zm115 Nr. 17, 01.09.2025, (1410) 56 | ZAHNMEDIZIN Der definitive ästhetische Aufbau der Zähne 13–23 wurde mit dem Nanohybrid-Komposit CLEARFIL MAJESTY™ ES-2 (Farbton A3, Classic, Kuraray Europe, Frankfurt am Main) durchgeführt. Zunächst wurde mithilfe des Silikonwalls die palatinale Wand aufgebaut. Anschließend erfolgte unter Anwendung der dynamischen Matrizentechnik die Ausformung der Approximalräume sowie der Randleisten. Die abschließende Politur erfolgte mit dem Venus®Supra-Poliersystem (Kulzer, Hanau), (Abbildung 9). Da der Patient aktiv Kontaktsport betreibt, wurde zusätzlich ein individueller Sportmundschutz angepasst, um insbesondere Zahn 22 mit seiner bestehenden Wurzelfraktur langfristig zu schützen (Abbildung 10). Diskussion Zahntraumata gehören zu den häufigsten oralen Notfällen: Studien zeigen, dass etwa ein Drittel der erwachsenen Bevölkerung im Laufe ihres Lebens eine dentale Verletzung erleidet [Glendor, 2008]. Besonders häufig betroffen sind die oberen Frontzähne, wobei Sportunfälle mit etwa 18 Prozent eine der Hauptursachen sind [Bücher et al., 2013]. In der Mehrzahl der Fälle treten Schmelz-Dentin-Frakturen ohne Pulpabeteiligung auf [Bücher et al., 2013] – ein Befund, der auch in diesem Fall beobachtet wurde. Die akute Versorgung sollte sich stets an den Empfehlungen der entsprechenden aktuellen Leitlinie orientieren [DGMKG und DGZMK, 2022]. Hierzu zählt die Versorgung von Weichgewebe- und Hartgewebsverletzungen („Hartgewebe vor Weichgewebe“, „von innen nach außen“), die mitunter eine interdisziplinäre Zusammenarbeit erfordert. Systemische Antibiotikatherapie Eine Doxycyclin-Gabe wird bei schweren Dislokationsverletzungen diskutiert, da es die parodontale Heilung unterstützen soll und Resorptionen entgegenwirken kann [Krastl et al., 2021]. Jedoch kann gemäß der aktuellen Leitlinie und im Sinne des Antibiotic Stewardship keine Empfehlung für eine systemische Antibiotikagabe bei dentalem Trauma ausgesprochen werden [DGMKG und DGZMK, 2022]. Die in diesem Fall verabreichte systemische Antibiose wurde durch die umfangreichen Begleitverletzungen des umliegenden Weichgewebes begründet. Wurzelfrakturen und Dauerschienung Im dargestellten Fall lag neben einer ausgeprägten Dislokation von Zahn 21 eine Wurzelfraktur von Zahn 22 vor. Solche intraalveolären Frakturen erfordern eine differenzierte Beurteilung. Der Behandlungserfolg hängt von der Lage des Frakturspalts in Relation zum gingivalen Sulkus ab und davon, ob eine Kommunikation zur Mundhöhle besteht. Etwa 25 Prozent der betroffenen Zähne entwickeln eine Pulpanekrose [Abbott, 2019]. Die Schienungsdauer bei intraalveolären Wurzelfrakturen wird in der Leitlinie mit bis zu zwölf Wochen angegeben, abhängig von der Stabilität des Fragments [DGMKG und DGZMK, 2022]. Zwar birgt eine verlängerte Immobilisierung Risiken wie den Abbau der parodontalen Gewebe oder die knöcherne Ersatzresorption (Ankylose) [Andreasen et al., 2004], jedoch zeigen aktuelle Daten, dass eine Langzeitschienung in bestimmten Fällen sogar die Apposition von Hartgewebe im Frakturspalt fördern kann [Isaksson et al., 2021]. Die Neufassung der S2k-Leitlinie von 2022 erwähnt erstmals die Möglichkeit einer Dauerschienung – ein Vorgehen, das aufgrund der persistierenden Lockerung von Zahn 22 auch in diesem Fall Anwendung fand. Obwohl die Evidenzlage zur Schienung mit Glasfaserverstärkung bei Frontzahntraumata begrenzt ist, gilt sie bei Parodontitispatienten als etabliertes Verfahren zur Stabilisierung gelockerter Zähne. So berichten beispielsweise Kumbuloglu et al. von einer Überlebensrate der Schienung von rund 95 Prozent nach 4,5 Jahren bei der Fixierung parodontal Abb. 9: Ergebnis der ästhetischen Umformung im Oberkieferfrontzahnbereich – harmonisierte Schneidekanten, verbesserte Zahnformen und unauffällige Schienung von Zahn 22. Fotos: Ella Ohlsson
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