46 | ZAHNMEDIZIN ERGEBNISSE EINER EFP-KONSENSUSKONFERENZ Manuelle parodontale Sondierung bleibt Referenzstandard Søren Jepsen Was sind die Schwerpunkte der Forschung zur parodontalen Diagnostik, welche Trends und Entwicklungen zeigen sich und welche Innovationen könnten perspektivisch in die klinische Praxis Einzug halten? Die European Federation of Periodontology (EFP) hat mit umfangreicher Recherche mehrerer Arbeitsgruppen und einer Konsensuskonferenz führender Parodontologen den aktuellen Stand wissenschaftlicher Evidenz zusammengetragen. Die Ergebnisse wurden kürzlich im Fachjournal Journal of Clinical Periodontology publiziert. Der 20. European Workshop on Periodontology mit dem Thema „Contemporary and Emerging Technologies in Periodontal Diagnosis“ befasste sich mit dem Screening, der Beurteilung von Stadium und Grad, der Prognose, dem Monitoring und der Vorhersage des parodontalen Zustands. Anlass für den Workshop waren unter anderem die begrenzte Qualität der verfügbaren Forschung zu diagnostischen Tests, die rasche Entwicklung neuer Technologien, die Einführung der Klassifikation von 2018 und die Erklärungen der Weltgesundheitsorganisation (WHO) zu Diagnostik und zur Mundgesundheit. Zur Bewertung der Genauigkeit medizinischer Tests werden deren Ergebnisse mit denjenigen etablierter Referenzverfahren verglichen und sodann deren Sensitivität und Spezifität ermittelt. Zur Bewertung der Qualität diagnostischer Studien stehen verschiedene Checklisten zur Verfügung. Die neuen Technologien beinhalten sogenannte „multi-omics“-Verfahren, bei denen große Datenmengen zu biologischen Molekülen wie DNA, RNA, Proteinen oder Metaboliten analysiert werden, und die Entwicklung von Instrumenten der künstlichen Intelligenz (KI). Insbesondere war es das Ziel des Konsensusworkshops, eine Aktualisierung und Bewertung der Evidenz zu diagnostischen Methoden unter Berücksichtigung dieser jüngsten Erkenntnisfortschritte und der Umsetzung der Neuen Klassifikation parodontaler Erkrankungen vorzunehmen. In Vorbereitung der Konsensuskonferenz im spanischen La Granja im November 2024 hatte das Workshop-Komitee der EFP acht systematische Übersichtsarbeiten in drei Arbeitsgruppen in Auftrag gegeben. Die Ergebnisse dieser Reviews wurden im Rahmen des Konsensustreffens mit 70 Teilnehmerinnen und Teilnehmern aus 21 Ländern diskutiert. Aus Deutschland waren Bettina Dannewitz, Henrik Dommisch, Peter Eickholz, Daniel Hagenfeld, Karin Jepsen und Søren Jepsen als Experten eingeladen. In Gruppe 1 wurden traditionelle klinische und bildgebende Verfahren der parodontalen Diagnostik und deren Weiterentwicklungen diskutiert. Gruppe 2 analysierte diagnostische Tests auf der Grundlage von mikrobiellen und Wirts-Biomarkern sowie genetischer Marker. Gruppe 3 befasste sich mit ersten Ergebnissen neuer Technologien, einschließlich von KI-Anwendungen. Dabei wurde zwischen deren Einsatzmöglichkeiten im zahnmedizinischen und im nicht-zahnmedizinischen Umfeld unterschieden. Zunächst wurde vereinbart, dass die Falldefinitionen der Neuen Klassifikation zu parodontaler Gesundheit, Gingivitis und Parodontitis als Referenzstandard in diagnostischen Studien dienen sollen. Von der Arbeitsgruppe 1 wurde die manuelle parodontale Sondierung als „Standard of Care“ bestätigt, da diese gleichzeitig die Erfassung der wichtigsten diagnostischen Parameter Sondierungstiefe, klinisches Attachmentniveau und Blutung auf Das Ziel der aktuellen Forschung ist die Entwicklung einer Präzisionsdiagnostik, die eine immer besser an die individuelle Patientensituation angepasste Parodontaltherapie ermöglicht. Dabei spielen KI-Anwendungen eine zentrale Rolle. Foto: vladimirfloyd - stock.adobe.com zm115 Nr. 17, 01.09.2025, (1400)
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