Zahnaerztliche Mitteilungen Nr. 18

zm115 Nr. 18, 16.09.2025, (1512) 54 | PRAXIS Auskunft über die Ist-Situation geben und andererseits eine Prognose der Entwicklung des Standorte erlauben (siehe Kasten „Diese Faktoren sind für den Standort besonders relevant“). Zunächst wird der Versorgungsgrad in der Region ermittelt: Wie viele Einwohner kommen auf einen Zahnarzt? Außerdem wird die Konkurrenzsituation analysiert: Welche Zahnarztpraxen befinden sich in der Umgebung? Und was lässt sich über die Altersstruktur der Wettbewerber sagen? Wenn die Konkurrenz zwar groß ist, die Kollegen aber absehbar in naher Zukunft in den Ruhestand treten, kann sich eine Niederlassung dennoch lohnen, da sich der Versorgungsgrad perspektivisch verschieben wird. Daneben ist die Einkommens- und Alters-struktur der Einwohner – also des zukünftigen Patientenklientels – ein wichtiger Faktor. Auch das Verhältnis von Zuzug in und Abzug aus der Gegend spielt eine Rolle: Handelt es sich um eine wachsende Region mit Potenzial, oder ziehen die Leute – und damit potenzielle Patienten – vermehrt weg? Der Standort ist trotzdem nicht zwingend alles entscheidend. Hat die Praxis bereits einen fundierten Patientenstamm, der den nach einer Praxisübergabe üblichen Abgang von 20 bis 30 Prozent der Bestandspatienten verkraftet, können Standortfaktoren in den Hintergrund rücken. Man muss also immer die ganz individuellen Parameter der Praxis betrachten. Anhand dieser Kennzahlen entstand auch für Drljaca ein fundierter Überblick für Berlin und Brandenburg – insbesondere für den von ihr favorisierten Speckgürtel rund um die Hauptstadt. Die Standortanalyse wies drei besonders zukunftsfähige Kernbereiche aus, zu denen auch das Städtchen Teltow im Landkreis Potsdam-Mittelmark gehörte. Hier machte sich Drljaca nun also gezielt auf die Suche nach einer Übernahme. Und sie wurde fündig: In Teltow, dort, wo es sie auch privat hinzog. Das Timing stimmte ebenfalls, der Abgeber wollte sich in etwa zwei Jahren zur Ruhe setzen, sodass Drljaca ihre Assistenzzeit beenden und die Praxis im Anschluss übernehmen konnte. Diesmal hielt das Objekt der betriebswirtschaftlichen Prüfung stand. Teltow gehört aufgrund seiner Nähe zur Hauptstadt zu den wachsenden Orten in Brandenburg und ist gut erreichbar. Die Region ist mit Zahnärzten unterversorgt, sodass eine gute Nachfrage vorausgesetzt werden kann. Im Vergleich zu Brandenburg insgesamt ist der Kaufkraftindex der Bevölkerung höher und die Arbeitslosenquote niedriger. Der statistisch zu erreichende GKV- sowie der potenzielle Privatumsatz liegen ebenfalls über dem Brandenburger Durchschnitt. Das Umsatzpotenzial in Teltow ist positiv zu bewerten, denn hierher zieht es vor allem die in Berlin arbeitende Mittelschicht, die auch bereit ist, Privatleistungen in Anspruch zu nehmen, und einen entsprechenden Behandlungsstandard aus Berliner Praxen gewohnt ist. So entschied sich Drljaca nach Sichtung aller relevanten Faktoren für die Übernahme der Teltower Praxis. 2024 würde es endlich so weit sein und ihr Traum von der eigenen Praxis in Erfüllung gehen. Bis dahin sollten allerdings noch einige Herausforderungen auf sie warten – angefangen beim Businessplan. Fazit Existenzgründerinnen und -gründer haben oft bereits schon eine bestimmte Praxis im Auge, wenn sie sich an eine spezialisierte Unternehmensberatung wenden. Eine professionelle Standortanalyse kann die Potenziale und Risiken des konkreten Objekts aufzeigen, aber auch Regionen eingrenzen, in denen sich die Praxisübernahme oder -neugründung langfristig lohnt. In jedem Fall bildet sie ein wichtiges Fundament für eine realistische und faktenbasierte Entscheidung für oder gegen eine Praxis und hilft dabei, das Projekt Selbstständigkeit von Anfang an auf einen erfolgversprechenden Kurs zu bringen. n „Frau Drljaca ist eine sehr willensstarke Person und sie brachte ihre Vorstellungen von Anfang an auf den Punkt. Das sind die besten Voraussetzungen für einen gelingenden Start in die Selbstständigkeit. Ich hatte bei dem Projekt gleich ein gutes Gefühl.“ Jonas Kock, Praxisberater Nadja Alin Jung m2c | medical concepts & consulting Frankfurt am Main Foto: m2c Jonas Kock KOCK CONSULTING GmbH | Beratung für die Heilberufe Berlin Foto: privat DIESE FAKTOREN SIND FÜR DEN STANDORT BESONDERS RELEVANT n Versorgungsgrad (Verhältnis Einwohner pro Zahnarzt) n Konkurrenzsituation n Altersstruktur der Wettbewerber n Altersstruktur der Einwohner n Einkommensstruktur | Kaufkraftindex n Zuzug – Abzug

RkJQdWJsaXNoZXIy MjMxMzg=