64 | ZAHNMEDIZIN DER BESONDERE FALL MIT CME Interdisziplinäre Rehabilitation eines Erwachsenen mit multipler Oligodontie Horst Popp Patienten mit multiplen Nichtanlagen bleibender Zähne weisen häufig ausgeprägte funktionelle und ästhetische Einschränkungen auf, die eine komplexe, interdisziplinäre Therapieplanung erfordern. In diesem Fallbericht wird die Behandlung eines Erwachsenen mit multipler Oligodontie beschrieben, der sich einer umfangreichen implantologischen Rehabilitation unterzog. Ein 30-jähriger Patient stellte sich mit multipler Oligodontie (15 fehlende bleibende Zähne), Persistenz von Milchzähnen sowie ausgeprägter Dysgnathie mit progenem Deckbiss vor. Klinisch zeigten sich hypoplastische Restzähne, Fehlstellungen und erhebliche funktionelle Beeinträchtigungen (Abbildung 1). Sein Wunsch bestand in einer möglichst optimalen ästhetischen und funktionellen Versorgung seiner für ihn äußerst unbefriedigenden Gebisssituation. Die molekulargenetische Analyse bestätigte eine homozygote Mutation im WNT10AGen als Ursache der Zahnagenesie. Zu Beginn der Behandlungsplanung wurden ein digitales OPG sowie Planungsmodelle erstellt (Abbildung 2). Interdisziplinär wurden mit dem Prothetiker, Chirurgen und Zahntechniker anhand der vorliegenden Modellanalysen und der klinischen Situation des Patienten verschiedene Therapieoptionen entwickelt und gemeinsam bewertet. Eine mögliche und indizierte Umstellungsosteotomie wurde vom PatiAbb. 1: Ausgangssituation mit Oligodontie und Progenie sowie tiefem Deckbiss. Es lag eine Persistenz der Zähne 52, 53, 55, 62, 75 und 83 sowie eine Oligodontie mit Nichtanlagen von 12, 13, 14, 15, 17, 22, 23, 24, 25, 27, 32, 34, 37, 43 und 47 vor. Im Oberkiefer waren die hypoplastischen 16, 11, 21 und 26 sowie eine partielle Retention von 16 und 26 zu beobachten. Analoge Befunde gab es bei den Restzähnen im Unterkiefer. Foto: Horst Popp zm115 Nr. 18, 16.09.2025, (1522)
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