NACHRICHTEN | 45 zm115 Nr. 17, 01.09.2025, (1399) Studierende der Universität Ulm trainieren im VR-Schockraum die Notfallbehandlung eines Patienten. Foto: Uni Ulm/Daniela Stang FORSCHER WOLLEN CYBERSICHERHEIT STÄRKEN Wie identifiziert die KI falsche Daten? „Künstliche Intelligenz wird bei der Auswertung klinischer Daten eine immer größere Rolle spielen“, betonen KI-Experten. Was aber tun, wenn der Datensatz manipulierte Daten enthält? Forschende aus Karlsruhe und Bonn wollen daher sichere Verfahren zur Datenauthentifizierung entwickeln. Diese sollen die KI-Verarbeitung der Daten nicht beeinträchtigen, aber dennoch einen Ursprungsnachweis dieser Informationen ermöglichen. „Besonders im Bereich der KI-gestützten Erkennung medizinischer Notfälle stellt die Manipulationserkennung eine große Herausforderung dar – bedingt durch die Komplexität der relevanten Datenmuster und der begrenzten Datenverfügbarkeit“, sagt Prof. Dr. Elena Demidova, Leiterin der Arbeitsgruppe „Data Science and Intelligent Systems“ (DSIS) der Universität Bonn. Die Echtzeiterkennung epileptischer Anfälle basiert beispielsweise auf einer umfassenden Analyse multimodaler Sensordaten. Hierzu werden unter anderem Wearables genutzt, die Vitalparameter wie Herz- und Atemfrequenz erfassen, sowie klinische Patientendaten. Das Ziel der Forschenden besteht darin, die gewonnenen Daten mithilfe von KI-Modellen zu analysieren, die Anfälle zuverlässig erkennen und von potenziellen Datenmanipulationen unterscheiden können. Die Projektergebnisse sollen es ermöglichen, sowohl KI-Modelle als auch die zugrunde liegenden Daten vor Manipulationen zu schützen und somit einen wichtigen Beitrag zur Stärkung der Cybersicherheit medizinischer Geräte leisten. Das Bundesministerium für Forschung, Transfer und Raumfahrt fördert das Vorhaben drei Jahre lang mit knapp 2,5 Millionen Euro. nb WENN OP-MATERIALIEN IM PATIENTEN BLEIBEN KI-Zählkontrolle soll „Never Events“ im OP verhindern An der Westsächsischen Hochschule Zwickau (WHZ) wird ein neues Assistenzsystem entwickelt, das Operationsteams bei der Zählkontrolle unterstützen und dadurch die Patientensicherheit und die Effizienz im OP verbessern soll. Zentrales Element ist dabei eine speziell entwickelte Kameraeinheit, die den Instrumententisch während der Operation erfasst. Mithilfe von KI soll das System die darauf befindlichen Objekte erkennen und klassifizieren. Die erfassten Daten werden in Echtzeit auf einem interaktiven Bildschirm visualisiert. Der Screen zeigt dem OPTeam den Soll- und Ist-Zustand jeder Objektklasse übersichtlich an und warnt automatisch bei Diskrepanzen. Zum Hintergrund: Jährlich kommt es in Deutschland zu rund 1.000 zusätzlichen Eingriffen, weil chirurgische Materialien im Körper der Patienten verbleiben. Diese „Never Events“ treten trotz bestehender Zählprozesse auf, beispielsweise durch Zeitdruck oder Kommunikationsprobleme. nb STUDIERENDE TRAINIEREN IN DER VIRTUELLEN REALITÄT Universität Ulm nimmt VRSchockraum in Betrieb Medizinstudierende der Universität Ulm können seit dem Sommersemester in einem virtuellen Schockraum trainieren und dort Behandlungsabläufe orts- und zeitunabhängig einüben. „Was die Studierenden hinter ihren VR-Brillen sehen, ist eine virtuelle 3D-Kopie eines Schockraums, wie er in vielen Notaufnahmen zu finden ist“, heißt es in einer Mitteilung der Universität Ulm. „Die medizinischen Geräte sind detailgetreu nachgebildet, ein Patient liegt auf der Untersuchungsliege und die anderen Teammitglieder sind als digitale Avatare zu sehen. Auf zwei großen Bildschirmen an den Wänden läuft die Simulation ebenfalls ab.“ Behandlungsabläufe, Teamwork und Entscheidungen über Diagnose, Behandlung oder Pflege sollen die Studierenden so in der virtuellen Umgebung trainieren können. „Fehler sind dabei ausdrücklich erlaubt und sogar erwünscht“, erklärt Tutor Felix Groß, der selbst Medizinstudent im 10. Semester ist. „Die Studierenden erhalten von uns ein qualifiziertes Eins-zu-eins-Feedback und können so weiter an ihren Fähigkeiten arbeiten.“ Ein weiterer Vorteil der Simulation sei, dass deutlich mehr Studierende verschiedene Szenarien üben können – und so sicherer und kompetenter werden. „Mit diesem innovativen Lernsetting heben wir die realitätsnahe Ausbildung in der Medizin auf ein neues Niveau“, sagt Dr. Claudia Grab-Kroll, Leiterin des Geschäftsbereichs Studium und Lehre an der Medizinischen Fakultät. „Unsere Vision ist eine Lehre, die klassische und digitale Elemente verbindet – für kompetente, reflektierte und empathische Ärztinnen und Ärzte von morgen“, ergänzt Studiendekan Prof. Tobias Böckers. Seit dem Sommersemester sind zwei 90-minütige VR-Sessions im virtuellen Schockraum Teil der Medizinausbildung an der Uni Ulm. nb
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