18 | ZAHNMEDIZIN zm115 Nr. 17, 01.09.2025, (1372) umgebenden Schleimhaut fixiert, um eine erneute Stenose zu verhindern. Der weitere postoperative Verlauf gestaltete sich regelrecht. In den folgenden Nachuntersuchungen zeigte sich der Patient beschwerdefrei bei reizloser Mundbodenschleimhaut ohne erneute Gangobstruktion oder Entzündungszeichen. Diskussion Die Sialolithiasis zählt zu den häufigsten Erkrankungen der großen Speicheldrüsen, insbesondere der Gl. submandibularis, und ist für etwa 80 bis 90 Prozent aller obstruktiven Speicheldrüsenerkrankungen verantwortlich [Iro et al., 2009]. Anatomisch bedingt entstehen Speichelsteine dabei vor allem im distalen Drittel des WhartonGangs, am Hilus oder im hilo-parenchymalen Bereich der Drüse. Dabei neigt die Gl. submandibularis aufgrund ihres längeren und komplizierteren Ganges mit starker Krümmung um den M. mylohyoideus sowie der Produktion von seromukösem Speichel eher zur Bildung von Sialolithen. Die genaue Ursache der Entstehung von Speichelsteinen ist bisher ungeklärt, allerdings stellen die Abnahme des Speichelflusses, die Zunahme der Alkalität sowie erhöhte Kalziumspiegel begünstigende Faktoren dar [Kao et al., 2020]. In Abhängigkeit von der Größe der Konkremente kann es zur spontanen Steinextrusion durch die Papille kommen. Meist jedoch führt der Verbleib im Gangsystem zu einer teilweisen oder vollständigen Blockade des Speichelabflusses, was eine Infektion des Speicheldrüsengangs durch die Mundhöhle begünstigt. Neben eher seltenen asymptomatischen Verläufen ist die klinische Symptomatik dementsprechend typischerweise durch schmerzhafte und Mahlzeit-abhängige Schwellungen charakterisiert [Nahlieli, 2025]. Die initiale konservative Therapie im Rahmen einer akuten, gegebenenfalls eitrigen Sialadenitis umfasst die ausreichende orale (gegebenenfalls parenterale) Flüssigkeitszufuhr bei gleichzeitiger Anregung der Speichelsekretion durch Sialogoga wie Zitronensäure, Ascorbinsäure oder Pilocarpin. Weiterhin können eine Drüsenmassage, antibakterielle Mundspüllösungen oder die Papillendilatation supportiv zur Anwendung kommen. Die antiinfektiöse Behandlung mittels oraler oder intravenöser Antibiotikagabe stellt ebenfalls einen wichtigen Bestandteil der Therapie dar. Während früher die Submandibulektomie bei persistierenden Beschwerden dominierte, liegt der Fokus bei frustraner konservativer Therapie heute klar auf Drüsen-erhaltenden und minimalinvasiven Verfahren. Die Arbeitsgruppe um Marchal konnte bereits 2001 demonstrieren, dass weder die Anzahl der Drüseninfektionen noch die Erkrankungsdauer mit dem Grad der Drüsenschädigung korreliert. Darüber hinaus wurden fast 50 Prozent der operativ entfernten Speicheldrüsen aus histopathologischer Sicht als gesund klassifiziert [Marchal et al., 2001]. Außerdem ist eine funktionelle Regeneration der Drüse selbst nach längerer Obstruktion möglich [Nahlieli und Baruchin, 2000]. Eine Drüsen-erhaltende Maßnahme und gleichzeitig Methode der Wahl ist die interventionelle Sialendoskopie mit Erfolgsraten von 85 bis 90 Prozent [Strychowsky et al., 2012]. Bei großen, gut erreichbaren Steinen insbesondere im vorderen oder im mittleren Drittel des Wharton-Gangs bietet die – wie in diesem Fall – angewendete Gangschlitzung mit Marsupialisation eine weitere effektive Möglichkeit zur Drüsen-erhaltenden Sanierung [Koch et al., 2021]. Beide Techniken lassen sich auch wie beim vom Nahlieli et al. beschriebenen Ductal Stretching im Sinne der endoskopisch assistierten intraoralen Chirurgie kombinieren. Über alle beschriebenen Steinlokalisationen hinweg zeigten sich sehr hohe Erfolgsraten [Nahlieli et al., 2007]. Eine exakte Diagnostik ist dabei die grundlegende Voraussetzung für eine optimale Therapieplanung. Diese beginnt stets mit der Anamnese bei der vor allem Art, Häufigkeit und Intensität der Beschwerden evaluiert werden sollen. Daran schließt sich die klinische Untersuchung mit Inspektion, bimanueller Palpation von Drüsen und AusAbb. 2: Präoperative sonografische Darstellung der echoreichen Raumforderung mit dorsaler Schallauslöschung im Ausführungsgang der linken Gl. submandibularis Foto: Universitätsmedizin Mainz CME AUF ZM-ONLINE Drüsen-erhaltende Therapie bei ausgeprägter Sialolithiasis Für eine erfolgreich gelöste Fortbildung erhalten Sie zwei CME-Punkte der BZÄK/DGZMK.
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