Zahnaerztliche Mitteilungen Nr. 17

90 | zmSTARTER zm115 Nr. 17, 01.09.2025, (1444) und der größte öffentliche Gesundheitsträger in Budapest ist. Viele werfen uns vor, dass das Studium viel einfacher sei als in Deutschland und man nicht durchfallen kann. Die Abbrecher- und Wiederholerquoten könnten aber auch andere Schlussfolgerungen zulassen (lacht). Welche Vorteile sehen Sie in einem Auslandsstudium? Die Ausbildung ist sehr praxisnah und wir arbeiten vorwiegend an echten Menschen, da es in Budapest normal ist, als Patient statt in eine Praxis in die Zahnklinik der Semmelweis zu gehen. Außerdem bin ich viel selbstständiger geworden. Man muss sich anpassen und aus seiner Komfortzone treten. Welche Tipps haben Sie für alle, die ein Studium im Ausland wagen möchten? Traut euch und zögert nicht, denn es könnte eine riesige Chance sein! Ihr solltet euch allerdings gut vorbereiten, das geltende Aufenthaltsrecht kennen und über Versicherungen oder medizinische Nachweise Bescheid wissen. Im Internet kann man sehr viel herausfinden, aber uns hat auch geholfen die Universitäten direkt anzuschreiben, falls etwas unklar war. Was gilt es als Student im Ausland zu beachten? Welche Dos? Welche Dont‘s? Wichtigstes Do: Versuche ein wenig die heimische Sprache zu lernen. Auch wenn das Studium an der Semmelweis auf Deutsch gelehrt wird, so lebt man in einem anderen Land und muss sich mit den Patienten auf Ungarisch unterhalten. Mit grundlegenden Sprachkenntnissen öffnet man sich nicht nur Türen, sondern auch die Herzen der Menschen. Ein weiteres Do ist das Offensein für Kultur, Mentalität und andere Denkweisen. Klare Don’ts: Die Stadt nur als Studienort sehen. Du lebst fünf Jahre an einem neuen Ort und dies ist ab jetzt dein Zuhause! Wenn du in Gedanken nur in der Heimat bist, dann verpasst du das Beste. Genieße die Zeit, lebe im Hier und mache Entdeckungen. Was möchten Sie denen mitgeben, die sich vielleicht nicht trauen, ein Zahnmedizinstudium anzugehen? Reflektiert genau, warum ihr zögert. Ist es die Angst vor dem Ungewissen, finanzielle Schwierigkeiten, kein Support aus dem Umfeld? Es gibt viele unterschiedliche Stipendienprogramme, und immer mehr Praxen, Kliniken und Unternehmen sind bereit, Studierende zu unterstützen. Und du bist nie zu alt, neu anzufangen. Ich war 24 Jahre, als ich gestartet bin. Höre nicht auf das, was andere sagen. Wir sind auch gegen den Strom geschwommen und haben dabei unglaubliche Erfahrungen sammeln dürfen und viel Unterstützung erfahren. Wie soll es nach dem Studium weitergehen? Bleiben Sie in Budapest? Wir bleiben noch bis Ende des Sommers in Budapest und dann wollen wir ein neues Abenteuer wagen. Wohin es gehen soll, steht noch nicht fest. Vielleicht nach Deutschland, Österreich, in die Schweiz, oder ganz woanders hin. Es gibt so viele Möglichkeiten. Das Gespräch führte Navina Bengs. ANALYSE DES CENTRUMS FÜR HOCHSCHULENTWICKLUNG JEDER ZEHNTE DEUTSCHE MEDIZINSTUDIERENDE IST IM AUSLAND EINGESCHRIEBEN Human- und Zahnmedizin gehören zu den beliebtesten Studienfächern in Deutschland, haben aber bundesweit eine Zulassungsbeschränkung. Auch deshalb suchen viele Studieninteressierte nach Angeboten im Ausland. Für die Humanmedizin liegen nun Zahlen vor: Mindestens 9.100 deutsche Medizinstudierende sind im Ausland immatrikuliert. Das geht aus einer aktuellen Hochrechnung des Centrums für Hochschulentwicklung (CHE) hervor, die die Zulassungsbedingungen und Studienkosten für 97 nationale und internationale Medizinstudiengänge an europäischen Hochschulen aufführt. Österreich und Ungarn gehören demnach zu den stark nachgefragten Ländern: 2022/2023warenanösterreichischenHochschulen2.543deutscheStudierende in einem Medizinstudiengang eingeschrieben, in Ungarn waren es 2.018. Ebenfalls beliebt sind Bulgarien (1.229), Polen (698) und die Schweiz (760). Besonders groß sind die Unterschiede bei den Studiengebühren. Während in Österreich keine Studiengebühren an den öffentlichen Universitäten anfallen, reicht die Preisspanne in anderen Ländern von etwa 3.000 bis zu 28.900 Euro pro Studienjahr. In Osteuropa betragen die Studiengebühren in Bosnien, Bulgarien und Rumänien im Schnitt unter 10.000 Euro jährlich. Deutlich teurer ist das Medizinstudium mit durchschnittlich 16.000 Euro in Tschechien oder Ungarn. Die meisten internationalen Medizinstudiengänge in Südosteuropa werden in englischer Sprache angeboten, deutschsprachige Angebote gibt es unter anderem in Ungarn und Kroatien. Die Zulassung für einen Studienplatz erfolgt meist über einen kostenpflichtigen Aufnahmetest. Oft müssen für die Bewerbung auch Nachweise über sehr gute Noten in naturwissenschaftlichen Fächern sowie entsprechende Englischkenntnisse erbracht werden. Eine Gesamtzahl der deutschen Medizinstudierenden in Europa zu berechnen, ist laut CHE nicht möglich, da die Zahlen für einige Länder, wie etwa Rumänien, Kroatien oder die Slowakei, nicht vorliegen, obwohl es auch dort internationale Angebote fürs Medizinstudium gibt. Die CHE-Forschenden gehen auf Grundlage der verfügbaren Daten des Statistischen Bundesamts aber von mindestens 9.100 Studierenden aus. „Dies entspräche einem Anteil von mindestens zehn Prozent aller deutschen Medizinstudierenden insgesamt“, heißt es in der vorliegenden Untersuchung. Federkeil, Gero; Friedhoff, Caroline; Braun, Richard: CHECK Medizinstudium in Europa - Angebote und Zugangsbedingungen für deutsche Studieninteressierte - Ausgabe 2025, Gütersloh, CHE, 2024, ISBN 978-3-911128-23-0, 127 Seiten

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