TITEL | 39 zen. Dann wird man auf lange Sicht entlastet. Insgesamt sollte man die Erwartungen also realistisch halten? Unbedingt, ja. Auch, was das Einsparpotenzial angeht. Langfristig werden die Personalkosten sinken, da es nicht genug Fachkräfte gibt. Umgekehrt kosten die KI-Programme natürlich auch Geld, wie die gesamte Digitalisierung. Wie relevant sind Verzerrungen – Stichwort Automatisierungsbias – für die Anwendungen in der Praxisorganisation? Diese Automatisierungsbias ist ja eigentlich nichts Neues, den haben wir ja auch in der analogen und in der bisherigen digitalen Welt. Wir vertrauen der Maschine oder einem Softwareprogramm, weil wir wissen, dass eine Aufgabe immer auf die gleiche Weise reproduzierbar abgearbeitet wird. Das entlastet uns aber nicht von der Kontrolle des Ergebnisses – im Alltag zumindest einen Blick darauf zu werfen, ob das Ergebnis nach aller Erfahrung schlüssig erscheint. Das ist bei der KI nicht anders, wobei als zusätzlicher Moment der Unsicherheit hinzukommt, dass wir nicht wissen, wie die KI auf die Ergebnisse kommt. Aber wenn wir bei OPTI die KI-Tools testen und feststellen, dass sie sich für ihre Aufgabe gut eignen, dann können wir sie – mit den gemachten Einschränkungen natürlich – auch empfehlen. Kann der Anwender etwas tun, um den KI-Einsatz zuverlässiger zu machen? Ja, auf jeden Fall. Ganz wichtig ist die Qualität der Ausgangsdaten, mit denen die KI arbeiten soll. Wenn beispielsweise im Namensdatenfeld der Patientin in Klammern noch die Bemerkung „Tochter von XY“ steht, dann bringt das die KI durcheinander. Wir empfehlen daher – wenn immer es irgend geht – nicht unkontrolliert Daten aus dem PVS ins KI-Tool zu importieren, sondern die Datenbasis neu einzupflegen. Das macht am Anfang zwar etwas mehr Arbeit, zahlt sich aber im Ergebnis aus. Das Gespräch führten Laura Langer und Benn Roolf. FEEDBACK
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