Zahnaerztliche Mitteilungen Nr. 18

SO ORGANISIERT SICH EINE GROẞE PRAXIS NACHWUCHS BRAUCHT HALTUNG, NICHT NUR STRUKTUR Unsere Praxis besteht aus zwölf Zahnärztinnen und Zahnärzten, sieben Zahntechnikerinnen und Zahntechnikern, 17 ZFAs sowie zwei Auszubildenden. Wir verteilen uns auf fünf Behandlungszimmer, zwei Operationsräume sowie vier Prophylaxezimmer. Am Anfang steht für uns die Wertevermittlung – nicht als theoretisches Konzept, sondern als gelebte Praxis im Alltag. Wir haben eine klare Haltung: Auszubildende sind keine günstigen Arbeitskräfte, sondern Kollegen und Kolleginnen in Ausbildung. Sie verdienen während dieser Zeit dieselbe Wertschätzung wie alle anderen Teammitglieder. Wenn Werte wie Respekt, Offenheit, Verantwortung und Wachstum konsequent beherzigt und regelmäßig vorgelebt werden, ist unserer Ansicht nach bereits ein großer Teil des Onboardings geschafft. Die Vorbereitung auf eine gelungene Ausbildung beginnt lange vor dem ersten Ausbildungstag. Wir sensibilisieren unser Team frühzeitig für die Bedeutung der Nachwuchsförderung. Denn nur, wenn alle an Bord sind, kann Integration gelingen. Dafür stellen wir uns vorab folgende Fragen: Wozu bilden wir aus? Welche Werte vertreten wir und wie leben wir sie im Praxisalltag? Und nicht zuletzt: Wer übernimmt die Verantwortung? Ein zentraler Baustein in diesem Prozess ist eine speziell benannte Ausbildungsbeauftragte. Sie ist die Schnittstelle zwischen Praxis, Auszubildenden und Führung. In den ersten Wochen setzen wir auf klare Erwartungen und klare Kommunikation. Gemeinsam mit den Auszubildenden definieren wir ihre individuellen Lernziele und Meilensteine, die nach Möglichkeit abgestimmt sind auf ihre Fähigkeiten, Motivation und die Praxisgegebenheiten. Unsere Instrumente dafür sind Coaching-Gespräche, die alle zwei bis vier Wochen mit der Mentorin stattfinden, aber auch Ad-hocFeedbacks, die jederzeit möglich und ausdrücklich gewünscht sind. Außerdem wird unsere Führungsebene, also das Praxismanagement und Inhaber mit eingebunden, um Wertschätzung und Interesse am Nachwuchs zu zeigen. Die Zielvereinbarungen und die jeweiligen Meilensteine der Azubis sind für sie transparent – beispielsweise mit dem Fokus auf Dokumentation, Assistenz und/oder Vorbereitung in bestimmten Bereichen. Es gibt nicht den „einen Ausbildungsplan“, welchen man über jede Auszubildende stülpen kann. Die Ausbildung ist fordernd – emotional, fachlich, organisatorisch. Wir begegnen dem mit einem offenen Ohr und Fürsorge. Dazu gehört auch, die persönliche Lernlogik zu verstehen: Nicht jeder lernt gleich, also arbeiten wir mit verschiedenen Didaktik-Ansätzen, stärkenorientiert und individuell. Wenn private Themen ins Spiel kommen, nehmen wir uns Zeit. Wenn Unterstützung gebraucht wird, suchen wir gemeinsam nach Lösungen nicht nach Schuldigen. So unser Motto. Weiter denken wir, dass Verantwortung Entwicklung fördert – und das von Beginn an. Unsere Auszubildenden sollen nicht bloß zusehen, sondern frühzeitig ins Tun kommen. Selbstverständlich steht dabei Sicherheit an erster Stelle, aber wir schaffen bewusst Räume, in denen Auszubildende eigenständig Aufgaben übernehmen können. Ob Dokumentation, Assistenz, Patientenkommunikation oder vorbereitende Maßnahmen: Verantwortung stärkt Selbstvertrauen und Fachkompetenz. Als Team wollen wir Rückhalt geben. Wir lassen niemanden allein, sondern begleiten, bestärken und stehen bei Fragen jederzeit zur Seite. Wer spürt, dass ihm etwas zugetraut wird, wächst schneller über sich hinaus – fachlich wie persönlich. Auch auf dem Weg zur Prüfung lassen wir niemanden allein. Wir bieten aktiv und bedingungslos Unterstützung an – von Lernzeit über Materialien bis hin zu begleitenden Gesprächen mit Fachkolleginnen. Wir sind uns der Herausforderung bewusst, dass in der heutigen Arbeitswelt unterschiedliche Generationen aufeinandertreffen, die jeweils ihre eigenen Erfahrungen und Perspektiven mitbringen. Wir versuchen aber, uns nicht über diese Unterschiede zu ärgern, sondern sind verständnisvoll und setzen auf Akzeptanz. Jede Generation hat ihre Stärken, die es zu erkennen und sinnvoll zu nutzen gilt. So wie die erfahrenen Kolleginnen von heute vor Jahren selbst als Auszubildende begonnen haben, können unsere jungen Talente frische Ideen und neue Perspektiven einbringen. Wir integrieren diese unterschiedlichen Generationen so ins Team, dass ihre Stärken bestmöglich zur Geltung kommen und jeder vom Wissen der anderen profitieren kann. Natürlich gibt es auch Warnsignale, die uns aufhorchen lassen und die wir ernst nehmen – bei Azubis wie bei allen Mitarbeitenden. Das ist allem voran wiederholte Unzuverlässigkeit ohne erkennbaren Grund sowie Unehrlichkeit oder Intransparenz. Auch auffälliges Verhalten, das ständig Aufmerksamkeit fordert, sollte stutzig machen. Wird Entwicklung verweigert, trotz Angeboten und Gesprächen, schauen wir auf jeden Fall genauer hin. Gut wäre, nicht direkt zu urteilen, denn häufig steckt mehr dahinter. Die zweite Phase des Onboardings ist für uns keine Pflichtübung, sondern eine Investition in unsere gemeinsame Zukunft und die der Fachkräfte in der Praxis. Denn wer sich gut integriert fühlt, bleibt – und wächst. Michele Hölter, HR-Managerin Denta 1 Clinic in Herne PRAXIS | 43 zm115 Nr. 18, 16.09.2025, (1501) Zahnarztpraxis Denta 1 Clinic in Herne Foto: Denta 1 Clinic

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