GESELLSCHAFT | 49 oft als zu bürokratisch ohne erkennbaren Nutzen für die Patientenversorgung. Hinzu komme, dass Beschwerden von Patientinnen und Patienten seit der Pandemie deutlich zugenommen haben, was den Alltag zusätzlich belastet. Teilweise würden die Patienten-Erwartungen als überhöht eingeschätzt – besonders im Rahmen der NHS-Versorgung, wo die Möglichkeiten begrenzt sind. Gerade Mitarbeitende im Empfangsbereich oder im Bereich Praxismanagement spürten die Unzufriedenheit der Patienten häufig am deutlichsten. Ökonomischer Druck trägt zur Belastung bei Ökonomischer Druck – insbesondere durch NHS-Zielvorgaben – trage deutlich zur Belastung von Zahnärztinnen und Zahnärzten bei. Mitarbeitenden und Praxispersonal fühlten sich häufig nicht ausreichend bezahlt und im Verhältnis zur geleisteten Arbeit nicht genug wertgeschätzt. Viele Praxisangestellte machen demnach schlechtes Management (sowohl in Großkonzernen als auch in kleinen Praxen) als zentrale Ursache für Stress im Praxisalltag verantwortlich. Fehlende Struktur und unklare Aufgabenverteilung führten zu Überlastung, Frust und sinkender Arbeitszufriedenheit. Ein weiteres, zentrales Problem sei, dass Unterbezahlung, fehlende Anerkennung, Überlastung und das Gefühl des Ausgebranntsein bei vielen Befragten zu Versagensängsten und Selbstzweifel führen. Die MINDSET U.K.-Studie macht deutlich, dass die Arbeit im zahnärztlichen Bereich in Großbritannien mit erheblichen psychischen Belastungen verbunden ist. Viele der Befragten fühlen sich dauerhaft erschöpft, überfordert und nicht ausreichend anerkannt. Einige von ihnen berichten sogar von Burnout oder Suizidgedanken. Besonders das NHS-System mit seinen hohen Vorgaben, knappen Ressourcen und niedriger Bezahlung gilt den Forschenden zufolge als zentraler Stressfaktor, während Tätigkeiten im privaten Bereich als etwas weniger belastend beschrieben wurden. Neben der Arbeitslast spielten auch Patientenerwartungen, zunehmende Beschwerden sowie Defizite in Führung und Organisation eine wichtige Rolle. Die Ergebnisse seien zwar aufschlussreich, ließen sich wegen der freiwilligen und nicht repräsentativen Stichprobe aber nur eingeschränkt verallgemeinern. nl Die Studie: Mills I, Knights J, Ellwood F et al. UK Dental Team Mental Health Research and Implementation Group. Me, we, they: identifying the key stressors affecting the dental team. Br Dent J. 2025 Aug;239(3):197203. doi: 10.1038/s41415-025-8645-z. Epub 2025 Aug 8. PMID: 40781429; PMCID: PMC12334351. zm115 Nr. 18, 16.09.2025, (1507) „Irgendwann wird etwas kaputtgehen, und ich versuche verzweifelt, dass ich es nicht bin, aber ich kann das nicht ewig durchhalten.“ Zahnarzt, CDS/PDS GRUNDLEGENDE REFORMEN GEPLANT 10-JAHRES-PLAN SOLL NHS AUS DER KRISE HOLEN Um den desolaten National Health Service aus der Krise zu holen, schlägt die Regierung des Vereinigten Königreichs grundlegende Reformen vor. Ihr 10-Jahres-Plan sieht unter anderem eine Umgestaltung des zahnärztlichen Systems des NHS bis 2035 vor. Die British Dental Association (BDA) begrüßt die Vorschläge. Zu den geplanten Reformen gehört unter anderem die Verpflichtung für neu ausgebildete Zahnärzte, für einen Mindestzeitraum von voraussichtlich drei Jahren im NHS zu arbeiten, um die Zahl der Termine zu erhöhen. Die BDA kritisiert jedoch, dass bereits die überwiegende Mehrheit der jungen Zahnärzte diesen Zeitraum ohnehin im NHS absolviert. Wichtiger sei es daher, die Abwanderung erfahrener älterer Kollegen aus dem Dienst zu stoppen. Laut BDA könnte diese Politik ohne entsprechende Maßnahmen, um den Dienst attraktiver zu gestalten, kontraproduktiv sein und die Abwanderung in den privaten Sektor nach Ablauf der drei Verpflichtungsjahre beschleunigen. Außerdem will die Regierung mit ihrem 10-Jahres-Plan die Weichen in Richtung Prävention stellen. Dazu gehört die Fissurenversiegelung bei Kindern, die bereits Karies hatten, sowie das Auftragen von Fluoridlack, ohne dass zuvor eine zahnärztliche Untersuchung erfolgt ist.Die British Society of Paediatric Dentistry (BSPD) begrüßte die Aufnahme dieser Maßnahmen für Kinder. Laut der BSPD ist dies das erste Mal, dass die Regierung eine Vision mit so vielen Maßnahmen zur Verbesserung der Mundgesundheit sowie des allgemeinen Wohlbefindens von Kindern vorlegt. Hintergrund der geplanten Reform ist die seit Jahren wachsende Unzufriedenheit mit der zahnärztlichen Versorgung durch den NHS. Laut dem BDA hat jeder vierte Erwachsene Schwierigkeiten, Zugang zur zahnärztlichen Versorgung durch den NHS zu erhalten. Jüngste Umfragen ergaben, dass von denjenigen, die keinen Termin beim NHS-Zahnarzt bekommen konnten, mehr als ein Viertel (26 Prozent) auf Selbsthilfe zurückgriff, während sich 19 Prozent im Ausland behandeln ließen. Gleichzeitig haben 22,4 Prozent der fünfjährigen Schulkinder in England offensichtliche Karies. Karies ist der häufigste Grund für Krankenhausaufenthalte bei Kindern im Alter zwischen fünf und neun Jahren. NHS 10 Year Plan could offer prescription to save NHS dentistry. Br Dent J 239, 89 (2025). DOI: https://doi. org/10.1038/s41415-025-9016-5 Foto: D Lahoud/peopleimages.com – stock.adobe.com
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