MEDIZIN | 29 Eltern – abgesehen von den Informationen der Unternehmen – keine verlässlichen wissenschaftlichen Informationen zur Verfügung gestellt würden, kritisiert Wilkinson. So habe die Stammzellbiologin Jill Shepherd von der University of Kent ihr gegenüber erläutert, es gebe bislang nicht genügend Beweise dafür, dass Stammzellen aus Zähnen für die autologe Verwendung eingelagert werden sollten. Aus ihrer Sicht verkauften die Firmen vielmehr das Potenzial für etwas, das wissenschaftlich noch nicht bestätigt sei. Ein weiteres Problem: Die Evidenz sei für Laien schwer zu bewerten. So habe Ende 2024 die Nachricht, dass chinesische Forschende eine 25-jährige Frau mit Typ-1-Diabetes mithilfe von Stammzellen geheilt hätten, das Interesse an Einlagerungen in die Höhe schnellen lassen. Vor allen Dingen Eltern erkrankter Kinder seien aufmerksam geworden. In den USA bieten Zahnärzte einen Stammzellservice an Aber, betont Stammzellexpertin Sheperd, in der chinesischen Studie seien Zellen aus frischem Gewebe und nicht aus gefrorenem Material verwendet worden. „Solche Details sind wichtig“, mahnt Sheperd und fügt hinzu, dass es keine Hinweise darauf gebe, „dass Stammzellen, die aus den Milchzähnen eines Kindes gewonnen wurden, jemals zur Behandlung dieses Kindes benötigt werden könnten“. In ihrem Artikel berichtet Wilkinson, dass das Interesse an Zahnstammzellenbanken als kommerzielles Angebot in den USA besonders groß ist. „Dort bieten Zahnärzte an, extrahierte Zähne zu sammeln und die Zahnmarkstammzellen zu konservieren“, schreibt sie. Eine im Jahr 2020 veröffentlichte Auswertung habe jedoch gezeigt, dass sich die von den Anbietern zitierten Forschungsergebnisse „entweder auf klinische Studien zu nicht-dentalen mesenchymalen Stammzellen oder auf präklinische Studien zu aus Zähnen gewonnenen Stammzellen“ bezogen. Das BMJ hat auf Basis seiner Erkenntnisse eine Beschwerde gegen die britischen Unternehmen bei der nationalen Advertising Standards Agency (ASA) eingereicht. Diese hat bereits angekündigt, die Werbeversprechen der Anbieter zu überprüfen. sth Wilkinson, E. (2025). Banking baby teeth: companies may be misleading parents with “outrageous claims”: Video 1. BMJ. doi.org/10.1136/bmj.r1491.
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