74 | ZAHNMEDIZIN MUND-, KIEFER- UND GESICHTSCHIRURGIE Epidermalzyste mit ungewöhnlicher Ausdehnung Lars Grimm, Mark Ooms, Ralf Kettner, Frank Hölzle Epidermalzysten werden in der Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie routinemäßig entfernt. In seltenen Fällen jedoch sind atypische Lokalisationen oder komplexe Wachstumsverläufe möglich, die eine besondere diagnostische und therapeutische Aufmerksamkeit erfordern. Dieser Fall illustriert eine vermeintlich unkomplizierte Zystenentfernung, die sich aufgrund einer intrakraniellen Fistelung als hochkomplexer Eingriff erwies. Nur durch eine präoperative Bildgebung konnte das Ausmaß der Läsion erkannt und eine interdisziplinäre Versorgung geplant werden. Eine 20-jährige Patientin stellte sich im Februar 2025 in der Poliklinik für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie an der Uniklinik RWTH Aachen mit einer seit der Geburt bestehenden Schwellung retroaurikulär links vor. Im Alter von einem Jahr war eine erstmalige ärztliche Vorstellung bei den kinderchirurgischen Kollegen in domo erfolgt. Bei nur dezent vorhandenem Befund ohne Anhalt für Malignität war – in Einklang mit dem Elternwunsch – eine konservative Vorgehensweise empfohlen worden. In den vergangenen 18 Monaten war die Raumforderung stark größenprogredient, sodass die Patientin ihren Hausarzt aufsuchte. Dieser veranlasste eine Magnetresonanztomografie, mit der eine 3,5 cm x 1,0 cm x 3,0 cm große subkutane Strukturvermehrung retroaurikulär links mit breitbasigem Kontakt zur Schädelkalotte extrakraniell dargestellt werden konnte (Abbildungen 1 bis 3). Weiter zeigte sich intrakraniell eine noduläre Läsion der Schädelkalotte mit einer Größe von 0,9 cm x 0,8 cm mit einer Impression des linken Sinusknies, die in erster Linie als zystoide Komponente derselben Raumforderung zu werten ist und mit dem extrakraniellen Befund über einen Fistelgang kommuniziert. In der Gesamtbeurteilung wurde der Verdacht einer Epidermoidzyste mit intrakranieller Ausdehnung gestellt. Es folgte die Überweisung an einen niedergelassenen Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgen, der aufgrund der intrakallotären Beteiligung eine Überweisung ins Universitätsklinikum Aachen veranlasste. zm115 Nr. 19, 01.10.2025, (1624) Abb. 1: MRT-Bildgebung (T1-Wichtung, axiale Schnittebene) mit Markierung der Raumforderung (großer Pfeil = extrakranielle Komponente, kleiner Pfeil = intrakranielle Komponente) Abb. 2: MRT-Bildgebung (Magnetization Prepared – Rapid Gradient Echo-Wichtung, axiale Schnittebene) mit Markierung der Raumforderung (großer Pfeil = extrakranielle Komponente, kleiner Pfeil = intrakranielle Komponente mit Darstellung der Impression des Sinusknies) Abb. 3: MRT-Bildgebung (Dixion-Wichtung, axiale Schnittebene) mit Markierung der Raumforderung (großer Pfeil = extrakranielle Komponente, kleiner Pfeil = intrakranielle Komponente)
RkJQdWJsaXNoZXIy MjMxMzg=