Zahnaerztliche Mitteilungen Nr. 17

zmSTARTER | 85 zm115 Nr. 17, 01.09.2025, (1439) schon seit April – insgesamt war es ein sehr guter Start. Natürlich gab es Kleinigkeiten, die nachgebessert werden mussten, und wir sind noch in der Beschaffung eines CAD/CAMSystems, aber sonst lief alles erstaunlich reibungslos. Verglichen mit dem, was wir vorher hatten, ist die Verbesserung deutlich spürbar. Wir hatten kürzlich sogar Besuch aus Japan. Die Japaner gelten ja als sehr fortschrittlich, und ich war überrascht, wie positiv deren Reaktion ausfiel. Ich hätte nicht gedacht, dass man sie beeindrucken kann, aber sie waren total begeistert von unseren Räumlichkeiten. Das können wir nur als großes Kompliment verstehen. Das Gespräch führte Dr. Nikola Lippe. MEIN GANG DURCH DAS LEHRGEBÄUDE WOW – WIE SICH LEHRE VERÄNDERT HAT! Das neue Lehrgebäude liegt im ruhigen Innenhof der Bonner Zahnklinik: Zuerst muss man das alte Hauptgebäude durchqueren, dann führt ein begrünter Innenhof mit Sitzbereichen und Bepflanzung in den Eingangsbereich des Neubaus. Nach der sommerlichen Hitze draußen ist es hier angenehm kühl. Einige Studierende sitzen in der Eingangshalle, die gleichzeitig als Cafeteria dient, und diskutieren die gerade absolvierte Klausur. Alles wirkt modern, minimalistisch und klar: helle, aufgeräumte Räume, kühle Betonakzente, breite Gänge, hohe Decken und eine sachliche Schlichtheit – ganz anders, als ich es aus meiner Studienzeit in Erinnerung habe. Dr. Milan Stoilov, Oberarzt der prothetischen Abteilung, empfängt mich in seinem Büro. Der Raum erinnert an ein Start-up im Industrie-Stil: ein großer, funktionaler Schreibtisch, bodentiefe Fenster, Boden aus gegossenem Beton, unverkleidete Leitungen und Stahlrohre an der Decke. Mit Blick aus dem Fenster auf den alten Trakt der Vorklinik erzählt Stoilov von der Idee einer neuen Vorklinik, den Hürden und den vielen Änderungen, die die neue zahnärztliche Approbationsordnung während der Planungsphase mit sich brachte, und von den unzähligen Entscheidungen, die er und seine Kollegen treffen mussten – viele davon hatten kaum noch etwas mit Zahnmedizin zu tun. Stoilov nimmt mich mit zu einem Rundgang, wir beginnen im Untergeschoss. Dort gibt es jeweils für Frauen und Männer großzügige Umkleiden samt Duschen. Ich denke an meine eigene Studienzeit zurück: Ich habe mich damals im Treppenhaus umgezogen – und nach manchen Patientenbehandlungen hätte ich eine Dusche gut gebrauchen können. Alles ist so durchdacht und ordentlich, dass es beinahe unwirklich wirkt. Das Lehrgebäude ist ein reines Vorklinikgebäude: Reguläre Patientenbehandlungen finden hier nicht statt, Demo-Behandlungen sind jedoch möglich, da sich Phantomköpfe gegen Kopf-/Rückenauflagen tauschen lassen. In einem Flur steht ein Ergometer – der Start-up-Eindruck verfestigt sich. Lächelnd erklärt der Oberarzt, dass nicht nur Ergonomie am Stuhl wichtig sei, sondern auch kurze Mobilisierungsphasen zwischendurch. Nach einigen Stunden am Behandlungsstuhl, sagt er, merke man den Unterschied. Ehrlich gesagt: Ein Fitnessgerät in der Praxis würde mir auch gefallen. Im Phantomsaal arbeiten rund 25 Studierende an ihren Phantompatienten. Obwohl viele Einheiten in Betrieb sind, ist es ungewohnt ruhig. Das liegt nicht nur an den modernen Einheiten, sondern auch an der Akustikdämmung der Wände. In meiner Erinnerung war der Geräuschpegel in den Vorklinikkursen ein anderer. Besonders gelungen ist die Anordnung einiger Behandlungsstühle in Form eines Forums (Viertelkreis); davor stehen fünf zusätzliche Stühle. Stoilov demonstriert mir die Live-Übertragung einer Demo-Behandlung auf alle Bildschirme im Raum. Früher haben wir uns bei Demonstrationen um einen Behandlungsstuhl gedrängt – heute können die Bonner Studierenden aus jeder Ecke des Raumes alle intraoralen Schritte und Details verfolgen. Ich probiere die VR-Anwendung des Simulationssystems „Dente“ (SIMtoCARE) aus: Zunächst wähle ich auf einem kleinen Bildschirm meine Aufgabe – von Kariesexkavation über Zahnsteinentfernung bis hin zur Lokalanästhesie reicht die Auswahl. Auch wenn die visuelle Darstellung sich noch von der Realität unterscheidet, ist die Haptik überraschend überzeugend. Die Simulation fordert Fingerfertigkeit und Präzision; sie ist kein Ersatz für die Arbeit am Phantomkopf, wohl aber ein nützliches Ergänzungswerkzeug. Zum Schluss gehen wir noch einmal die Etagen hinunter. Studierende packen ihre Sachen, lachen, diskutieren die letzten Klausurfragen. Klar ist: Die Technik allein macht keine gute Ausbildung – sie eröffnet aber Möglichkeiten, selbstständiges Üben zu fördern, Fehler in sicherer Umgebung zuzulassen und Studierende vorzubereiten für eine Praxis, die zunehmend digital und vernetzt ist. Beim Verlassen des Gebäudes empfinde ich Anerkennung für die Sorgfalt, mit der Räume, Technik und Didaktik zusammengebracht wurden, aber auch Ehrfurcht davor, wie sich die Lehre innerhalb weniger Jahre verändert hat. Dr. Nikola Lippe Auch in den präklinischen Kursen arbeiten die Studierenden mit echten Behandlungselementen (Peitschensystemen) aus der Praxis. Über den QR-Code finden Sie auf zm-online ein Interview mit Zahnmedizinstudentin Annabelle Koch. Foto: nl/zm ZUM ARTIKEL

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