POLITIK | 65 zm115 Nr. 17, 01.09.2025, (1419) GESUNDHEITSSYSTEME WELTWEIT – ÖSTERREICH Freie Arztwahl, viele Zuzahlungen und zumeist nur eine Kasse In Österreich spricht man nicht nur dieselbe Sprache wie in Deutschland – auch das Gesundheitssystem ist ähnlich. Neben einer verpflichtenden Krankenversicherung für alle gilt auch die freie Arztwahl. Anders als hierzulande können die Österreicherinnen und Österreicher ihre Krankenkasse – bis auf wenige Ausnahmen – allerdings nicht frei wählen, und es gibt auch keine private Krankenvollversicherung. Ausgaben für das Gesundheitssystem Wie aus den Wissenschaftlichen Diensten des Deutschen Bundestags hervorgeht, stand Österreich im Jahr 2022 im EU-Ländervergleich der Gesundheitskosten an dritter Stelle. Demnach gab das Alpenland 2022 kaufkraftbereinigt 42,955 Milliarden Euro für das Gesundheitswesen aus. Mit 4.745 Euro pro Kopf lagen die Aufwendungen damit mehr als 25 Prozent über dem Pro-Kopf-Durchschnitt der 27 EU-Länder (3.533 Euro), jedoch deutlich unter den Pro-Kopf-Ausgaben in Deutschland (5.317 Euro). Für Leistungen in Zahnarztpraxen brachte Österreich 2022 nach Angaben der Bundeszahnärztekammer (BZÄK) 0,5 Prozent der gesamten Gesundheitsausgaben auf; Deutschland 0,7 Prozent. Zugang zur Krankenversicherung Wie in Deutschland gilt auch in Österreich eine Krankenversicherungspflicht. Fast alle der rund 9,2 Millionen Österreicherinnen und Österreicher sind gesetzlich krankenversichert. Eine private Krankenvollversicherung gibt es nicht. Die Bürger können ihre Krankenkasse bis auf wenige Ausnahmen nicht frei wählen. Wo sie versichert sind, hängt in erster Linie vom Wohnort und der Berufsgruppe ab. Ein Wettbewerb zwischen den Krankenkassen findet nicht statt. Die meisten Bürger sind Mitglieder der Österreichischen Gesundheitskasse (ÖGK). Daneben gibt es die Versicherungsanstalt öffentlich Bediensteter, Eisenbahnen und Bergbau (BVAEB) sowie die Sozialversicherungsanstalt der Selbstständigen (SVS). Gesetzlich Versicherte können jedoch eine private Zusatzversicherung abschließen. Finanzierung Die staatliche Krankenversicherung in Österreich finanziert sich genauso wie die Gesetzliche Krankenversicherung (GKV) in Deutschland: aus Beiträgen, Zuzahlungen beziehungsweise Kostenbeteiligungen der Versicherten sowie aus Steuermitteln. Etwa 60 Prozent der öffentlichen Gesundheitsausgaben des Landes stammen aus einkommensabhängigen Krankenversicherungsbeiträgen, die restlichen 40 Prozent aus Steuergeldern. Wie hoch der Beitrag für die gesetzliche Krankenversicherung ist, hängt vom Einkommen der Versicherten ab. Fotos: Akanksha – stock.adobe.com, pivonzo – stock.adobe.com, rob3000 – stock.adobe.com ZAHNMEDIZIN IN ÖSTERREICH Bevölkerung: 9,2 Millionen (Mai 2025) 3.750 niedergelassene und etwa 1.000 angestellte Zahnärztinnen und Zahnärzte gibt es nach Angaben der Österreichischen Zahnärztekammer (ÖZAK) derzeit in Österreich. Von den niedergelassenen Zahnärzten haben 63 Prozent einen Kassenvertrag, in der Regel mit der Österreichischen Gesundheitskasse (ÖGK). 37 Prozent sind Wahlzahnärzte, das heißt, dass sie nicht direkt mit den Krankenkassen abrechnen. Die staatlichen Universitäten Wien, Innsbruck und Graz bieten das Zahnmedizinstudium als Diplomstudiengang an. Außerdem kann man Zahnmedizin an zwei privaten Universitäten in Wien und in Krems studieren.
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