40 | PRAXIS INTERVIEW MIT AUSBILDUNGSBERATERIN LEANE SCHÄFER ZUM AZUBI-ONBOARDING „Wir hören immer noch, dass Auszubildende in erster Linie sauber machen müssen“ Die Neuen sind da! Zügig brauchen sie gute Strukturen und Fixpunkte, um sich orientieren zu können. Denn ein erfolgreicher Ausbildungsstart endet nicht mit einem Händedruck, einem Blumenstrauß und dem Praxisrundgang. Die zweite Phase des Onboardings, also die Wochen und Monate nach dem ersten „Willkommen an Bord“, ist entscheidend, ob sich die Auszubildenden als echter Teil des Teams fühlen und sich langfristig entwickeln können. Frau Schäfer, Sie betreuen seit vielen Jahren sowohl Ausbildungspraxen als auch die Auszubildenden zur Zahnmedizinischen Fachangestellten. Was sind die wichtigsten Aspekte für einen gelungenen Start in der Praxis? Leane Schäfer: Vorweg möchte ich betonen, wie wichtig es unserer Erfahrung nach ist, die viermonatige Probezeit der Ausbildung wirklich ehrlich zu nutzen. Beide Seiten sollten prüfen, ob sie gut zusammenarbeiten können. Ob die Chemie stimmt, merkt man ja ziemlich schnell. Gerade in diesem Beruf, in dem man tagtäglich so eng miteinander arbeitet – oft nur einen halben Meter voneinander entfernt am Patienten – ist das besonders wichtig. Wir raten daher: Prüfen Sie, wie Sie miteinander auskommen, sonst sind die Lehrjahre für alle anstrengend und am Ende verschenkte Zeit. Nach der Ankunft des Azubis ist es dann ganz wichtig, von Anfang an einen festen Ansprechpartner beziehungsweise einen Betreuer zu benennen. Diese Person ist wie ein Fixpunkt auf dem neuen, unbekannten Terrain und begleitet den Azubi während der verschiedenen Phasen der Ausbildung. Sie hat ein offenes Ohr für die Sorgen und Nöte des Azubis und gibt ihm in regelmäßigen Abständen Feedback. Was ist nach dem ersten „Hallo” und „Willkommen” zu beachten? Für den Nachwuchs sind in den folgenden Wochen klare Strukturen und Anleitungen für Aufgaben sehr hilfreich. Mein Tipp: Halten Sie alle Absprachen schriftlich fest, um sich im Bedarfsfall darauf berufen zu können. Das gilt für Arbeitsschritte und Anweisungen sowie für den Umgang mit Krankheitsfällen, um Missverständnisse auszuschließen. Und insgesamt heißt es: Bleiben Sie dran! Holen Sie den Azubi thematisch ab und zeigen Sie Interesse an ihm. Je klarer Abläufe, Ansprechpartner und Zeit- und Raumvorgaben für die Berufsschulangelegenheiten definiert sind, desto besser kann sich der junge Mensch in die neue Umgebung und die Praxisabläufe einfinden. Ermutigen Sie den Nachwuchs, immer und zu allem Fragen zu stellen. Ein zugewandtes Umfeld kann zudem Schüchternheit entgegenwirken. Wenn der Azubi Vertrauen fasst, dann traut er sich auch, mehr zu zeigen oder noch einmal nachzufragen, wenn etwas unklar ist. Zeigen Sie Verständnis und echtes Interesse. Das sind starke Bindungsfaktoren. Der Azubi muss sich gewollt fühlen. Jeder ist anders, und am besten fördert man Talente früh und überfordert den Azubi nicht mit anderen Aufgaben. Wie gelingt es, die Motivation zu halten? Der Azubi sollte in der Praxis rotieren und so nach und nach alle Bereiche kennenlernen. Wir hören immer noch davon, dass Auszubildende in erster Linie sauber machen müssen oder tatsächlich mit dem Hund des Praxisbesitzers Gassi gehen sollen. Bei allen berufsfremden Tätigkeiten sollten Sie Rücksprache mit dem Auszubildenden halten und sein Einverständnis dafür einholen. Ein Azubi bleibt eher, wenn er merkt, dass man sich um ihn kümmert, ihn abholt und ihn so schnell wie möglich auch mit etwas komplexeren Aufgaben betraut. Zum Beispiel mit den ersten simplen Abrechnungsaufgaben, sodass ein tieferes Verständnis für den Beruf entstehen kann und er nach und nach in alle Bereiche miteinbezogen wird. Mein Rat: Lassen Sie den Azubi auch unbedingt im Eigenlabor mitwirken. Während der Assistenz am Patienten können sie immer wieder fragen, wie etwas gemacht werden muss, und so ganz locker üben. In diesen Situationen können die Zahnärzte auch feststellen, was bereits gut läuft und wo es nochhakt. Die Auszubildenden müssen einen Bericht pro Monat erstellen. Dieser sollte immer in der Praxis angefertigt werden, also während der Arbeitszeit und nicht nach der Arbeit zu zm115 Nr. 18, 16.09.2025, (1498) Leane Schäfer unterstützt als Ausbildungsberaterin der Zahnärztekammer Berlin sowohl Praxen als auch angehende ZFA. Foto: privat
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