POLITIK | 29 cherlich von heute auf morgen über den Haufen geworfen. Für die Akzeptanz der Frauen war das allerdings nicht unbedingt förderlich. Wie stehen Sie persönlich zur Quote? Meike Gorski-Goebel: Ich selbst gehöre nicht zu den großen Befürworterinnen einer Frauenquote. Ich finde den Weg des Selbergestaltens besser. Dennoch freue ich mich über die vielen tollen Kolleginnen in den Vorständen. Dr. Maier: Ich wollte nie eine „Quoten-Tussi“ sein, sondern mich über die Qualität meiner Arbeit definiert sehen und habe lange die Quote abgelehnt. Das hat sich aber in den letzten Jahren geändert. Ganz ehrlich: Ich weiß nicht, ob ich ohne Quote als erste Frau so einfach in den hauptamtlichen KZBV-Vorstand gewählt worden wäre. Denn für manchen spielte es auch nach meiner Wahl keine Rolle, dass ich bereits 15 Jahre lang die zweitgrößte KZV in Deutschland erfolgreich geführt hatte. Es ging nur darum, dass ich es wegen der Quote geschafft hatte. Und für manche meiner Kolleginnen auf Landesebene gilt sicher das Gleiche. Die Vorbehalte an der einen oder anderen Stelle, ob eine Frau ein solches Amt ausfüllen kann, waren durchaus im Vorfeld der Wahlen und auch danach spürbar. Ich würde daher sagen, dass wir temporär die Quote brauchen, um die Entwicklung hin zu einer Parität in Spitzenpositionen zu beschleunigen. Warum sind zu wenige Frauen in Spitzenämtern vertreten? Gorski-Goebel: Zum einen liegt das meiner Meinung nach daran, dass Frauen viel mit anderen Themen wie Praxis und Familie beschäftigt sind. Zum anderen glaube ich, dass Frauen kritischer hinterfragen, ob sie für eine Aufgabe qualifiziert sind. Und dann werden wir gerne auch noch gefragt, ob wir sie übernehmen wollen. Während wir mit all diesen Dingen beschäftigt sind, ist es oft so, dass ein Mann schon die Hand gehoben hat. Inzwischen ist uns aber klar, dass wir uns mehr zeigen müssen. Warum ist Parität für Sie wichtig? Gorski-Goebel: Ich arbeite schon immer in gemischten Teams, auch im Vorstand der KZV Sachsen, und weiß, wie gut sich männliche und weibliche Perspektiven ergänzen. Dr. Maier: Ich sehe das genauso. Ich war für die Zahnärzteschaft noch zu Ehrenamtszeiten die erste Frau im Bundesausschuss der Zahnärzte und Krankenkassen, damals mit Jürgen Fedderwitz als Vorsitzenden der KZBV. Wir haben schnell festgestellt, wie sehr wir von den Fähigkeiten des anderen profitieren und so als Team mehr erreichen. Frau Gorski-Goebel, warum haben Sie sich um das Amt beworben? Gorski-Goebel: Ich interessierte mich schon bei den Wahlen vor drei Jahren für den KZBV-Vorstand. Letztlich war ich aber noch nicht so weit. Schließlich weiß ich, was ich an „meiner“ KZV, der KZV Sachsen, hatte. Das gibt man nicht so leicht auf. Jetzt bin ich aber an dem Punkt, nochmal neue Wege zu gehen. Mich reizt an dem Amt besonders die noch größere Gestaltungsmöglichkeit auf Bundesebene, in die ich meine lange Erfahrung und mein Wissen aus der KZV-Arbeit einbringen werde. Welchen Blick auf die zahnärztliche Berufspolitik haben Sie als Juristin? Gorski-Goebel: Ich finde es eigentlich gar nicht so relevant, dass ich Juristin bin. Wichtiger ist doch, ob ich mich mit dem zahnärztlichen Berufsstand an sich identifiziere. Und das tue ich. Ich bin mit der Zahnmedizin, Freiberuflichkeit und insbesondere auch mit der Berufspolitik aufgewachsen. Das hat mich geprägt. Für mich liegt der Fokus vor allem auf der Bewahrung der Freiberuflichkeit und – bezogen auf den KZV-Bereich – der Sicherung einer adäquaten Einzelleistungsvergütung. Dr. Maier: Wenn ich ergänzen darf: Ich komme aus einer KZV, wo zwei Mitglieder im Vorstand keine Zahnärzte waren. Ich finde, es war eine geniale Kombination. Wenn im Vorstand auch andere, zum Beispiel juristische oder betriebswirtschaftliche, Expertise vertreten ist, kann das aus meiner Sicht nur ein Gewinn sein. Bei Vertragsverhandlungen mit Krankenkassen etwa sitzen den Zahnärzten sehr oft Juristen gegenüber. Ich fand es immer klasse, wenn es hart auf hart kam, dass mein Vorstandskollege aus Baden-Württemberg, Christian Finster, in die Bresche sprang, auf Augenhöhe die juristische Gegenrede führte und ich diese mit meinem zahnärztlichen Wissen ergänzt habe. Wo möchten Sie Akzente setzen? Gorski-Goebel: Obwohl ich meine Vorstandskollegen Herrn Hendges und Herrn Dr. Pochhammer schon lange kenne, liegt sicher in den nächsten Wochen der Fokus darauf, dass wir als Team zusammenwachsen. Darauf freue ich mich sehr. Mein Ziel ist es außerdem, Dinge für die Praxen, aber auch für die KZVen „gangbar“ und somit effizient zu machen. Da bieten meine Ressorts eine Chance. Ich freue mich darauf, bei der KZBV bei vielen Punkten in der „Schaltzentrale“ zu sitzen. Unabhängig davon möchte ich eng mit den KZVen zusammenarbeiten und ihre Expertise in die Prozesse einbringen. Ich stehe für Zusammenarbeit und lege einen besonderen Fokus auf Kommunikation. Frau Dr. Maier, welche Bilanz ziehen Sie? Dr. Maier: Da gibt es gar nicht den einen großen Wurf, sondern viele einzelne Themen, die sich für die Praxen positiv auswirken werden. Aktuell freut mich sehr, dass wir nun beim MIO-Bildbefund weitergekommen sind und die einfache Übertragung von Röntgenbildern über ein MIO in die elektronische Patientenakte auf dem Weg ist. Viele Dinge, die ich erreicht habe, sind auch nicht allein auf meinem Mist gewachsen, sondern in Zusammenarbeit mit den zm115 Nr. 19, 01.10.2025, (1579) In Erinnerung bleiben werden mir die positiven Begegnungen mit Menschen, denen die gute Versorgung der Patientinnen und Patienten am Herzen liegt, und mit denen der Austausch von persönlichem Respekt und Wertschätzung geprägt war. Dr. Ute Maier
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