zm115 Nr. 19, 01.10.2025, (1576) 26 | ZAHNMEDIZIN progredienten Läsionen kann hingegen ein proaktives Vorgehen mit einem individuell abgestimmten, interdisziplinären Therapieansatz erforderlich sein, der sich an den betroffenen kraniofazialen Strukturen orientiert. Das Nachsorgeintervall und die Art der Nachsorge richten sich nach dem Verhalten und der Ausdehnung der Erkrankung. Sie kann serielle bildgebende Untersuchungen, Tests des Hör- und Sehvermögens oder anderer funktioneller Parameter sowie zahnärztliche Kontrollen umfassen. Eine Veränderung des Läsionsverhaltens, insbesondere ein neu auftretendes aggressives Wachstum, sollte den Verdacht auf eine maligne Transformation wecken [Pack et al., 2016; Tuompo et al., 2025]. Intravenös verabreichte Bisphosphonate stellen die medikamentöse Standardtherapie zur Schmerzbehandlung sowie zur Vermeidung von Läsionswachstum, Frakturen und einem postoperativen Rezidiv dar und können prinzipiell bei allen Formen der FD eingesetzt werden. Die klinischen Ergebnisse sind jedoch uneinheitlich [Couturier et al., 2017]. Chirurgische Eingriffe dienen der Wiederherstellung von Funktion, der Verringerung von Deformitäten, der Behandlung von durch die Läsion verursachten Schmerzen und geschehen insbesondere im kraniofazialen Bereich aus ästhetischen Gründen [Zeng et al., 2013]. Eine radikale Resektion gilt bei monostotischer Erkrankung als einzige kurative Therapieoption. In anatomisch komplexen Regionen kann hingegen ein konturierendes Abtragen („Shaving“) und Remodellieren der Läsion vorgenommen werden, da diese Verfahren in der Regel schneller, kosteneffizienter und mit einer kürzeren Erholungszeit verbunden sind. Eine nicht-radikale Resektion birgt jedoch das Risiko eines Rezidivwachstums. insbesondere bei polyostotischer FD oder beim McCuneAlbright-Syndrom sowie bei Eingriffen während des Skelettwachstums [Park et al., 2020]. FAZIT FÜR DIE PRAXIS Die kraniofaziale fibröse Dysplasie (CFD) ist selten, verläuft oft asymptomatisch und wird häufig zufällig entdeckt, auch in der zahnärztlichen Bildgebung. Typisches Leitsymptom ist eine schmerzlose, langsam progrediente knöcherne Raumforderung, insbesondere im Bereich der Maxilla oder des Os zygomaticum. Die CT mit typischem milchglasartigem Knochenmuster ist die zentrale diagnostische Maßnahme. Asymptomatische Patientinnen und Patienten werden in der Regel konservativ betreut und der Krankheitsverlauf ist meist stabil. Dennoch sind regelmäßige zahnärztliche und bildgebende Kontrollen wichtig, da es auch Jahre nach der Erstmanifestation zu einer Reaktivierung kommen kann. Ein interdisziplinärer Therapieansatz ist essenziell, insbesondere bei ästhetisch oder funktionell relevanten Läsionen. Zahnärztinnen und Zahnärzte spielen eine zentrale Rolle in der Verlaufskontrolle, der Erkennung dentaler oder funktioneller Komplikationen und der rechtzeitigen Einbindung spezialisierter Fachdisziplinen. DER BESONDERE FALL MIT CME Univ.-Prof. Dr. Dr. Peer W. Kämmerer ist langjähriger Autor und seit 2021 wissenschaftlicher Beirat der zm. In Zusammenarbeit mit der zm-Redaktion betreut er die Rubrik „Der besondere Fall mit CME“, in der wir bevorzugt das präsentieren, was über den berühmten „Tellerrand“ der alltäglichen Praxis hinausreicht. Interessierte Autorinnen und Autoren, die besondere Patientenfälle behandelt und gut dokumentiert haben, sind herzlich eingeladen, diese bei der Redaktion der zm einzureichen. Univ.-Prof. Dr. Dr. Peer W. Kämmerer, MA, FEBOMFS Leitender Oberarzt / Stellvertr. Klinikdirektor Klinik und Poliklinik für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie – Plastische Operationen, Universitätsmedizin Mainz Augustusplatz 2, 55131 Mainz Foto: Kämmerer
RkJQdWJsaXNoZXIy MjMxMzg=