Zahnaerztliche Mitteilungen Nr. 17

62 | ZAHNMEDIZIN zm115 Nr. 17, 01.09.2025, (1416) MKG-CHIRURGIE Unerwarteter Zufallsbefund im OPG Alexander-Nicolai Zeller, Maximilian Ziegler, Henning Schubert, Kyra Feld Ein 69-jähriger Patient stellte sich in der zuweisenden zahnärztlichen Praxis zur prothetischen Planung vor. Dabei wurde ein Orthopantomogramm als Übersichtsbild angefertigt – mit einem sehr ungewöhnlichen Befund. Zum Zeitpunkt der Vorstellung war der Mann beschwerdefrei und in gutem Allgemein- und Ernährungszustand. Eine Besonderheit in der Anamnese war ein Kolonkarzinom in 2005 mit Z.n. Kolonteilresektion. Die onkologische Nachsorge war anamnestisch unauffällig. Klinisch ergaben sich keine Auffälligkeiten im Kiefer- oder Gesichtsschädelbereich, auch keine Hinweise auf aktuelle Beschwerden im Hals- oder Ohrbereich. Speichel ließ sich klar aus allen Speicheldrüsen exprimieren. Bei der Befundung des OPGs fiel auf, dass sich beidseits über den Mastoidregionen multiple radiodense, oval- bis rundlich konfigurierte Strukturen projizierten. Diese imponierten in der Projektion sehr gleichmäßig und waren von ihrer Dichte her deutlich hyperdens gegenüber dem umgebenden Knochen. Aufgrund der ungewöhnlichen Lokalisation und Morphologie wurde zunächst differenzialdiagnostisch an verschiedene Verkalkungen oder Fremdkörper gedacht, jedoch konnte keine naheliegende Erklärung gefunden werden. Voraufnahmen waren nicht verfügbar. Differenzialdiagnosen bei radiodensen Strukturen imOPG Zunächst kamen klassische Verkalkungen oder Ablagerungen, wie man sie gelegentlich im Kiefer- oder Halsbereich sieht, in Betracht: „ Sialolithiasis: Diese Speichelsteine in der Parotis oder der Submandibularregion wären meist ventraler und tiefer zu erwarten, gelegentlich klinisch tastbar oder auch verbunden mit klinischen Symptomen. „ Phlebolithen: Diese verkalkten venösen Thromben erscheinen selten so ausgedehnt, röntgendicht und regelmäßig symmetrisch. „ Tonsillolithen: Verkalkungen der Tonsillenregion sind ebenfalls selten so ausgedehnt, röntgendicht und nur sehr unwahrscheinlich so sehr kranial projizierend. „ Fremdkörper, Projektilreste, Schrapnell oder (Blei-) Schrot: Hinsichtlich der Röntgendichte gut möglich, aber ohne anamnestisches Korrelat und bei der abgebildeten Regelmäßigkeit sehr unwahrscheinlich. Keine dieser Differenzialdiagnosen passte in unserem Fall – weder hinsichtlich der Lokalisation noch hinsichtlich der Morphologie oder der klinischen Konstellation. Daher erfolgte die weiterführende Diagnostik mittels Computertomografie (CT). CT-Befund und weitere Recherchen Das CT bestätigte multiple, teils rundliche, teils längliche, hoch röntgendichte Ablagerungen innerhalb der Liquorräume, vor allem supratentoriell und in den frontobasalen Abschnitten. Es zeigten sich keine Hinweise auf eine Liquorzirkulationsstörung, keine Raumforderungen, keine Mittellinienverlagerung und ein insgesamt unauffälliger SellaAbb. 1: Orthopantomogramm des Patienten mit Darstellung der multiplen, oval- bis rundlich konfigurierten, nicht seitengleichen Verschattungen (rote Pfeile) Foto: Praxis Christina Håkansson

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