Zahnaerztliche Mitteilungen Nr. 17

POLITIK | 23 paweit früh zu erkennen. Ferner erlaubt es die ERO, die Interessen der Zahnarztverbände aus Europa für die Arbeit im Weltverband der Zahnärzte, der FDI, zu bündeln und Europa eine starke Stimme in der FDI zu geben. Ein Beispiel: In allen ERO-Ländern macht sich der demografische Wandel bemerkbar. In der ERO haben wir daher eine Arbeitsgruppe gegründet, die sich mit Fragen der zahnärztlichen Versorgung einer alternden Gesellschaft befasst. In diese Arbeitsgruppe kann jeder seine nationalen Erfahrungen einbringen. Der internationale und europäische Austausch ermöglicht es uns in diesem Sinne, politische Entwicklungen zu antizipieren und uns darauf vorzubereiten. Welche Perspektiven erschließen sich Ihnen konkret, wenn Sie die Zahnärzteschaft von der europäischen Ebene aus betrachten? Nehmen wir das Beispiel Bürokratie beziehungsweise Bürokratieabbau. Mein Eindruck ist, dass Deutschland EU-Vorgaben wesentlich strenger umsetzt als viele unserer Nachbarländer. Wir neigen im Vergleich zur Überregulierung. Ich denke, hier können wir Best Practices aus dem EU-Ausland sammeln und bei den deutschen Behörden dafür werben. Mein Ziel ist es, praktikable Ideen kennenzulernen, mit denen man Bürokratie abbauen oder von vorneherein verhindern kann. Von diesem Wissenstransfer aus der europäischen Dental Community werden die deutschen Zahnarztpraxen profitieren. Idealerweise funktioniert das auch bei anderen Themen wie etwa dem Fachkräftemangel oder der Digitalisierung. Wie unterscheidet sich die ERO von der FDI und vom CED (Council of European Dentists) – und wie greifen die Organisationen auf der anderen Seite ineinander? Über die FDI sind wir an die WHO angebunden und können uns dort Gehör verschaffen. Die ERO wiederum ist eine der Regionalgruppen der FDI. Die ERO stärkt somit die europäische Stimme in der internationalen Zahnärzteschaft. Das sehe ich als die Hauptaufgabe der ERO. Auf EU-Ebene ist außerdem das CED aktiv. Es arbeitet in Brüssel mit den EU-Gremien zusammen, zum Beispiel mit Vertreterinnen und Vertretern aus der Kommission oder mit Mitgliedern relevanter Ausschüsse. So versucht die Zahnärzteschaft, sich direkt in die EU-Gesetzgebung einzubringen. Interessant zu wissen ist auch, dass ERO und CED unterschiedliche Gebiete abdecken. Während sich das CED tatsächlich auf die EU-Staaten begrenzt, orientiert sich die ERO an den Mitgliedern der WHO. Das heißt, es sind nicht nur die EU-Staaten, sondern darüber hinaus auch Länder wie Kasachstan oder Israel vertreten. So schließt sich ein bisschen der Kreis. Jede Organisation hat also eine andere Ausrichtung, aber wir arbeiten zusammen, vernetzen uns und haben dadurch die Chance, unsere Themen besser in den entscheidenden Gremien zu platzieren und voranzutreiben. Welche Themen werden in Ihrer Legislatur zu diskutieren sein? Unter anderem droht ein Verbot von Ethanol. Es soll als kanzerogen, mutagen und reproduktionstoxisch eingestuft werden. Die zahnärztlichen Organisationen stufen das Gesundheitsrisiko beim Einsatz in den Praxen jedoch als sehr gering ein. Ein Verbot von Ethanol zum Beispiel als Desinfektionsmittel hätte erhebliche Folgen. Denken wir nur an die CoronaPandemie zurück, in der wir für jedes erhältliche Desinfektionsmittel dankbar sein konnten. Gegen den Vorschlag, diese große Stoffgruppe komplett zu verbieten, werden wir europaweit zusammenarbeiten. Solche Kooperationen sind auch für viele andere Dinge wie etwa die Regulierung von investorenbetriebenen Medizinischen Versorgungszentren wichtig. Auch andere Standespolitikerinnen aus Deutschland engagieren sich international. Stefanie Tiede ist in der FDI aktiv, Romy Ermler im CED. Tauschen Sie drei sich regelmäßig aus? Ja, unbedingt. Die BZÄK hat zwei Ausschüsse, die sich einerseits mit unserem Weltverband FDI und der ERO als dessen europäischer Regionalorganisation sowie andererseits mit dem CED und den Fragen der EU-Gesetzgebung befassen. Darüber hinaus gibt es noch einige andere Gesprächsformate, in denen wir drei in ständigem Austausch stehen. Das empfinde ich als sehr wichtig und hilfreich. Das Gespräch führte Susanne Theisen. zm115 Nr. 17, 01.09.2025, (1377) Das neue Führungstrio der ERO (v.l.) kurz nach der Wahl im vergangenen Mai in Kasachstan: Dr. Doris Seiz, Dr. Edoardo Cavallé aus Italien und Prof. Paula Perlea aus Rumänien. Foto: Mihai Baltac

RkJQdWJsaXNoZXIy MjMxMzg=