48 | PRAXIS INTERVIEW MIT JOCHEN G. LINNEWEH ÜBER MEDIZINPRODUKTE AUS ASIEN „Der Kauf von Schnäppchen aus Fernost ist mit sehr hohen Risiken verbunden“ Onlineplattformen aus Fernost wie TEMU und AliExpress bieten auch Medizinprodukte günstig an. Wie wirkt sich das auf den deutschen Dentalmarkt aus? Welche Risiken birgt es für Zahnärzte und Patienten? Wir haben bei Jochen G. Linneweh, Präsident des Bundesverbands Dentalhandel, nachgefragt. Herr Linneweh, können Sie beziffern, wie hoch der Anteil asiatischer Medizinprodukte am deutschen Dentalmarkt ist? Jochen G. Linneweh: Diese Zahl lässt sich aktuell nicht mit belastbaren Fakten belegen. Es gibt keine offiziellen Erhebungen oder Statistiken über den Absatz von Medizinprodukten ausländischer Online-Plattformen, da diese in der Regel keine Mehrwertsteuer in Deutschland abführen. Es existiert daher auch keine staatliche Übersicht über diese Transaktionen. Aus unserer Sicht als Bundesverband Dentalhandel, der den Markt und dessen Entwicklungen intensiv beobachtet, ist der Anteil dieser Produkte jedoch als sehr gering einzuschätzen. Die deutschen Zahnärztinnen und Zahnärzte legen großen Wert auf Qualität, Sicherheit und Konformität und sind sich sehr wohl bewusst, dass Produkte aus diesen Quellen oft nicht den hohen europäischen Standards und Anforderungen, insbesondere der MDR (Medical Device Regulation), genügen. Um welche Produkte handelt es sich und welche werden besonders nachgefragt? Während aus asiatischen Herstellungsländern zahlreiche Komponenten und Bestandteile in Kleingeräten zu finden sind, werden diese in der Regel von europäischen Markenherstellern verbaut und als normkonforme Produkte in Deutschland verkauft. Wir schätzen, dass der Anteil solcher Geräte am deutschen Markt bei etwa 20 bis 30 Prozent liegt. Bei Großgeräten wie zum Beispiel Behandlungseinheiten, Röntgengeräten oder Saugmaschinen ist dieser Anteil wesentlich geringer. Diese Produkte stammen überwiegend aus deutscher und europäischer Produktion, sodass der Anteil asiatischer Geräte auf unter fünf Prozent abnimmt. Bei Verbrauchsmaterialien wie zum Beispiel Kompositen liegt der geschätzte Marktanteil bei etwa 10 bis 15 Prozent. Welchen Anteil haben Onlineplattformen am Markt für Medizinprodukte? Wie hoch ist speziell der Marktanteil chinesischer Onlineplattformen? Inzwischen hat jeder Dentalhändler eine oder mehrere Onlineplattformen, das ist mittlerweile Standard. Dem Kunden bietet sich damit eine große Auswahl und die Wahl, welchen Bestellweg er bevorzugt. Der Anteil chinesischer Onlineplattformen am deutschen Dentalmarkt ist bisher unbedeutend. Ob er zunehmen wird, ist schwer zu sagen. Stellen chinesische Onlineplattformen eine Gefahr für den deutschen Dentalhandel dar? Wir sehen chinesische Onlineplattformen derzeit nicht als ernstzunehmende Konkurrenz für den etablierten deutschen Dentalhandel. Der Anteil von Zahnärztinnen und Zahnärzten, die Medizinprodukte über diese Wege beziehen, ist nach unserer Einschätzung sehr gering. Dies liegt maßgeblich daran, dass sich die Anwender der potenziellen Risiken bewusst sind, die im Hinblick auf die Patientensicherheit entstehen können. Ein weiterer, entscheidender Faktor ist die enge Symbiose zwischen Herstellern und dem Dentalfachhandel. Unsere Mitglieder gewährleisten mit ihrem fundierten Fachwissen Jochen G. Linneweh ist Präsident des Bundesverbands Dentalhandel (BVD). Er warnt, dass der Erwerb von Medizinprodukten über Onlineplattformen aus Fernost ernsthafte rechtliche Konsequenzen haben kann. Foto: Maks Richter Fotograf zm115 Nr. 19, 01.10.2025, (1598) „Wenn ein Patient durch ein nicht normgerechtes oder fehlerhaftes Produkt verletzt wird, haftet der Zahnarzt persönlich, da er als Anwender die Verantwortung für das verwendete Medizinprodukt trägt.”
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