Zahnaerztliche Mitteilungen Nr. 18

46 | ZAHNMEDIZIN S2K-LEITLINIE MIT EMPFEHLUNGEN FÜR ZAHNÄRZTINNEN UND ZAHNÄRZTE So erkennen Sie orale Manifestationen der systemischen Sklerose Die Deutsche Gesellschaft für Rheumatologie und Klinische Immunologie (DGRh) hat eine neue S2k-Leitlinie zur „Diagnostik und Therapie der systemischen Sklerose“ (SSc) veröffentlicht. Krankheitszeichen dieser seltenen, potenziell schwer verlaufenden Autoimmunerkrankung zeigen sich häufig auch im Mund-, Kiefer- und Gesichtsbereich. Deshalb gibt es in der Leitlinie ein eigenes Kapitel mit Empfehlungen, die sich direkt an Zahnärztinnen und Zahnärzte richten. Die neue Leitlinie legt besonderes Gewicht auf eine frühzeitige Diagnose und einen raschen Therapiebeginn, um irreversible Organschäden vermeiden und die Lebensqualität der Betroffenen nachhaltig zu verbessern. Die Autorinnen und Autoren betonen die Rolle einer strukturierten, regelmäßigen Kontrolle der Krankheitsaktivität mit validierten Instrumenten. Dazu gehört zum Beispiel die Herzbeteiligung – eine der Haupttodesursachen der SSc. Von großer Relevanz ist bei SSc-Erkrankten der Zahn-, Mund- und Kieferstatus. Auch dazu gibt die neue Leitlinie Empfehlungen. Denn Mund, Zahnfleisch, Zunge und Zähne sind ebenso wie Kiefergelenk und Gesicht häufig am Krankheitsbild beteiligt. Bereits vor Diagnosestellung kann eine Frenulumsklerose ein Vorbote einer SSc sein, ebenso wie das radiologische SSc-Stafne-Zeichen (gleichmäßiger verbreiterter Parodontalspalt bei nicht-erhöhten Sondierungstiefen). Frenulumsklerose als Krankheitsvorbote Grundsätzlich zählen „die Mikrostomie, die Mikrocheilie, die periorale Fältelung, extra- und intraorale Teleangiektasien, das Skleroglosson, Gingivaretraktionen und die Hyposalivation beziehungsweise Xerostomie“ zu den typischen Symptomen einer SSc [DGRh, 2025]. Die kutane sowie labiale Sklerose führt zu Funktionseinschränkungen, zu denen auch die Dysphagie gehört. Der perioralen Fältelung liegt eine Fibrose zugrunde, die die Mundöffnung deutlich einschränken kann. Auch ein gehäuftes Auftreten von Mundhöhlenkarzinomen, insbesondere bei der diffusen SSc-Form, wird in der Leitlinie erwähnt. Bei fortgeschrittener SSc können auch Resorptionen an verschiedenen Strukturen auftreten, zum Beispiel an den Kondylen, am Angulus mandibulae und am Processus coronoideus. Mithilfe der MHISS-Skala („Mouth Handicap in Systemic Sclerosis“) können Zahnärzte einschätzen, wie stark Mundfunktion und -beweglichkeit beeinträchtigt sind und welche Faktoren bei Behandlungen beachtet werden müssen. Die Leitlinie enthält eine umfassende Tabelle zu verschiedenen orofazialen Symptomen mit entsprechenden möglichen Therapieoptionen. Im Hinblick auf die Prognose von Implantaten bei SSc-Patienten weisen die Autoren darauf hin, dass kaum Evidenz vorliegt. Die Autorinnen und -autoren der Leitlinie präferieren die Behandlung von SSc-Erkrankten in spezialisierten Versorgungszentren durch ein interdisziplinäres Team. Dies umfasst neben Rheumatologinnen und Rheumatologen auch Expertinnen und Experten Regelmäßige zahnärztliche Untersuchungen sind wichtiger Teil des multidisziplinären Behandlungsansatzes bei Patienten mit systemischer Sklerose. Foto: Aliaksandr Barouski-stock.adobe.com zm115 Nr. 18, 16.09.2025, (1504)

RkJQdWJsaXNoZXIy MjMxMzg=