Zahnaerztliche Mitteilungen Nr. 18

ZAHNMEDIZIN | 31 hilfreich. Hatte man früher geglaubt, die Schlafapnoe sei ein rein anatomisches Problem, ist heutzutage klar, dass auch nicht-anatomische Faktoren bei der Entwicklung der OSA eine Rolle spielen. Das erklärt, warum einige OSAPatienten keine oder nur sehr moderate anatomische Einschränkungen zeigen [Eckert et al., 2018]. Muskeln: Kraft gegen Kollaps Während die Pathophysiologie der OSA in all ihren Einzelheiten sehr komplex ist, besteht die grundlegende Abweichung zum Gesunden in der Unfähigkeit der Rachendilatatoren, dem negativen Druck im oberen Atemweg bei der Inspiration Widerstand zu leisten [McNicholas et al., 2022]. Normalerweise kontrahieren diese Muskeln in koordinierter Taktung mit der Inspiration. Faktoren, die den negativen Druck erhöhen oder umgekehrt die Effektivität der Muskeln verringern, stören diese Balance und prädisponieren für eine Obstruktion des oberen Atemwegs [Deegan & McNicholas, 1995]. Der obere Atemweg besteht aus einer komplexen Anordnung von Skelettmuskeln und Weichgewebe, der anders als in den unteren Abschnitten des Atemwegs, also in der Luftröhre oder den Bronchien, nicht von stabileren knorpeligen Strukturen gestützt wird. Diese Eigenschaft macht den oberen Atemweg anfällig für Störungen oder gar einen Kollaps, obwohl er eigentlich beim Atmen in allen Körperpositionen offenbleiben muss, um ausreichende Lungenventilation und Gasaustausch zu ermöglichen. zm115 Nr. 18, 16.09.2025, (1489) Abb. 1: Für die Entstehung der OSA sind vier Pathomechanismen bekannt: der anatomisch für einen Kollaps anfällige obere Atemweg, eine schwache Antwort der Rachendilatatoren, eine starke Neigung zu einer kortikalen Weckreaktion bei Verengung des oberen Atemwegs sowie ein übermäßig auf CO2-Schwankungen reagierendes ventilatorisches Kontrollsystem. Foto: Dagmar Norden Abb. 2: Der obere Atemweg ist weder knorpelig noch knöchern gestützt und stellt deswegen ein kollabiles Segment dar. Foto: Dagmar Norden ZUROSA Die obstruktive Schlafapnoe (OSA) ist eine weit verbreitete chronische schlafbezogene Atmungsstörung, die sich durch wiederholten Kollaps des oberen Atemwegs im Schlaf auszeichnet. Dies führt zu Schlafunterbrechungen, einer Entsättigung des Blutsauerstoffs und übermäßiger Tagesschläfrigkeit (Excessive Daytime Sleepiness, EDS), also ungewollter Einschlafneigung, gerade in monotonen Situationen, wie beispielsweise Sekundenschlaf am Steuer. Schlafapnoe geht außerdem mit einer erhöhten Mortalität [Balk et al., 2011] und Morbidität im Sinne von kardio- und cerebrovaskulären Erkrankungen, Diabetes und kognitiven Einschränkungen einher. Sie ist negativ mit der Lebensqualität und positiv mit Verletzungen im Straßenverkehr assoziiert [Jonas et al., 2017] und betrifft schätzungsweise eine Milliarde Menschen weltweit [Benjafiled et al., 2019].

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