30 | POLITIK Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern aus meinen Abteilungen, mit Kolleginnen und Kollegen sowie mit Partnern aus anderen Organisationen entstanden. Ist auch etwas offengeblieben? Dr. Maier: In der Gesundheitspolitik bewegen Sie in etwas mehr als zwei Jahren nicht sofort die ganze Welt. Bei manchen Themen braucht man einen ziemlich langen Atem. Und manchmal muss man seine Interessen und Ideen auch hintanstellen. Themen, die mir am Herzen lagen, mich persönlich beschäftigten und bei denen ich gerne mehr meiner Ideen verwirklicht hätte, die aber aus unterschiedlichsten Gründen noch Zeit brauchen, waren unter anderem die Nachwuchsförderung, ein bürokratieärmerer Arbeitsalltag und die Überarbeitung des von der KZBV und verschiedenen KZVen 2015 herausgegebenen Leitfadens zu den Schnittstellen zwischen BEMA und GOZ. Wie unterscheidet sich die standespolitische Arbeit auf Landesund auf Bundesebene? Dr. Maier: Obwohl ich schon vor der hauptamtlichen Vorstandstätigkeit in verschiedenen Positionen für die KZBV gearbeitet habe, hatte ich nicht erwartet, dass die Schlagzahl auf Bundesebene noch mal höher ist als auf Landesebene. Zum Teil lag es daran, dass in den vergangenen Jahren durch Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach sehr viele Gesetzgebungsverfahren angestoßen wurden und die Zeit für die Stellungnahmen manchmal nur wenige Tage betrug. Nebenher liefen dutzende Leitlinien, Qualitätssicherungsthemen und so weiter. Die Taktung ist sehr hoch, allerdings wird das leider von so manchem Standespolitiker in den Bundesländern nicht in dieser Dimension wahrgenommen. Vor welchen Herausforderungen steht die zahnärztliche Standespolitik aktuell? Gorski-Goebel: Die zahnärztlichen Versorgungsstrukturen müssen zukunftsfest gemacht werden. Dazu muss es gelingen, das Netz der freiberuflichen Praxen nachhaltig zu stärken. Sie benötigen verlässliche Rahmenbedingungen. Leider ist in Politik und Gesellschaft immer noch der Gedanke verhaftet, dass es der Zahnärzteschaft um eine Art Wohlstandssicherung geht. Es geht aber um Planungssicherheit, die auch der Patientenversorgung zugutekommt. Ist sie nicht vorhanden, kann dies zum einen dazu führen, dass sich Praxisinhaberinnen und -inhaber entscheiden, früher aus der Versorgung auszuscheiden; zum anderen kann sie die Niederlassungsbereitschaft junger Zahnärztinnen und Zahnärzte senken. Soweit es auch in Zukunft durch politische Eingriffe zu Planungsunsicherheiten kommt, sind größere Versorgungsengpässe nicht mehr auszuschließen. Erschwert wird der Praxisalltag zudem infolge des hohen Fachkräftemangels, der mittlerweile für die Praxen ein großes Problem darstellt. Ein Zahnarzt oder eine Zahnärztin kann noch so toll sein, das allein nützt aber nichts, wenn kein Team da ist. Die Praxen konkurrieren hier mit Playern am Markt, die mit besserem Gehalt und/oder mobilem Arbeiten locken können. Hier ist die Politik in der Pflicht, niederlassungsfreundliche Rahmenbedingungen zu schaffen und die Anstrengungen der Selbstverwaltung in diesem Bereich zu unterstützen. Dr.Maier: Außerdem gilt es, der Zahnärzteschaft durch weniger Bürokratie mehr Zeit für die Behandlung zu verschaffen. Auch das Praxisteam darf aufgrund hoher Arbeitsbelastungen infolge einer überbordenden Bürokratie nicht die Freude am Beruf verlieren und in andere Berufe abwandern. Dieses Thema bleibt auch zukünftig eine Herausforderung. Wie wollen Sie die Themen der Zahnärzte in den Fokus rücken? Gorski-Goebel: Fakt ist, dass das GKV-System weder durch die Zahnmedizin gerettet noch wegen ihr untergehen wird. Aber: Wir tragen durch unsere präventionsorientierte Ausrichtung zur Kosteneffizienz in der GKV-Versorgung bei. Wenn der Gesetzgeber es versäumt, zukunftsfähige Konzepte mit attraktiven Rahmenbedingungen für die Zahnärzteschaft zu schaffen, wird die zahnmedizinische Versorgung untergehen. Als Zahnärzteschaft müssen wir vorbereitet sein, eigene Ansätze zur Fortentwicklung der Versorgung zu adressieren, wenn wir gefordert sind – und, wenn nötig, laut zu werden. Mit der Kampagne „Zähne zeigen“ haben wir bewiesen, dass wir das können. Frau Gorski-Goebel, was erwarten Sie von der Zusammenarbeit mit Nina Warken? Gorski-Goebel: Leider hatte ich bisher nicht die Gelegenheit, Frau Warken persönlich kennenzulernen, was sich aber sizm115 Nr. 19, 01.10.2025, (1580) MEIKE GORSKI-GOEBEL Meike Gorski-Goebel, 52 Jahre, ist seit 2016 stellvertretende Vorsitzende der KZV Sachsen. Zuvor war sie dort als Geschäftsführerin und Justitiarin tätig. Von März 2023 bis September 2025 war sie stellvertretende Vorsitzende der KZBV-Vertreterversammlung. Am 5. Juni wurde sie zur neuen stellvertretenden Vorstandsvorsitzenden der KZBV gewählt. DR. UTE MAIER Dr. Ute Maier, 65 Jahre, betrieb von 1989 bis 2014 eine eigene Praxis in Tübingen. In der Standespolitik war sie seit 1986 aktiv, unter anderem von 2008 bis Ende 2022 als Vorstandsvorsitzende der KZV BadenWürttemberg. Von 2002 bis 2004 engagierte sie sich als ehrenamtliches Mitglied im KZBV-Vorstand und war ab Ende Juni 2023 stellvertretende KZBV-Vorstandsvorsitzende. Zum 30. September 2025 legte sie ihr Amt auf eigenen Wunsch nieder.
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