30 | ZAHNMEDIZIN PHARMAKOTHERAPIE BEI OSA Eine Pille gegen Schlafapnoe? Dagmar Norden Bisher konzentrierten sich die Therapien der Schlafapnoe auf die Korrektur anatomischer Gegebenheiten. Da man die Schlafapnoe aber zunehmend auch als neuronale Erkrankung begreift, ist sie prinzipiell auch Medikamenten zugänglich. Warum eine medikamentöse Behandlung die UPS trotzdem nicht ersetzen kann, erläutert die schlafmedizinisch fortgebildete Zahnärztin Dagmar Norden. Unterkieferprotrusionsschienen (UPS) stellen neben der als Standardtherapie geltenden Behandlung mit Positivdruck (Continuous Positive Airway Pressure/CPAP) und neben weiteren Ansätzen wie Verhaltensmodifikation, myofunktioneller Therapie, chirurgischen Verfahren oder Stimulation des Nervus Hypoglossus eine bedeutende Säule in der Behandlung der Schlafapnoe dar [Veasey et al., 2019; Gottlieb et al., 2020]. Die meisten Patienten tolerieren UPS gut und bevorzugen sie gegenüber CPAP oder einem chirurgischen Verfahren. Es wird von Compliance-Raten zwischen 40 und 80 Prozent berichtet [Ferguson et al., 1997]. Die Therapie mit UPS wurde im Jahr 2021 in Deutschland in den Leistungskatalog der Gesetzlichen Krankenversicherung aufgenommen. Therapie ist Herausforderung für Patient und Zahnarzt Wie bei der CPAP-Therapie bedeuten auch bei der UPS-Therapie die Langzeitadhärenz und der Umgang mit unerwünschten Nebenwirkungen eine große Herausforderung für die Patienten. Im Fall der UPS-Therapie stellt dies auch eine Herausforderung für den schlafmedizinisch tätigen Zahnarzt dar, der diese chronisch kranken Patienten in einer lebenslang konzipierten Therapiephase zahnärztlich begleitet [Patel et al., 2021; Saglam-Aydinatay et al., 2018; Sutherland et al., 2018]. Hinzu kommt, dass die MainstreamBehandlungen mit CPAP oder UPS wegen medizinischer oder wirtschaftlicher Belange bei einem signifikanten Anteil der Patienten gar nicht durchführbar sind [Lee et al., 2023]. So sind UPS beispielsweise auf die Retention von Zähnen angewiesen, weshalb die Therapie stark von einem gesunden Zahnstatus abhängt [Marklund et al., 2019; McNicholas et al., 2022]. Neben den etablierten mechanischen Therapieinterventionen CPAP und UPS könnte deshalb die Pharmakotherapie eine einfach verfügbare und attraktive Alternative bei der OSA-Behandlung darstellen [Horner et al., 2017]. Die Pharmakotherapie der OSA galt jedoch lange Zeit als ein Tabu und wird bis heute in der AWMF-S3-Leitlinie „Nicht erholsamer Schlaf“ bis auf die beiden zentralnervösen Stimulantien Solriamfetol und Pitolisant nicht empfohlen. Mit diesen Medikamenten stehen zwei wirksame und zugelassene Therapieverfahren lediglich für solche OSAPatienten zur Verfügung, die trotz erfolgreich eingestellter mechanischer Therapie unter residualer Tagesschläfrigkeit (rEDS) leiden [Norden et al., 2022]. Die jüngere Forschung hat allerdings neues Licht in mögliche weitere pharmakotherapeutische Therapieansätze gebracht. Exkurs in die Pathophysiologie Um diese Therapieansätze zu verstehen, ist ein Exkurs in die Pathophysiologie der obstruktiven Schlafapnoe Die Pharmakotherapie der OSA galt lange Zeit als ein Tabu. Die jüngere Forschung hat allerdings neues Licht in mögliche weitere pharmakotherapeutische Therapieansätze gebracht. Foto: Milos – stock.adobe.com zm115 Nr. 18, 16.09.2025, (1488)
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