zm115 Nr. 17, 01.09.2025, (1436) INTERVIEW MIT DR. MILAN STOILOV ZUM NEUEN LEHRGEBÄUDE DER ZAHNKLINIK BONN „Selbst die Japaner waren total begeistert von unseren Räumlichkeiten“ Vor drei Monaten hat die Zahnklinik am Universitätsklinikum Bonn ein neues Lehrgebäude eröffnet und mit innovativen Lehrformaten neue Maßstäbe in der zahnärztlichen Ausbildung gesetzt – von digitalen Chairside-Systemen, die bereits in der vorklinischen Ausbildung einen komplett digitalen Workflow ermöglichen, bis hin zu VR-Simulatoren, die Präparationen und Injektionen simulieren. Wir haben uns vor Ort umgesehen und mit Dr. Milan Stoilov gesprochen, der das Gebäude mit geplant hat. Herr Dr. Stoilov, wie lange hat es von der Planungsphase bis zur vollständigen Fertigstellung gedauert? Was waren konkret Ihre Aufgaben und Bereiche, die Sie mit geplant haben? Dr. Milan Stoilov: Das Projekt für ein neues Lehrgebäude der Zahnmedizin in Bonn stand schon seit etwa 2010 immer wieder auf der Tagesordnung. 2020 war der Zustand der alten Phantomräume so schlecht, dass wir zunächst kurzfristig neue Einheiten anschaffen mussten – mit dem Ziel, diese später in das neue Gebäude zu integrieren. Das war der eigentliche Startschuss. Auf insgesamt 5.400 Quadratmetern sollten Zahntechnik, Prothetik, Propädeutik und Zahnerhaltung abgedeckt werden, ergänzt um Cafeteria, Seminarräume, Prüfungs- und Studierendensekretariat im Erdgeschoss sowie endlich vernünftige Umkleiden mit Duschen im Untergeschoss. Die Oralmedizinische Technologie zog als eigenständige Sektion in die erste Etage. Mit der Einführung der neuen Approbationsordnung (ZApprO) mussten wir die Planung allerdings noch einmal grundlegend überarbeiten. Insgesamt hat der Bau rund 33 Millionen Euro gekostet, ursprünglich geplant waren 19 Millionen. Drei Jahre lang habe ich parallel zu meiner Tätigkeit als Oberarzt quasi als Bauleiter agiert, enge Kontakte zu Architekten, Technikern und Bauleuten gepflegt und unzählige Detailentscheidungen getroffen – von der Raumaufteilung über Steckdosenpositionen bis zur Bepflanzung. Eine große Herausforderung war die technische Kommunikation, etwa wenn Begriffe wie Trocken-, Staub- und Nassabsaugung durcheinandergerieten. Zahnmedizinische Bauten sind hochspezialisiert – hier wären Architekten mit mehr zahnmedizinischem Know-how hilfreich. Trotz aller Hürden war die Arbeit lehrreich und prägend, weil wir das Projekt von der Grobplanung bis ins Detail mitgestalten konnten. War alles von der neuen Approbationsordnung vorgegeben, oder hatten Sie viel Spielraum? Wir hatten viele Freiheiten. Allerdings musste die Raumplanung nachträglich an die neue ZApprO angepasst werden. Dadurch haben sich die Lehrorganisation und Inhalte verschoben: Werkstoffkunde wurde klinisch integriert, Präsenzzeiten des Phantomkurses „prothetische Zahntechnik“ wurden reduziert und Chirurgie und KFO haben nun eigene Phantomkurse. Das so entstandene Platzproblem haben wir dadurch gelöst, dass wir die vierte Etage so umgestaltet haben, dass sie flexibel sowohl für Zahntechnik als auch für die Phantomkurse genutzt werden kann. Dort haben wir, neben der zahntechnischen Ausstattung, auch zahnärztliche Elemente hinzugefügt. Dadurch können wir die Räume splitten und zwei Kurse parallel laufen. Die flexible vierte Etage bietet insgesamt 74 Arbeitsplätze. Zudem hat die neue ZApprO die Studierenden Laborarbeitszeit gekostet: Für ein Sägemodell, Aufwachsen oder Gießen bleibt kaum noch Zeit — bei Fehlversuchen gibt es keine Möglichkeit für einen erneuten Durchgang. Deshalb sind wir gezwungen, digitale Technologien einzusetzen, um zahntechnische Inhalte abzubilden, für die früher im Curriculum Zeit war. Frontalunterricht ist mittlerweile nicht mehr verpflichtend, nur Seminare. Theoretisch ist das sinnvoll: Lehrinhalte werden über die Campus-Plattform bereitgestellt, Studierende können sich vorbereiten und das Seminar für Diskussion und Praxis-Tipps nutzen. Praktisch hapert es oft an der Vorarbeit: Viele machen nur das Nötigste, und etwas mehr Präsenz würde den „nicht so Disziplinierten“ zugutekommen. Dr. Milan Stoilov, M.Sc., ist Oberarzt (Funktionsbereich Digitale Zahnmedizin) der Poliklinik für Zahnärztliche Prothetik, Propädeutik und Werkstoffwissenschaften des Universitätsklinikums Bonn. Er leitet die präklinischen prothetischen Kurse und war maßgeblich an der Planung des neuen Vorklinik-Gebäudes beteiligt. Foto: privat 82 | ZMSTARTER
RkJQdWJsaXNoZXIy MjMxMzg=