Zahnaerztliche Mitteilungen Nr. 18

58 | MEDIZIN NEWS zm115 Nr. 18, 16.09.2025, (1516) STUDIE DES UNIVERSITÄTSKLINIKUMS ESSEN Wie positive Kommunikation die Wirkung von Ibuprofen steigert Eine aktuelle Studie belegt, dass Placeboeffekte auch bei Entzündungen den Nutzen aktiver Wirkstoffe steigern können. Für Behandelnde ist das eine wichtige Erkenntnis: Bereits geringe Veränderungen in der Kommunikation, mit denen eine Therapiemaßnahme positiv besetzt wird, können den Therapieerfolg deutlich steigern. Die Arbeitsgruppe um den Psychologen Prof. Sven Benson, Leiter des Instituts für Didaktik in der Medizin an der Medizinischen Fakultät des Universitätsklinikums Essen, veröffentlichte ihre Ergebnisse im aktuellen BMC Medicine (BioMed Central). Die Forschenden dokumentierten die Ergebnisse bei 124 gesunden Probanden zwischen 19 und 45 Jahren. Sie erhielten am Experimentaltag eine niedrig dosierte immunaktivierende Substanz (LPS – Lipopolysaccharid), die Immun-vermittelte Symptome während einer akuten Entzündungsreaktion hervorruft. Kombiniert wurde die LPS-Gabe entweder mit der Einnahme von Ibuprofen oder eines Placebos (Scheinmedikament). Hinzu kamen positive oder neutrale Informationen über die Behandlung. „Sie werden 600 Milligramm Ibuprofen vor der EndotoxinInjektion erhalten. Ibuprofen reduziert effektiv die Entzündungsreaktion und die Symptome wie Kopf- und Muskelschmerzen. Ibuprofen wurde in vorherigen experimentellen Studien mit einem sehr guten Effekt eingesetzt, um Krankheitssymptome zu lindern.“ Diese Informationen erhielten die Teilnehmenden in der positiven Kommunikationsgruppe. Die neutrale Kommunikationsgruppe erhielt dagegen Informationen wie: „Unsere Studie ist doppelblind und wir wissen nicht, ob Sie das Ibuprofen oder das Placebo bekommen." Die Ergebnisse zeigen, dass die positiven Informationen die Krankheitssymptome effektiv zusätzlich zum Ibuprofen linderten. Behandelnde können demnach durch positive Erwartungseffekte die Arzneimittelwirkung konkret fördern. Allerdings zeigten sich durch die positive Kommunikation keine Effekte auf Marker wie Cortisol, das Adrenocorticotrope Hormon, Immunbotenstoffe (Zytokine), die Körpertemperatur und Herzfrequenz. Das lässt vermuten, dass die Erwartungseffekte primär durch andere Mechanismen wirken als der direkte Einfluss des Medikaments auf die Immunantwort. „Unsere Studienergebnisse bedeuten, dass Informationen, die von einer Ärztin oder einem Arzt auch zu einem weit verbreiteten Medikament wie Ibuprofen gegeben werden, die Wirksamkeit des Medikaments verstärken können“, resümiert Benson. nl Schmidt, J., Reinold, J., Rohn, H. et al. Placebo effects improve sickness symptoms and drug efficacy during systemic inflammation: a randomized controlled trial in human experimental endotoxemia. BMC Med 23, 455 (2025). NEUES ZUR MIKROBIOM-FORSCHUNG Speichel liefert Erkenntnisse über den Magen-Darm-Trakt Eine einfache Speichelprobe könnte bald wertvolle Hinweise auf die Zusammensetzung des Magen- und Dünndarm-Mikrobioms geben – und damit helfen das individuelle Risiko für bestimmte Erkrankungen abzuschätzen. Eine Studie der Universität Hohenheim in Stuttgart zeigt, dass sich das Mikrobiom des oberen Verdauungstrakts zuverlässig über Speichelproben charakterisieren lässt und Menschen verschiedenen Mikrobiomtypen angehören. Besonders auffällig ist ein Mikrobiomtyp, der von der Bakteriengattung Prevotella-7 dominiert wird: Personen mit diesem Profil weisen weniger potenziell krankmachende Bakterien und niedrigere Werte des Entzündungsmarkers TNF-α auf, der eine zentrale Rolle bei vielen chronisch-entzündlichen Erkrankungen spielt. In einer Studie mit 20 Personen, die sich einer Magenspiegelung unterziehen mussten, konnten die Forschenden zwei stabile Mikrobiomtypen in Speichel, Magen und Dünndarm identifizieren. Diese bakteriellen Gemeinschaften waren bei den betreffenden Personen vom Mundraum bis in den Magen und Dünndarm konstant und wurden von jeweils einer Bakteriengattung dominiert. Angesichts der leichten Handhabung und geringen Belastung für die Patienten könnten sich den Forschenden zufolge damit neue Wege für Speicheltest-basierte personalisierte MikrobiomUntersuchungen zur Prävention, Früherkennung und Beobachtung von Erkrankungen eröffnen. ck Schmidt NS, Dörner E, Podlesny D, Bohlhammer E, Bubeck AM, Ruple HK, TetzlaffLelleck V, Sina C, Schmidt H, Fricke WF. Contamination-controlled upper gastrointestinal microbiota profiling reveals salivary-duodenal community types linked to opportunistic pathogen carriage and inflammation. Gut Microbes. 2025 Dec;17 (1):2539452. DOI: 10.1080/19490976.2025.2539452 Das orale Mikrobiom beeinflusst das Risiko und den Verlauf vieler Erkrankungen von der Mundhöhle bis zur Speiseröhre und dem Magen sowie von Entzündungen im Darm und Infektionen der Atemwege und des Herzens. Foto: Nadzeya-stock.adobe.com

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