62 | GESELLSCHAFT MIT DEM DENTALMUSEUM DURCH 2025 – TEIL 16 Sauber(er), aber noch nicht rein Die Lösung der Hygiene-Frage zahnärztlicher Instrumente gilt heute als weit fortgeschritten. Moderne Autoklaven garantieren eine effektive Sterilisation bis in den Mikrobereich, das Vertrauen ins Vakuum und in den Dampf ist zweifellos (validiert und zertifiziert!) – selbst wenn das Gerät manchmal streikt. Auf dem langen Weg zur Keimfreiheit markiert der „Kupferkasten-Sterilisator“ die Schwelle zu den heutigen Praktiken. Organisiert hat Museumsleiter Andreas Haesler den „HygieneSchatz“ aus Budapest. Deshalb kommt er beim Erzählen gleich auf den Pionier der Händedesinfektion, den ungarisch-österreichischen Arzt Ignaz Semmelweis (1818–1865), zu sprechen. Mit mahnendem Zeigefinger rezitiert er dessen Erkenntnis: „Wascht euch die Hände, bevor ihr in die Geburtsstation geht!“ Und schon springt man zurück in die Mitte des 19. Jahrhunderts. Man kann die Geschichte der Sterilisation zwar bereits in der Antike beginnen lassen und Feuer, kochendes Wasser und Wein als die ersten Antiseptika bezeichnen, doch der entscheidende Wissenszuwachs bei der Sterilisation medizinischer Instrumente gelang erst in den 1860er- bis 1880er-Jahren. „Vorher gab es nur Kochgeräte“, sagt Haesler. Angesichts der horrenden Infektionszahlen und Sterberaten war der Handlungsbedarf immens, doch nur langsam wuchs aus den Beobachtungskenntnissen wissenschaftliche Erkenntnis. Noch war die Wissenslücke zugroß. Wie (der heiße) Dampf in die Entwicklung kam Der „game changer“ war die Identifikation von Mikroorganismen als Krankheitserreger. Neben Semmelweis gehören hier die bekannten Namen in die Ahnengalerie: Louis Pasteur, Robert Koch, Joseph Lister, Emil von Behring, Ernst von Bergmann. Jedenfalls revolutionierte die Keimtheorie der Entstehung von Krankheiten in der Folge die Hygienestandards durch die Einführung von Antiseptika und der Dampfsterilisation. So viel zur großen Linie. zm115 Nr. 18, 16.09.2025, (1520) BESTOF DENTALES ERBE TEIL 16
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