20 | ZAHNMEDIZIN zm115 Nr. 17, 01.09.2025, (1374) die Durchmesser der Speicheldrüsengänge können die Durchführbarkeit und den Erfolg minimalinvasiver Eingriffe maßgeblich beeinflussen [Nahlieli et al., 2025; Abba et al., 2022]. Die postoperative Prognose nach einer Drüsen-erhaltenden Steinentfernung ist in der Regel gut. Etwa 80 bis 90 Prozent der Patienten bleiben nach einer erfolgreichen Entfernung langfristig beschwerdefrei [Iro et al., 2009; Koch et al., 2021]. Die Voraussetzung dafür ist eine adäquate Eröffnung und Offenhaltung des Gangsystems, wobei sich die Marsupialisation als besonders wirksam in der Prävention postoperativer Stenosen erwiesen hat. Die häufigsten Komplikationen sind postoperative Strikturen, Ranulabildung oder Verletzungen des N. lingualis. Endoskopische Eingriffe zeigen dabei eine deutlich geringere Komplikationsrate (circa 2–3 Prozent) im Vergleich zu offenen chirurgischen Verfahren. Der Einsatz von Stents nach Gangeröffnung wird dabei ausdrücklich empfohlen [Nahlieli et al., 2025]. Ein weiterer Ansatz, der bislang wenig Beachtung fand, betrifft die chemische Zusammensetzung der Steine. Es wird angenommen, dass Calciumphosphatreiche und proteinreiche Steine unterschiedlich auf Lithotripsieverfahren (Zerkleinerung der Steine durch Stoßwellen) reagieren könnten. Eine präoperative Bestimmung der Steinzusammensetzung könnte individuelle Therapien ermöglichen, ist jedoch aktuell noch nicht umsetzbar [Nahlieli et al., 2025]. Weitere möglicherweise Erfolg versprechende Technologien sind beispielsweise die intraduktale LaserLithotripsie (Holmium:YAG) und bioresorbierbare Stents, die in Zukunft die Therapieoptionen erweitern könnten [Koch et al., 2021]. Zusammenfassend zeigt sich, dass die frühzeitige, präzise Diagnostik und eine individuelle Drüsen-erhaltende Therapieplanung heute den Standard in der Behandlung der Sialolithiasis darstellen. Moderne Bildgebungstechniken, eine differenzierte volumetrische Steincharakterisierung und minimalinvasive Verfahren ermöglichen eine hohe Erfolgsrate bei gleichzeitig niedriger Morbidität. Abb. 3: Intraoperativer Situs mit enoraler Gangschlitzung (A) und Herauslösen des Speichelsteins (B–D) Abb. 4: Intraoperative Aufnahme des in toto entfernten Speichelsteins FAZIT FÜR DIE PRAXIS Die Sialolithiasis führt häufig zur Obstruktion der Ausführungsgänge von Speicheldrüsen und präsentiert sich klinisch dementsprechend durch Schwellungen insbesondere während der Nahrungsaufnahme. Die frühzeitige Diagnostik (Anamnese, klinische Untersuchung, Sonografie) ist essenziell, um eine drüsenerhaltende Therapie der Sialolithiasis zu planen. Minimalinvasive Verfahren wie die Sialendoskopie sind bevorzugte Behandlungsmethoden und ermöglichen meist den Erhalt der Glandula submandibularis. Die Speicheldrüsenfunktion regeneriert sich häufig nach erfolgreicher Steinentfernung, auch bei länger bestehender Obstruktion. Fotos: Universitätsmedizin Mainz A C D B
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