Zahnaerztliche Mitteilungen Nr. 17

22 | POLITIK INTERVIEW MIT DR. DORIS SEIZ ÜBER IHR NEUES AMT ALS ERO-GENERALSEKRETÄRIN „Wir profitieren vom Wissenstransfer aus der europäischen Dental Community“ Nur ein Jahr nach ihrem Einstieg in die europäische Berufspolitik wurde Dr. Doris Seiz, Präsidentin der Landeszahnärztekammer Hessen, zur Generalsekretärin der European Regional Organisation (ERO) der World Dental Federation (FDI) gewählt. Im Interview verrät die Oralchirurgin aus Kelsterbach nahe Frankfurt am Main, wie sie die Anliegen der deutschen und europäischen Zahnärzteschaft in ihrer Amtszeit voranbringen möchte. Frau Dr. Seiz, wie haben Sie sich inzwischen in das Amt der ERO-Generalsekretärin eingefunden? Dr. Doris Seiz: Gut! Anfang Juli hat sich der neue ERO-Vorstand offiziell konstituiert und wir haben erste Gespräche über die Arbeit der kommenden Jahre geführt. Ein Vorteil für mich war sicherlich, dass mein Vorgänger im Amt als Präsident der Landeszahnärztekammer Hessen, Michael Frank, auch international und in der ERO aktiv war. Dadurch hatte ich einen realistischen Eindruck davon, welche Arbeit und Pflichten auf mich zukommen. Wissen Sie schon, auf welche Themen Sie sich in Ihrer Amtszeit fokussieren wollen? Es sind vor allem drei Themen, die ich gerne angehen möchte: Erstens möchte ich einen wirksamen Bürokratieabbau erreichen, um die Praxen in ihrem Arbeitsalltag zu entlasten. Ich weiß als Oralchirurgin aus erster Hand, wie durch Bürokratie viel Zeit verloren geht, die für unsere Patientinnen und Patienten viel besser investiert wäre. Zweitens möchte ich dabei helfen, die Qualität der Zahnmedizin auf dem gewohnt hohen Niveau zu halten. Alle Patientinnen und Patienten haben das Recht auf eine gute Versorgung, und Qualität muss einer der Eckpfeiler unseres Berufs bleiben. Drittens möchte ich die Zusammenarbeit mit anderen Dentalverbänden und -organisationen fortführen und vertiefen. Durch Kooperationen können wir Best Practices teilen, gemeinsame Herausforderungen angehen und die Interessen unseres Berufsstands stärker vertreten. Unser primäres Ziel muss es sein, den spezifisch europäischen Blick auf diese Themen auf die Weltbühne zu heben. Wie bringen Sie den neuen Posten mit Ihrer Arbeit als Oralchirurgin und dem Amt als Präsidentin der Landeszahnärztekammer Hessen unter einen Hut? Ich möchte mich für die Standespolitik engagieren, deshalb empfinde ich diese Arbeit grundsätzlich nicht als Belastung. Das ist, denke ich, eine ganz entscheidende Voraussetzung. Auf praktischer Ebene kommt hinzu, dass ich immer sehr gut vorbereitet in Termine gehe. Es spielt für mich keine Rolle, ob ich im Vorstand sitze oder Delegierte bin – ich schaue mir die Sachlage vorher an und mache mir meine Gedanken dazu. Trotzdem ist mir natürlich klar, dass durch das Amt als Generalsekretärin mehr Arbeit auf mich zukommen wird. Aus meiner Sicht ist das aber absolut machbar und lässt sich gut in meinen Alltag integrieren. Was hat Sie an diesem Amt gereizt? Ich wurde vor einem Jahr von der Bundeszahnärztekammer als Delegierte für unseren Weltverband der Zahnärzte, die FDI, und in deren europäische Regionalorganisation, die ERO, ernannt und habe im Zuge dessen an den Generalversammlungen teilgenommen. Bei diesen Events unterhält man sich mit vielen Kolleginnen und Kollegen aus verschiedenen Ländern. Das hat mir interessante Einblicke ermöglicht. Ich konnte ein Gefühl dafür entwickeln, wie die europäische und die internationale Arbeit funktionieren und welche Chancen sie bieten. Ich wusste, dass ich das als Teil des ERO-Führungsgremiums noch intensivieren und vor allen Dingen stärker mitgestalten kann. Die Entscheidung, ob Sie kandidieren möchten, fiel also schnell? Als die Wahlen anstanden, wurde ich von etlichen Kolleginnen und Kollegen, nicht nur aus dem Vorstand der ERO, sondern auch von Delegierten angesprochen, ob ich nicht kandidieren möchte. Das hat mich zunächst erstaunt, weil ich noch neu in diesem Bereich war. Aber ich habe mich spontan mit der Idee wohlgefühlt und dann nach einer Beratung mit der Bundeszahnärztekammer meinen Hut in den Ring geworfen. Wie würden Sie die Bedeutung der ERO beschreiben? Sie bietet uns die Möglichkeit, Entwicklungen bei den Heilberufen eurozm115 Nr. 17, 01.09.2025, (1376) Oralchirurgin Dr. Doris Seiz ist seit 2023 Präsidentin der Landeszahnärztekammer Hessen. Im vergangenen Jahr wurde sie Mitglied der deutschen Delegation der European Regional Organisation (ERO) der World Dental Association (FDI). Im Mai 2025 wählte die ERO-Generalversammlung sie zu ihrer neuen Generalsekretärin. Foto: Babian Nockel

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