU PARACETAMOL Die Forschenden zerlegten die PET-Flaschen zunächst in ihre Grundbausteine, um daraus Terephthalsäure zu gewinnen. Genetisch veränderte E.-coli-Bakterien wandelten diese Substanz über mehrere biochemische Schritte in para-Aminobenzoesäure (PABA) um, ein Vorprodukt von Paracetamol. Mithilfe zusätzlicher Enzyme aus Pilzen und Bodenbakterien entstand daraus schließlich zu 92 Prozent Paracetamol – und das alles bei Raumtemperatur und nahezu emissionsfrei. zm115 Nr. 14, 16.07.2025, (1178)
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14 | POLITIK „DENTAL BERLIN“ Ein Update für Wissenschaft und Praxis Rund 400 Teilnehmerinnen und Teilnehmer haben am 20. und 21. Juni die „Dental Berlin" besucht. Der Fortbildungskongress der Zahnärztekammer Berlin fand zum dritten Mal in der Berliner Classic Remise statt. Die Location war für Liebhaber automobiler Klassiker ein Fest – früher mal ein Straßenbahndepot, heute ein Treffpunkt der Berliner Oldtimer-Szene in Alt-Moabit. An diesem Juni-Wochenende standen allerdings die Zahnmedizin und die Gesundheitspolitik im Mittelpunkt. In ihren standespolitischen Reden zum Auftakt der Veranstaltung kamen Dr. Karsten Heegewaldt (Präsident der Zahnärztekammer Berlin), Prof. Dr. Christoph Benz (Präsident der Bundeszahnärztekammer) und Dr. Andreas Hesseberger (Stv. Vorsitzender der KZV Berlin) immer wieder auf den Punkt zu sprechen,worandasGesundheitswesen im Allgemeinen und die zahnmedizinische Versorgung im Besonderen kranken: die überbordende Bürokratie. Auch die Aufarbeitung eines Mundspiegels ist bürokratisch Heegewaldt warnte vor einem „Bürokratie-Burnout“. Die administrativen Aufgaben in den Praxen „nehmen wertvolle Zeit in Anspruch, die wir lieber in die Behandlung unserer Patienten investieren würden“. 25 Prozent der Arbeitszeit gehe für – oft sinnlose – Bürokratie drauf. Die Praxis-Mitarbeiterinnen und -Mitarbeiter müssten täglichen 962 Regelungen befolgen. Als konkretes Beispiel hielt der Berliner Kammerpräsident einen Mundspiegel hoch: Für dessen Aufarbeitung seien sieben Verordnungen, elf DIN-Normen, 14 Arbeitsanweisungen und neun Dokumentationsvorgaben einzuhalten und zu beachten. Mit Blick auf die Berliner Gesundheitssenatorin Dr. Ina Czyborra (SPD) kritisierte Heegewaldt die Begehungen durch das Berliner Landesamt für Gesundheit und Soziales (LAGeSo), „die nicht ein bisschen mehr Sicherheit in unseren Praxen und für die Patienten bringen. Uns aber kosten sie viel wertvolle Zeit und erheblich Nerven“. Czyborra bedankte sich in ihrem Grußwort für die Anregungen und bemühte eine Standardformulierung. Da man nicht „das Kind mit dem Bade ausschütten“ wolle, sei es wichtig, die Der Fortbildungskongress „Dental Berlin“ war gut besucht. Hier stellt Prof. Dr. Henrik Dommisch die Behandlungsmöglichkeiten von Parodontitis im Stadium IV vor. Foto: Dental Berlin / Berlin Event Fotograf zm115 Nr. 14, 16.07.2025, (1180)
POLITIK | 15 abstrakte Kritik auf konkrete Maßnahmen herunterzubrechen. BZÄK-Präsident Prof. Dr. Christoph Benz erklärte, dass der Berufsstand in Deutschland sehr gut aufgestellt sei und genau die Ziele verfolge, die die Gesundheitspolitik erwartet, aber seine Sorge sei, dass demnächst „der große Rasenmäher kommt“, der alles kürzt. Bei der Umstellung auf Prävention könne man viel von der Zahnmedizin lernen, allerdings werde dies nicht so schnell gehen, wie viele hoffen. Die Zahnmedizin habe dafür 35 Jahre gebraucht, dämpfte Benz zu große Erwartungen. Der stellvertretende Vorsitzende der KZV Berlin, Dr. Andreas Hessberger, erklärte dass die Berliner Situation der zahnärztlichen Versorgung eine besondere sei. Einerseits gebe es eine Bewegung vom Stadtrand hin ins Zentrum, gleichzeitig kämen neue Zahnärztinnen und Zahnärzte hinzu. Dieser Zuwachs sei aber auch erforderlich, da die Stadt weiter wachse. „Wir können das Versorgungsniveau im Augenblick auf einem stabilen, guten Niveau sichern“, betonte Hessberger. Der KZV Berlin sei es zudem in den vergangenen Monaten gelungen, bei fast allen gesetzlichen Krankenkassen das für die zahnmedizinische Behandlung zur Verfügung stehende Budget deutlich zu erhöhen. „Damit ist die vollständige Finanzierung aufwendiger Behandlungen, wie eben zum Beispiel die Therapien in der Parodontologie, dauerhaft gesichert“, hob Hessberger hervor. Lösungen für den Praxisalltag Nach dem gesundheitspolitischen Teil stand bei „Dental Berlin“ die Zahnmedizin im Mittelpunkt. Insgesamt zwölf Fachvorträge mit anschließender Diskussion sollten wichtige Impulse, neues Wissen und konkrete Lösungsmöglichkeiten für die unterschiedlichsten Herausforderungen im Praxisalltag mitgeben. Am Freitag befassten sich unter anderem Prof. Dr. Sebastian Paris mit dem Zahnerhalt bei älteren Patienten und Prof. Dr. Roland Frankenberger mit der Füllungstherapie nach dem Amalgamverbot. Prof. Dr. Henrik Dommisch stellte die zentralen Inhalte der neuen S3-Leitlinie zu Parodontitis Stadium IV vor. Lesen Sie dazu auch den Fortbildungsteil in dieser Ausgabe und in der zm 13/2025, der den neuesten Stand der Parodontitistherapie vorstellt. sr zm115 Nr. 14, 16.07.2025, (1181) Der Präsident der Berliner Zahnärztekammer, Dr. Karsten Heegewaldt, kritisierte in seiner Rede die behördlichen Praxisbegehungen. Foto: zm/sr CORRIGENDUM Im Artikel „Bundeszahnärztekammer fordert Sofortprogramm Bürokratieabbau“ in der zm 13/2025 hat sich auf S. 21 am Anfang des dritten Absatzes ein Fehler eingeschlichen. Dort muss es korrekt heißen: „Auch die Einführung der ,Tagesabschlussdokumentation’ bei der Aufbereitung von Medizinprodukten in Zahnarztpraxen hält die BZÄK für dringend geboten.“ Wir bitten, den Fehler zu entschuldigen. (Die Redaktion)
16 | PRAXIS HILFE BEI DER PLANUNG VON ARBEITSABLÄUFEN Ein schlechter Terminkalender bringt Chaos, ein guter Struktur Jonas Kock Keine Zeitfenster für leistungsstarke Behandlungen, ein Übermaß an Akutsprechstunden, unkoordinierte Einzelbehandlungen. Nein, wir blicken nicht in den ganz normalen Wahnsinn des Praxisalltags. Das hier ist tatsächlich Ausdruck struktureller Fehlplanung. Der Terminkalender, der eigentlich Orientierung und Struktur bieten soll, wird selbst zum Problem. Denn ohne klare Vorgaben, wie Lücken sinnvoll genutzt werden sollen, welche Leistungen Vorrang haben oder wie man mit kurzfristigen Anforderungen umgeht, entstehen Ungleichgewichte im Leistungsangebot, Belastungsspitzen für das Team und damit spürbare Umsatzverluste. Deshalb gilt: Wer Zeit wirtschaftlich nutzen will, muss sie strategisch planen. Tatjana Stefanowsky, unsere Spezialistin für Organisationsentwicklung, kennt die Herausforderungen im Praxisalltag aus über 14.000 Beratungen – und sie weiß, wie viel Verbesserungspotenzial selbst in etablierten Praxen steckt. Das zentrale Problem eines Mandanten erkannte sie bereits im Erstgespräch: keine Struktur im Terminkalender. Beratungen wurden spontan eingeschoben, Terminarten waren unklar definiert, das RecallSystem funktionierte nur teilweise. Die Folge: Verzögerungen, Leerlauf und wirtschaftliche Einbußen. Strukturiertes Zeitmanagement ist ein wirtschaftlicher Hebel Gemeinsam mit dem Team entwickelte sie eine neue Kalenderstruktur: definierte Terminspalten für komplexe Behandlungen, feste Slots für Erstgespräche und für Akuttermine sowie ein optimiertes Recall-System. Die gesamte Planung wurde an die Raumund die Personalverfügbarkeit angepasst. Das Ergebnis: spürbare Entlastung, bessere Abläufe – und ein messbares Umsatzplus. Der erste Schritt hin zu einem strukturierten Terminkalender liegt in der Zieldefinition: Welche Leistungen sollen Vorrang haben? Welche Kapazitäten stehen real zur Verfügung? Auf der Basis von Raum- und Personalstruktur lässt sich eine Terminlogik entwickeln, die Leistungen priorisiert, statt sie dem Zufall zu überlassen. Besonders lukrative oder strategisch wichtige Behandlungen erhalten feste Zeitfenster. Gleichzeitig entsteht mehr Regelmäßigkeit im Tagesablauf: Wer Folgetermine strukturiert einplant, vermeidet nicht nur Terminengpässe, sondern schafft auch verlässliche Abläufe für das Team und die Patienten. So entstehen planbare(re) Arbeitsabläufe und weniger Leerlaufzeiten. Auch kurzfristige Störungen werden besser beherrschbar. Die Voraussetzung: eine klare Vorstellung davon, welche Leistungen wann, durch wen und in welchem Raum erbracht werden sollen – und welche Leistungen zeitlich miteinander kombinierbar sind. Vor der Umsetzung einer neuer Struktur steht die Analyse des Ist-Zustands. Welche Terminarten sind im Kalender abgebildet? Wie verteilen sich die Leistungen tatsächlich? Und wie läuft das Einbestellen in der Praxis konkret ab? Erfahrungsgemäß zeigen sich hier oft typische Schwachstellen: Beratungsleistungen oder Folgetermine erhalten zu wenig Raum, während Routinekontrollen oder Akutsprechstunden den Kalender dominieren. Häufig fehlen standardisierte Terminketten Ein Beispiel: Gerade bei umfangreichen Zahnersatzbehandlungen fehlen häufig standardisierte Terminketten. Statt einer planbaren Abfolge wird jeder neue Schritt individuell terminiert – mit dem Ergebnis, dass Behandlungszeiten lückenhaft im Kalender verteilt und Kapazitäten gebunden werden, die für andere Leistungen fehlen. Wer solche Strukturen analysiert, kann gezielt gegensteuern: durch feste Terminblöcke, abgestimmte Zeitfenster und klar definierte Einbestellprozesse. Struktur schafft Freiraum – für wirtschaftlichen Erfolg, aber auch für die persönliche Entwicklung. zm115 Nr. 14, 16.07.2025, (1182) Jonas Kock KOCK CONSULTING GmbH | Beratung für die Heilberufe Berlin Foto: privat
PRAXIS | 17 Foto: contrastwerkstatt-stock.adobe.com Oft zeigt sich bei dieser Analyse auch, dass wertvolle Zeitfenster ungenutzt bleiben – sei es durch unklare Kalenderdefinitionen, eine mangelnde Differenzierung nach Leistungsarten oder die fehlende Ausrichtung auf Raum- und Personalverfügbarkeit. Nach der Analyse folgt die Neustrukturierung: Im Zentrum steht die Einführung klar definierter Zeitfenster für priorisierte Leistungen, dazu eine Mischung aus planbaren und offenen Terminen sowie integrierte Puffer für unvorhergesehene Fälle. Ein klar strukturiertes Terminbuch ist zudem die Grundlage für eine erfolgreiche Implementierung digitaler Tools – beispielsweise eines OnlineTerminkalenders oder eines KI-gestützten Telefonassistenten. Nur wenn die Terminarten und Zeitfenster sinnvoll hinterlegt sind, kann die Anmeldung im Alltag wirklich entlastet werden. Andernfalls führen solche Systeme häufig zu zusätzlichem Koordinationsaufwand – etwa durch Fehlbuchungen oder unpassende Terminvergaben. Digitale Werkzeuge müssen mit der neuen Logik matchen Wichtig ist hierbei die Unterscheidung nach Leistungsgruppen: Akut, Routine, Privat, Folge. So lassen sich Anfrageneffizient steuern und wirtschaftlich tragfähige Abläufe sichern. Und: Eine durchdachte Kalenderstruktur bietet nicht nur wirtschaftlichen Mehrwert, sondern entlastet auch das Team spürbar. Die Vorhaltung von Kapazitäten für Neupatienten wird ebenfalls erleichtert. Ein wichtiger Faktor, denn sie sind die Grundlage für das langfristige Wachstum einer Praxis. Struktur braucht System: Ein digitales Recall-System steigert die Planbarkeit, senkt die Ausfallquote und sorgt für eine gleichmäßige Auslastung. Terminarten und Kalenderstruktur müssen im Praxisverwaltungssystem klar definiert und konsequent genutzt werden. Nur wenn die digitalen Werkzeuge auf die neue Logik abgestimmt sind, kann die Planung im Alltag funktionieren. Zusätzlich kann ein Forecast-System bei der Wochen- und Monatsplanung helfen, frühzeitig auf Schwankungen zu reagieren und die Auslastung gezielt zu steuern. Damit die neue Struktur funktioniert, ist das gesamte Team einzubinden. Schulungen, Checklisten und ein gemeinsames Verständnis der neuen Abläufe sind hier ebenso entscheidend wie die konsequente Anwendung im Alltag. Fazit Ein Terminkalender ist mehr als ein Verwaltungswerkzeug – er ist ein zentrales Steuerungselement jeder Praxis. Wer ihn konsequent analysiert, strukturiert und auf die wirtschaftlichen Ziele ausrichtet, gewinnt nicht nur Klarheit, sondern auch Spielraum. Für das Team bedeutet das: weniger Stress, mehr Planbarkeit. Für die Praxisleitung: mehr Kontrolle, mehr Leistung, mehr Wirtschaftlichkeit. zm115 Nr. 14, 16.07.2025, (1183)
zm115 Nr. 14, 16.07.2025, (1184) 18 | ZAHNMEDIZIN AUS DER WISSENSCHAFT Nicht-invasive Bildgebungsverfahren zur Beurteilung der Gewebeperfusion Peer W. Kämmerer Die mikrovaskuläre Durchblutung spielt eine zentrale Rolle bei oralen Erkrankungen und bei der Wundheilung. Neue bildgebende Verfahren ermöglichen erstmals eine quantitative und nicht-invasive Beurteilung dieser Prozesse. Die hier besprochene systematische Übersichtsarbeit analysiert die aktuell verfügbaren Techniken zur objektiven Messung der Gewebeperfusion in parodontalen und oralen Weichgeweben. Die orale Mikrozirkulation ist entscheidend für Diagnose, Prognose und Heilung vieler oraler Erkrankungen. Insbesondere bei Parodontitis, bei periimplantären Entzündungen und nach chirurgischen Eingriffenkanndie Gewebeperfusion wertvolle Informationen zum Heilungsverlauf liefern. Ziel dieser systematischen Übersichtsarbeit war es, alle derzeit verfügbaren nichtinvasiven, quantitativen Bildgebungsverfahren zur Analyse der Blutflussdynamik im Mundraum zusammenzutragen und hinsichtlich ihrer klinischen Anwendbarkeit zu bewerten. Materialien und Methoden Die Autorengruppe aus den USA durchsuchte fünf große Datenbanken (PubMed, Embase, CINAHL, Dentistry and Oral Sciences Source, Cochrane Trials) bis Oktober 2023. Eingeschlossen wurden In-vivo-Studien an Menschen und Tieren, die quantitative Perfusionsdaten mittels bildgebender Verfahren erhoben hatten. Ausschlusskriterien waren Ex-vivo-Studien, Reviews und nichtenglische Artikel. Die methodische Qualität wurde mit den Tools RoB2 (für randomisierte kontrollierte Studien) und ROBINS-I (für nicht-randomisierte Studien) bewertet. Ergebnisse Insgesamt wurden 91 Studien ausgewertet, davon drei randomisierte kontrollierte Studien (RCTs) und 88 nicht-randomisierte Studien. Die identifizierten bildgebenden Verfahren waren: Laser Doppler Flowmetry (LDF): häufigstes Verfahren zur punktuellen Messung des Blutflusses, empfindlich gegenüber Bewegungsartefakten Laser Speckle Contrast Imaging (LSCI): zweidimensionale Visualisierung oberflächlicher Perfusion mit anatomischem Bezug Ultraschall (Color Flow und Power Doppler): größere Eindringtiefe, zunehmend für parodontale Gewebeperfusion genutzt Neue Perspektiven auf die Durchblutung im Mundraum: hyperspektrale Bildgebung eines oralen Plattenepithelkarzinoms inklusive der umliegenden Gewebe Foto: Peer Kämmerer AUS DER WISSENSCHAFT In dieser Rubrik berichten die Mitglieder des wissenschaftlichen Beirats der zm regelmäßig über interessante wissenschaftliche Studien und aktuelle Fragestellungen aus der nationalen und internationalen Forschung. Die wissenschaftliche Beirat der zm besteht aus folgenden Mitgliedern: Univ.-Prof. (a.D.) Dr. Elmar Hellwig, Albert-Ludwigs-Universität Freiburg (bis 31.12.2023) Univ.-Prof. Dr. Dr. Søren Jepsen, Universität Bonn Univ.-Prof. Dr. Florian Beuer, Charité – Universitätsmedizin Berlin Univ.-Prof. Dr. Dr. Peer W. Kämmerer, Universitätsmedizin Mainz
ZAHNMEDIZIN | 19 Spektrale Bildgebung (Diffuse Reflectance Spectroscopy DRS, NearInfrared Spectroscopy NIRS, Orthogonal Polarization Spectral Imaging OPS, Sidestream Dark Field Imaging SDF): Informationen zu Sauerstoffsättigung, Hämoglobinkonzentration und Kapillardichte Videomikroskopie und Videokapillaroskopie: direkte Visualisierung kleinster Gefäße, begrenzte Standardisierung Die Stärken und Limitationen der Verfahren wurden hinsichtlich Auflösung, Eindringtiefe, Bildqualität und Handhabbarkeit verglichen. Festgestellt wurde, dass laserbasierte Verfahren (vor allem LDF und LSCI) am häufigsten verwendet werden, während der Ultraschall und die spektrale Bildgebung zusätzliche funktionelle Parameter wie Sauerstoffsättigung und Gewebszusammensetzung liefern können. Jede Methode weist spezifische Stärken und Limitationen in Bezug auf Auflösung, Eindringtiefe und klinische Anwendbarkeit auf. Zusammenfassung und Bewertung Diese Arbeit bietet einen umfassenden Überblick über die modernen Methoden zur nicht-invasiven Erfassung der oralen Mikrozirkulation. LDF und LSCI sind besonders praktikabel im klinischen Alltag, während spektrale Verfahren tiefergehende Informationen über die Gewebezusammensetzung liefern. Der Ultraschall zeigt vielversprechende Perspektiven für die periimplantäre Diagnostik. Die Autoren betonen den Bedarf an standardisierten Protokollen und weiteren validierten klinischen Studien, um diese Technologien in die Routinediagnostik zu integrieren. Die Studie: Rodriguez A, Kripfgans O, Aellos F, Velasquez D, Baltazar A, Chan H-L (2025): Non-invasive and quantitative methods for assessment of blood flow in periodontal and oral soft tissues: a systematic review. Front. Dent. Med. 6:1587821. DOI: 10.3389/ fdmed.2025.1587821 Univ.-Prof. Dr. Dr. Peer W. Kämmerer, MA, FEBOMFS Leitender Oberarzt/ Stellvertr. Klinikdirektor Klinik und Poliklinik für Mund-, Kieferund Gesichtschirurgie – Plastische Operationen, Universitätsmedizin Mainz Augustusplatz 2, 55131 Mainz Foto: Kämmerer Wir sind Ihr zuverlässiger Partner für erstklassige Zahnmedizin. Als Spezialist für hochwertige Dentalprodukte tragen wir zum Erhalt und zur Verbesserung der natürlichen Zähne bei. Mit unseremE2R-Konzept (Endodontics to Restoration) ermöglichen wir einen nahtlosen Arbeitsablauf einschließlich Infektionskontrolle. Zahnärzte weltweit vertrauen auf unsere integrierten Lösungen, um Behandlungsergebnisse zu optimieren und eine erstklassige Patientenversorgung in jeder Phase zu erzielen. Mehr Informationen erhalten Sie unter coltene.com. Kontaktieren Sie uns – wir helfen Ihnen gerne weiter! Denken Sie an dentale Isolation? Denken Sie an HySolate. Gingiva Schutz bei Bleaching & Ätzen – Einfach? Sicher? Sauber? HySolate LiquidDam NEU Lichthärtendes, fließfähiges Mikrohybridkomposit für den zuverlässigen Schutz der Gingiva bei Bleaching- und Ätzverfahren
20 | POLITIK zm115 Nr. 14, 16.07.2025, (1186) VERSORGUNGSSITUATION IM VEREINIGTEN KÖNIGREICH Die Patienten warten auf einen Termin, doch die Zahnärzte jobben bei McDonald’s Im Vereinigten Königreich arbeiten Tausende voll ausgebildete Zahnärztinnen und Zahnärzte aus dem Ausland offenbar in Fast-Food-Restaurants statt in der Praxis, weil das zuständige Registrierungsamt nicht hinterherkommt. Gleichzeitig warten 4,5 Millionen Briten pro Jahr vergebens auf einen Zahnarztermin. Wie aus einem neuen Whitepaper der Association of Dental Groups (ADG) mit dem Titel „Creating Dental Oases“ hervorgeht, landen top ausgebildete ausländische Zahnärzte im United Kingdom aufgrund eines „Staus“ bei der Overseas Registration Examination (ORE) oft bei McDonald’s oder Subway, um über die Runden zu kommen. Der Bericht wurde Mitte Juni den Abgeordneten im Unterhaus vorgestellt. Die ORE-Prüfung ist eine zweiteilige Prüfung, die vom GDC durchgeführt wird. Wer sie besteht, kann sich für die vollständige Zulassung im UK bewerben. „Wir müssen dringend die Hürden beseitigen, die verhindern, dass die 6.000 voll ausgebildeten ausländischen Zahnärzte, die sich in der Warteschlange für die Zulassung befinden, bei uns praktizieren dürfen", forderte ADG-Chef Neil Carmichael. „Viele dieser Kollegen arbeiten hier als ungelernte Fachkräfte. Die Zahnärztekammer muss die Zulassungsprüfung reformieren, denn derzeit bietet jeder Prüfungstermin nur Platz für 600 Teilnehmer. Bei diesem Tempo wird es Jahre dauern, bis sie qualifiziert sind!“ 6.000 Zahnärzte sind in der Warteschlange ... Die ADG schätzt, dass der Mangel an Zahnärztinnen und Zahnärzten im NHS dazu führt, dass etwa 4,5 Millionen Patienten jedes Jahr unversorgt bleiben. Jährlich werden 87 Millionen „Units of Dental Activity“ (UDAs) in Auftrag gegeben. Normalerweise benötigt ein Patient drei UDAs, und ein Zahnarzt führt 5.000 UDAs pro Jahr durch. Laut NHS England fehlen im Vereinigten Königreich 2.749 Zahnärzte. Würden diese offenen Stellen besetzt, könnten laut ADG also zusätzliche 13,5 Millionen Termine an die Patienten vergeben werden, die derzeit aufgrund fehlender Kapazitäten nicht behandelt werden können, heißt es in dem Weißbuch. Die Zahnmedizin basiert im Vereinigten Königreich auf einem Mix aus NHS-Leistungen und privaten Gebühren: Fast 2.800 Zahnärztinnen und Zahnärzte fehlen im Vereinigten Königreich am Arbeitsmarkt. Gleichzeitig sind voll ausgebildete Kräfte aus dem Ausland gezwungen, ihren Lebensunterhalt in Fast-Food-Restaurants zu verdienen, weil sie im Nadelöhr des Zulassungssystems feststecken. DER ZAHNÄRZTEMANGEL IST SYSTEMISCH Mehr als 3.000 Zahnarztstellen im Land sind unbesetzt: Daten des NHS England für den Zeitraum bis März 2024 zeigen, dass 2.749 Stellen für NHS-Zahnärzte, 1.161 Stellen für Zahnmedizinische Fachangestellte (Dental Nurses) sowie 497 Stellen für angehende ZFA unbesetzt sind. Zudem wurden 411 offene Zahnarztstellen, 317 offene ZFA-Stellen und 150 offene ZFA-Ausbildungsplätze in den Privatpraxen gemeldet. Die Positionen sind durchschnittlich 180 Tage vakant. Erschwerend kommt hinzu, dass nur wenige Zahnärzte angeben, dass sie auf Arbeitssuche sind: Umfragedaten der britischen Zahnärztekammer (General Dental Council, GDC) zu Arbeitsmustern von Zahnärztinnen und Zahnärzten von April 2025 zeigen, dass nur 0,8 Prozent (241) der 30.066 Befragten (66 Prozent des Registers) aktiv nach einer Stelle suchen. Foto: gargantiopa – stock.adobe.com
Auszubildende aus Vietnam und China AZUBI-INITIATIVE 2025 NACHWUCHS GESUCHT? WIR HABEN DIE LÖSUNG! ZFA Abitur (in D anerkannt), B1-Deutschkenntnisse und hohe Motivation - unsere Kandidat:innen bringen alles mit, was Ihre Praxis benötigt. Qualität Bereichern Sie Ihr Team um neue Perspektiven und kulturelle Einblicke durch Internationale Auszubildende. Vielfalt Unser Service ist für die Zahnarztpraxen kostenfrei. Wir führen den Visaprozesse durch und koordinieren die Integration und Unterkunft. Kostenfrei MIT VORGELAGERTEM SPRACHKURS IN HAMBURG MÖGLICH JETZT ONLINE-BEWERBUNGSGESPRÄCH VEREINBAREN Hohenfelder Allee 41-43, 22087 Hamburg Ihre deutsche Agentur aus Hamburg: Job-in-Germany GmbH oliver.widmann@azubi-in-germany.de 0172/1515315 www.azubi-in-germany.de
22 | POLITIK Praxen und auch einzelne Zahnärzte entscheiden, welche Modelle sie nutzen wollen. Üblich ist das „Pay as you go“- Prinzip, herangezogen werden aber auch die Versicherungen des Patienten. In ihrer Stellungnahme an das Public Accounts Committee zur Initiative „Fixing NHS Dentistry“ weist die British Dental Association (BDA) in dem Zusammenhang darauf hin, dass in vielen Praxen private Behandlungen mittlerweile routinemäßig unattraktive oder verlustbringende NHSBehandlungen quersubventionieren. „Für die Patienten ist der Zugang zu NHS-Leistungen die größte Sorge in allen vier Landesteilen (England, Schottland, Wales und Nordirland), unabhängig von der Art des NHS-Vertrags“, stellt die ADG in ihrem Papier fest. „Die Lösung ist klar“, betont Carmichael: „Wir brauchen mehr Zahnärzte – und mehr zahnärztliches Fachpersonal.“ Ein Teil der Lösung sei der Abbau der Bürokratie, die talentierte Zahnärzte aus dem Ausland daran hindert, sich im Vereinigten Königreich als Zahnärztin oder Zahnarzt registrieren zu lassen. Carmichael: „Es ist eine beschämende Verschwendung, dass Kollegen in unseren Fast-Food-Restaurants Burger wenden, während sie eigentlich Patienten versorgen könnten!“ ... und braten Burger statt Patienten zu behandeln Die ADG schlägt daher drei Maßnahmen vor, um die Lücke im zahnärztlichen Arbeitsmarkt zu schließen. Diese Eingriffe könnten kurzfristig umgesetzt werden – ohne dass dafür gesetzliche Änderungen erforderlich wären oder zusätzliche Kosten entstehen. Am wichtigsten sei aber eine Reform durch den GDC, um ausgebildeten Zahnärzten aus dem Ausland das Praktizieren zu ermöglichen: 1. Engagement bei der Rekrutierung: Abbau von Hindernissen bei der Registrierung 2. Integrated Care Boards (ICBs) sollten ihre vollen Vergabebefugnisse nutzen: Am besten schöpfen die ICBs den verfügbaren zahnärztlichen Arbeitskräftepool vollständig aus und geben das gesamte zahnärztliche Budget für Zahnmedizin aus. Sie sollten zudem innovative Ansätze verfolgen, die die Nutzung des „Mixed Economy“-Modells innerhalb der Zahnmedizin einschließen. 3. Verbesserung der Personalplanung: Man sollte die Fähigkeiten des gesamten zahnärztlichen Teams im „Mischsystem“ erkennen und optimal einsetzen sowie Verbesserungen an den zahnmedizinischen Fakultäten unterstützen. Das neue Whitepaper der Association of Dental Groups (ADG) „Creating Dental Oases“ untersucht die zahnärztliche Krise im Vereinigten Königreich (Juni 2025). Davor veröffentlichte die ADG das Strategiepapier „Fill the Gap“ (Januar 2024) zum Fachkräftemangel und das Weißbuch „Dental Deserts“ (Mai 2022) zur geografischen Ungleichheit beim Zugang zur zahnärztlichen Versorgung. zm115 Nr. 14, 16.07.2025, (1188) „Ich bin ein voll ausgebildeter Zahnarzt mit zehn Jahren Erfahrung – aber mein aktueller Jobtitel ist ‚Sandwich Artist‘: Ich mache Sandwiches in einer Subway-Filiale.“ Shoaib Saiyed, Zahnarzt aus Indien, wohnhaft in Birmingham „Einige unserer Mitglieder berichten, dass sie mehr als 60 vollständig ausgebildete Zahnärzte beschäftigen, die als zahnmedizinische Assistenten arbeiten, weil sie die benötigte OREZertifizierung nicht erhalten. Hier sind dringend Maßnahmen erforderlich, damit diese Zahnärzte ihre Ausbildung voll ausschöpfen können.“ Neil Carmichael, Vorstandsvorsitzender ADG „Derzeit arbeite ich 60 Stunden pro Woche – 40 im Pflegeheim und 20 als Dentalhygieniker.“ Sayed Bilal Bukhara, ausgebildeter Zahnarzt aus Indien, angestellt als Koordinator in einem Pflegeheim und Teilzeit-Dentalhygieniker „Trotz meines postgradualen Masterabschlusses in Implantologie putze ich derzeit bei McDonald’s die Toiletten. Ich versuche seit 2022, die GDCRegistrierung abzuschließen, um hier praktizieren zu dürfen.“ Ahmed, voll ausgebildeter Zahnarzt aus Ägypten, arbeitet derzeit bei McDonald’s und als Teilzeit-Zahnarzthelfer „Ich habe viermal erfolglos versucht, mich für die ORE zu registrieren. Ich stehe kurz vor dem fünften Versuch, aber habe wenig Hoffnung. Es fühlt sich an wie eine Lotterie, weil es ein Wettlauf um einen der wenigen verfügbaren Plätze ist.“ Eni Shehu Muco, ausgebildete Zahnärztin aus Albanien und zurzeit als Dentalhygienikerin angestellt
POLITIK | 23 zm115 Nr. 14, 16.07.2025, (1189) GESUNDHEITSSYSTEME WELTWEIT – NIEDERLANDE Eine Basisversicherung ist für alle Pflicht Wie funktioniert die Gesundheitsversorgung eigentlich in anderen Ländern? Darüber informieren wir in unserer neuen Serie und beleuchten dabei auch die Situation in der Zahnmedizin. Im ersten Teil befassen wir uns mit den Niederlanden. Dort gibt es eine verpflichtende Krankenversicherung für alle. Die Qualität der Versorgung ist hoch. Die zahnmedizinische Versorgung wird teilweise von der Grundversicherung erstattet. Ausgaben für das Gesundheitssystem Nach Angaben der Wissenschaftlichen Dienste des Deutschen Bundestags gaben die Niederlande im Jahr 2022 kaufkraftbereinigt 80,196 Milliarden Euro für ihr Gesundheitssystem aus. Der Anteil der Ausgaben am Bruttoinlandsprodukt (BIP) betrug demnach 10,1 Prozent – und lag damit leicht unter dem EU-Durchschnitt von 10,4 Prozent. Zum Vergleich: Deutschland gab nach statistischen Angaben der Bundeszahnärztekammer (BZÄK) im gleichen Jahr 12,6 Prozent des BIP für das Gesundheitswesen aus. Für die Leistungen in Zahnarztpraxen brachten die Niederlande im gleichen Jahr laut der BZÄK 0,4 Prozent des BIP auf; in Deutschland waren es 0,7 Prozent. Zugang zur Krankenversicherung Bis 2006 waren rund zwei Drittel der 18 Millionen Niederländerinnen und Niederländer gesetzlich krankenversichert, ein Drittel privat. Seit der Reform des Gesundheitssystems 2006 gilt eine einheitliche, verpflichtende Krankenversicherung für die gesamte Bevölkerung. Alle, die in den Niederlanden leben und arbeiten, müssen sich in der Basisversicherung absichern. Dabei haben sie die freie Wahl zwischen den Anbietern und können jährlich wechseln. Die Versicherer sind verpflichtet, jeden in die Basisversicherung aufzunehmen. Darüber hinaus bieten sie zusätzliche Leistungen an. In den Niederlanden gibt es eine verpflichtende Krankenversicherung für die gesamte Bevölkerung. Die zahnmedizinische Versorgung wird teilweise von der Grundversicherung erstattet. Fotos: Oleksandr Rozhkov – stock.adobe.com, Zdenk – stock.adobe.com, Julien_Eichinger – stock.adobe.com Finanzierung Die Leistungen der Basisversicherung werden nach Angaben der Wissenschaftlichen Dienste des Deutschen Bundestags vorwiegend durch Beiträge und Steuern finanziert. Etwa die Hälfte der Einnahmen stammt demnach aus einkommensabhängigen Beiträgen, die in der Regel der Arbeitgeber zahlt. Ein Drittel (30 Prozent) stammt aus für alle Versicherten gleich hohen Beiträgen (Kopfpauschalen). Die Höhe dieser Prämie legen die Versicherer pauschal für alle Versicherten fest. Dafür zahlen die Versicherten nach Angaben der Wissenschaftlichen Dienste 2025 im Schnitt 157 Euro pro Monat. Weitere 20 Prozent der Einnahmen sind Steuermittel; damit werden die beitragsfreie Versicherung von Kindern bis 18 Jahre sowie Beitragszuschüsse für einkommensschwache Versicherte ZAHNMEDIZIN IN DEN NIEDERLANDEN Bevölkerung: 18 Millionen (Stand: 1. Januar 2025) 9.555 Zahnärztinnen und Zahnärzte praktizieren nach Angaben des niederländischen Zahnärzteverbands KNMT in den Niederlanden. Die meisten (rund 85 Prozent) waren Anfang 2025 Mitglied der KNMT, der Berufsorganisation für Zahnärzte, Kieferorthopäden und Oralchirurgen. Sitz des vor 100 Jahren gegründeten Verbands ist Utrecht. Zahnärztekammern gibt es in den Niederlanden nicht. 40,3 Prozent der aktuell 8.167 aktiven KNMT-Mitglieder sind Praxisinhaber. 2023 waren es noch 44,1 Prozent. Durch die stärkere Zusammenarbeit ist die Zahl der Einzelpraxen laut KNMT in den vergangenen Jahren zurückgegangen. Etwa 4.300 Zahnarztpraxen gibt es Schätzungen des Verbands zufolge in den Niederlanden. Davon sind 34 Prozent Einzelpraxen, 53 Prozent Gemeinschaftspraxen, und 13 Prozent Kettenpraxen. Die Versorgung besonders schutzbedürftiger Gruppen organisieren Zentren für besondere Zahnmedizin (Centra voor Bijzondere Tandheelkunde).
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