54 | ZAHNMEDIZIN zm115 Nr. 19, 01.10.2025, (1604) Anfärben der Plaque putzte der Patient seine Zähne eigenständig, verbliebene Beläge wurden demonstriert und gezielte Verbesserungsvorschläge gegeben [Lindhe und Nyman, 1975]. Die konservierende Therapie erfolgte aufgrund der starken Hypersensibilität ausschließlich unter Lokalanästhesie. Nach der Extraktion von Zahn 64 wurden die übrigen kariösen Milchzähne nach Konditionierung (Prime&Bond NT, Dentsply Sirona) mit Kompomer (Dyract extra, Dentsply Sirona) versorgt. Für die Frontzahnbehandlung wurde zunächst ein Wax-up auf Situationsmodellen erstellt (Abbildung 3), anschließend eine Silikonformhilfe angefertigt. Nach Reinigung und 3-Schritt-Etch-and-Rinse-Konditionierung (OptiBond FL, Kerr) unter relativer Trockenlegung wurden die Zähne in Mehrschichttechnik mit einem Mikrohybrid-Komposit (Herculite XRV, Kerr) versorgt. Die Seitenzähne wurden wegen des ausgeprägten Würgereizes unter absoluter Trockenlegung mit fließfähigem Komposit (Tetric flow, Ivoclar Vivadent) temporär rekonstruiert (Abbildung 4). Im Verlauf zeigte sich eine deutliche Verbesserung der Mundhygiene, vermutlich begünstigt durch die regelmäßigen Instruktionen sowie die reduzierte Empfindlichkeit nach Fluoridierung und Restauration. Der Patient war mit dem ästhetischen Ergebnis zufrieden. Seitens der Erziehungsberechtigten und aus zahnärztlicher Sicht bestehen jedoch noch Optimierungsmöglichkeiten hinsichtlich Form, Transluzenz und Politur. Die Nachsorge erfolgt in dreimonatigen Intervallen mit Kontrolle und Wiederholung der Mundhygieneinstruktionen. Durchbrechende bleibende Zähne werden zeitnah mit Komposit versorgt. Langfristig ist eine kombiniert kieferorthopädisch-kieferchirurgische Therapie mit anschließender Versorgung durch indirekte Restaurationen im Erwachsenenalter vorgesehen. Patientenfall 2 Ein elfjähriger Junge stellte sich im Jahr 2018 erstmals in der Ambulanz der Poliklinik für Zahnerhaltung, Parodontologie und Endodontologie des Universitätsklinikums Düsseldorf vor. Hauptanliegen des Patienten war der Wunsch nach einer ästhetischen Versorgung der Frontzähne, da er die Optik seiner Zähne mit zunehmendem Alter als störend empfand. Die Familienanamnese war auffällig, da AI mütterlicherseits gehäuft aufgetreten war. In der speziellen Anamnese wurden weder Hypersensibilitäten noch andere relevante systemische Auffälligkeiten berichtet, sodass die Behandlung in erster Linie auf die Verbesserung der Ästhetik abzielte. Klinisch zeigten sich ein nicht-kariöses Wechselgebiss mit generalisierter Schmelzhypoplasie an allen Zähnen sowie eine insuffiziente Mundhygiene. Zusätzlich bestanden eine fehlende Mittellinienübereinstimmung, ein Overbite von minus vier Millimetern und ein Overjet von sechs Millimetern (Abbildung 5), die sich phonetisch in Abb. 4: Klinische Situation nach konservierender Therapie Abb. 5: Klinische Ausgangssituation Abb. 6: Orthopantomogramm bei Erstvorstellung: Alle Zähne sind angelegt, der Zahnschmelz ist jedoch stark reduziert oder fehlt vollständig. Foto: Anton Schestakow
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