Zahnaerztliche Mitteilungen Nr. 19

PRAXIS | 63 zu ihr passen? Seine Antwort fiel klar aus. „Also, habe ich mich umgehend am Neckarufer beworben!“ Aupperle lud sie direkt ein. „Mit ihm und seiner Frau harmonierte es auf Anhieb und ich wurde eingestellt. Wie es eben auf dem Dorf läuft: direkt und unkompliziert“, berichtet die Zahnärztin. In der Stadt wäre sie nur „irgendeine Zahnärztin“ gewesen, glaubt sie. „Da ich zum Zeitpunkt meines Abschlusses in Heidelberg 2022 alleinerziehend war, wurde mir die Entscheidung relativ leicht gemacht, wieder in die Heimat zu ziehen. Ohne die Unterstützung von Großeltern und Freunden wäre es mit einem Kleinkind im Berufsleben kaum möglich gewesen“, schildert Lang ihre damalige Situation. Auf dem Land freuten sich die Praxen auch über eine alleinerziehende Mutter. Anfangs wusste sie, sie muss aufs Land zurück, aber das Herz war noch lange in der Stadt in Heidelberg. „Mittlerweile bin ich voll und ganz hier und wirklich glücklich mit der gesamten Situation. Es hätte für mich nicht besser laufen können“, sagt Lang. Aupperle habe ihr diese Möglichkeit eröffnet. „Natürlich ist meine Tochter auch mal krank, aber meistens finde ich eine Lösung und so bin ich doch mit sehr wenig Krankheitstagen in der Praxis und versorge täglich meine Patienten“, berichtet Lang. Der Praxischef habe ihr auch direkt viel Verantwortung übertragen. „So konnte ich in meiner Assistenzzeit super viel lernen. In der Stadt hätte ich mich vielleicht sogar gelangweilt, weil dort des Öfteren die Assistenzzahnärzte nicht ausgelastet sind und nur wenige Patienten behandeln dürfen – so haben es mir meine Kommilitonen erzählt.“ Man hilft sich Hier im ländlichen Raum hingegen kennen sich die Zahnärzte und Praxen auch untereinander, man hilft sich in Notfällen und übernimmt gerne die Urlaubsvertretung. Und ja, man decke so ziemlich alles ab, berichten sie. Das Einzige, das die Praxis aktuell nicht anbietet, sind Implantationen und größere chirurgische Eingriffe. Aupperle ermutigt junge Kollegen, es mit der Niederlassung auf dem Land zu versuchen: Oft werde zeitnah kein Nachfolger gefunden und die Praxis gegebenenfalls zu günstigeren Konditionen abgegeben: „Der Einstieg in die Selbstständigkeit kann hier sogar leichter sein!" LL zm115 Nr. 19, 01.10.2025, (1613) NADJA LANG BETREUT AUCH PFLEGEHEIME „EMPATHIE IST MEINE SUPERPOWER!“ Der ehemalige Inhaber der Praxis, Dr. Thomas Schlachta, hatte ein großes Herz für Senioren, betreute schon damals vier Heime und gab dort immer wieder Schulungen für Pflegekräfte. Nadja Lang trat seine Nachfolge an. „Ich fühlte mich tatsächlich gleich wohl in meiner Position – sowohl in der Praxis als auch in den Heimen und bei Hausbesuchen. Das Arbeiten mit dementen, multimorbiden Patienten ist ganz anders, man muss noch individueller an jeden Fall rangehen. Aber das liegt mir – Empathie ist meine Superpower“, lacht sie. Inzwischen betreut sie fünf Einrichtungen. Viel Freude machen Lang auch die Seminare für die Pflegerinnen und Pfleger. „Das mache ich außerhalb meiner regulären Arbeitszeit. Es ist eine logistische Herausforderung, aber ich sehe mit jedem weiteren Seminar Erfolge beim Personal, die ich nicht missen möchte.“ Allein in diesem Jahr war Lang rund 45 Mal außerhalb der Reihenuntersuchungen vor Ort in den Pflegeeinrichtungen – etwa aufgrund von Schmerzen oder Prothesenreparaturen. Im Oktober wird sie das Amt ihres Vorgängers als Senioren- und Behindertenbeauftragte des Landkreises Rottweil übernehmen. Auch diese Arbeit macht ihr viel Spaß, denn sie arbeitet mit anderen Zahnärzten zusammen, denen die Senioren ebenso am Herzen liegen. „Und sind wir mal ehrlich: Wir werden alle alt und jeder von uns würde gerne gut im Mundbereich versorgt sein, wenn es so weit ist! Insofern kann ich nur an alle Kolleginnen und Kollegen appellieren, denselben Weg zu gehen und eine Einrichtung zu betreuen.“ Zahnärztin Nadja Lang aus der Praxis am Neckarufer bei der Untersuchung von Senioren im Heim. Foto: Nadja Lang Praxisinhaber Aupperle wollte im Feierabend mehr Ruhe und hat sie gefunden: Sucht man Sulz bei Google, erfährt man: „Das Neckarufer in Sulz am Neckar ist ein beliebtes Ziel für Erholung, Spaziergänge und Radtouren, das sich durch eine idyllische Landschaft mit Ruhezonen [...] auszeichnet." Foto: Zahnarztpraxis Stefan Aupperle, Zahnarzt in Sulz am Neckar

RkJQdWJsaXNoZXIy MjMxMzg=