Zahnaerztliche Mitteilungen Nr. 19

ZAHNÄRZTLICHE MITTEILUNGEN | WWW.ZM-ONLINE.DE MEDIASTINALES EMPHYSEM NACH ZAHNÄRZTLICHEM EINGRIFF Komplikationen durch Druckluft AUSGABE 19 | 2025 zm 01.10.2025, Nr. 19 FDI World Dental Congress 2025 In Shanghai wurden policy statements zur Bedeutung von Fluoriden, zu Noma und zur Digital Dentistry verabschiedet. SEITE 12 Niedergelassen im Ländlichen Auf dem Land ist man eher Generalist, es gibt weniger Konkurrenz, aber dafür viele persönliche Verbindungen. SEITE 62 Was tun, wenn PubMed wegfällt? Für den Worst Case ohne die großen US-amerikanischen Recherchetools braucht es europäische Alternativen. SEITE 80

TM DIE REVOLUTION INDERBOX! Jedes MIS C1 XD-Implantat wird inklusive der passenden Einmalbohrer ausgeliefert. So können strenge klinische Hygieneprotokolle gewährleistet werden und das Risiko einer möglichen Kreuzkontamination und Infektion wird verringert. Erfahren Sie mehr über MIS unter: www.mis-implants.com/de-de ERFORDERLICHE BOHRERSEQUENZ IN JEDER IMPLANTATVERPACKUNG. MAKE IT SIMPLE

EDITORIAL | 3 Der ganz große Wurf in Sicht? Im ländlichen Raum fehlt bekanntermaßen zahnärztlicher Nachwuchs. Wir haben mit einem jungen niedergelassenen Zahnarzt und einer bei ihm angestellten Zahnärztin gesprochen, weshalb sie sich entgegen dem Trend für die Arbeit im 13.000 Einwohner großen Sulz am Neckar entschieden haben – und es nicht bereuen. Dann verlässt zum 1. Oktober die erste Frau den KZBVVorstand. Auf Dr. Ute Maier folgt Meike Gorski-Goebel, seit langem Vorstandsmitglied der KZV Sachsen. Wir haben mit beiden über ihre Arbeit in Spitzenpositionen der zahnärztlichen Selbstverwaltung, die Sinnhaftigkeit von Quoten und den Umgang mit männlichen Alphatieren gesprochen. Das Doppel-Interview finden Sie in diesem Heft. Viel Spaß bei der Lektüre Sascha Rudat Chefredakteur Am 12. September war es so weit: Bundesgesundheitsministerin Nina Warken hat die GKV-Reformkommission vorgestellt – paritätisch besetzt mit zehn Vertreterinnen und Vertretern aus den Bereichen Ökonomie, Medizin, Sozialrecht, Ethik und Prävention. Die heiß erwartete Kommission, auf die man sich im Koalitionsvertrag verständigt hatte, soll mögliche Maßnahmen auf der Einnahmen- und der Ausgabenseite vorschlagen, mit denen der Beitragssatz in der GKV schon ab 2027 stabilisiert werden kann. Und das dauerhaft! Angedacht ist ein zweistufiges Verfahren: Einen ersten Bericht mit kurzfristig wirksamen Maßnahmen soll die Kommission bereits im kommenden Frühjahr vorlegen. Darin sollen unter anderem maßgebliche Kostentreiber sowie Ineffizienzen auf der Ausgabenseite und Probleme auf der Einnahmenseite identifiziert werden. Ein zweiter Bericht, der bis Dezember 2026 vorgelegt werden soll, soll dann mögliche Strukturreformen für die GKV aufzeigen, mit denen das Ausgabenwachstum mittel- bis langfristig reduziert und den Herausforderungen auf der Einnahmenseite begegnet werden kann. Ich weiß nicht, wie es Ihnen geht: Aber ich finde den Erwartungsdruck, der auf den Schultern der zehn Expertinnen und Experten liegt, schon gewaltig. Es wird ja nichts weniger vorausgesetzt als der ganz große Wurf. Alle Blicke – aus der Politik, dem Gesundheitswesen und der Bevölkerung – werden auf die Ergebnisse gerichtet sein. Da darf dann nicht irgendein lauer Aufguss altbekannter Maßnahmen kommen. Aber viel spannender ist etwas anderes: Was passiert, wenn die Kommission wirklich strukturell tiefgreifende Vorschläge, die aus Expertensicht, Sinn ergeben, vorlegt? Möglicherweise Vorschläge, die Einschnitte für bestimmte Bevölkerungsgruppen bedeuten. Wie geht die Politik dann damit um? Wird die Bundesregierung in den Jahren 2026 und 2027, in denen insgesamt acht Lan hen, wirklich tiefgreifende Reformen, d erst in einigen Jahren ihre Wirkung zeig weil sie aus Expertensicht richtig sind? ist, dass dann das große Geschacher los mission wie gemeint hat und was polit sinnvoll ist. Es steht zu befürchten, das men aus wahltaktischem Kalkül wiede Strecke bleiben. Stattdessen besteht die fristig mit kurzsichtigen Maßnahmen d Löcher gestopft werden. Business as usu In dieser Ausgabe zeigen wir in unserer selbst routinehafte zahnärztliche Eingr Komplikationen nach sich ziehen könn solche Ereignisse verhindern, frühzeiti adäquat behandeln lassen. In diesem F übermäßigen Einsatz von Druckluft ein diastinalemphysem entstanden – mit le Folgen für einen Patienten, der in der N taucht war. in den Jahren 2026 ndtagswahlen anstedie möglicherweise gen, umsetzen, nur ? Wahrscheinlicher sgeht, was die Komtisch richtig und ss strukturelle Reforr einmal auf der e Gefahr, dass kurzdie dringendsten ualdroht. r Titelgeschichte, dass riffe schwerwiegende nen – und wie sich ig erkennen und all war durch den n ausgeprägtes Meebensbedrohlichen Notaufnahme aufgeFoto: Lopata/axentis

4 | INHALT 28 Zur Amtsübergabe im KZBV-Vorstand Doppel-Interview mit Meike Gorski-Goebel und Dr. Ute Maier über die aktuellen standespolitischen Herausforderungen und die Arbeit in gemischten Teams. 40 Mehr als ein Wimpernschlag in der Dentalhistorie Anno 1925 entsteht eine Brücke mit Goldund Richmondkronen, 30 Jahre später steht der Patient wieder in der Praxistür. MEINUNG 3 Editorial 6 Leitartikel POLITIK 12 FDI-Weltkongress für Zahnärzte 2025 Das war der World Dental Congress in Shanghai! 20 Diskussion um GKV-Finanzen „Wer bei Prävention spart, zahlt am Ende doppelt“ 28 Interview mit Dr. Ute Maier und Meike Gorski-Goebel zur Amtsübergabe „Die männliche und die weibliche Perspektive ergänzen sich einfach gut!“ 72 Kurz erklärt: KRITIS-Dachgesetz Zum Schutz der Infrastruktur 79 Umfrage des Weltzahnärzteverbands FDI Was tun gegen illegale Zahnarztpraxen? ZAHNMEDIZIN 18 Zahnärztetag Mecklenburg-Vorpommern Schmerz im Fokus 22 Der besondere Fall mit CME Fibröse Dysplasie des Os temporale und der Kiefergelenksregion 52 Fallbericht aus dem DGZ-JuniorSpezialisierungsprogramm Restaurative Versorgung bei Amelogenesis imperfecta 64 Aus der Wissenschaft Ist Bisphenol A aus Dentalmaterialien ein Gesundheitsrisiko? 74 Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie Epidermalzyste mit ungewöhnlicher Ausdehnung TITELSTORY 36 Komplikationen beim Einsatz von Druckluftinstrumenten Dentogene Ursache eines ausgeprägten Weichteilemphysems PRAXIS 42 Online-Kauf von Medizinprodukten in Fernost Der billige Einkauf kann teuer werden 48 Interview mit Jochen G. Linneweh über Medizinprodukte aus Asien „Der Kauf von Schnäppchen aus Fernost ist mit sehr hohen Risiken verbunden“ Inhalt zm115 Nr. 19, 01.10.2025, (1554)

INHALT | 5 52 Restaurative Versorgung bei Amelogenesis imperfecta Bei AI beginnt der Kampf um Zahnerhalt nicht im Alter, sondern mit dem ersten Milchzahn – zwei Fallbeispiele mit individuellen Versorgungskonzepten. TITELSTORY 36 Komplikationen beim Einsatz von Druckluftinstrumenten Nach einem frustranen Extraktionsversuch entsteht durch den übermäßigen Einsatz von Druckluft ein ausgeprägtes Mediastinalemphysem. 62 Praxisübernahme im ländlichen Raum „Wir sind Generalisten vor Ort“ 70 30 Jahre Zahnhotline Schleswig-Holstein „Jeder bekommt so viel Zeit, wie er benötigt“ 78 Tipps vom VDAA – Verband deutscher ArbeitsrechtsAnwälte So beschäftigen Sie Rentner rechtssicher weiter GESELLSCHAFT 10 Europäischer Gerichtshof Die grenzüberschreitende Tätigkeit von DrSmile ist zulässig 32 Gesundheitschecks in der Drogerie „Wo finde ich den Lippenstift? Und könnten Sie sich das Muttermal mal anschauen?“ 40 Mit dem Dentalmuseum durch 2025 – Teil 17 „Herr Haesler, jetzt bekommen Sie auch noch meinen größten Schatz“ 66 Zahnmedizin und Katastrophenschutz Nach der Search-and-RescuePhase kommen wir 80 Auswirkungen der US-Politik auf die Literaturrecherche Was tun, wenn die USA PubMed und ClinicalTrials.gov abschalten? 82 Interview mit Dr. Miriam Albers und Prof. Dr. Konrad Förstner zu OLSPub, dem europäischen PubMed „Das, was gerade passiert, ist bereits ein erster Worst Case“ MARKT 85 Neuheiten RUBRIKEN 8 Ein Bild und seine Geschichte 50 Nachrichten 60 Termine 57 Formular 84 Impressum 98 Zu guter Letzt Titelfoto: Avaniks – stock.adobe.com zm115 Nr. 19, 01.10.2025, (1555)

Die europäische und internationale Arbeit der Bundeszahnärztekammer (BZÄK) und der Kassenzahnärztlichen Bundesvereinigung (KZBV) ist manchmal Gegenstand von Diskussionen. Besonders vor aufwendigen Reisen, wie jetzt zum FDI-Kongress in Shanghai, kommt naturgemäß die Frage auf: Lohnt sich das für die Zahnärzteschaft? Ich bin es gewohnt, dass vor solchen Reisen gern spöttisch „viel Spaß im Urlaub“ von lieben Kolleginnen und Kollegen gewünscht wird. Aus eigener Erfahrung kann ich allerdings bestätigen, dass es kein Ferien-Feeling auslöst, mit Jetlag von früh morgens bis spät am Abend über eine Woche lückenlos mit Terminen ausgestattet zu sein. Nach einem solchen Arbeitsprogramm ist dann der Jetlag daheim in der Praxis ein runder Ausklang. Aber was bleibt denn nun fachlich hängen? Am Beispiel der Fluoriddiskussion im „Open Forum“ in Shanghai kann man das gut darstellen. Dort berichteten die frustrierten amerikanischen Kollegen vom in zwei US-Bundesstaaten (Utah und Florida) durchgesetzten Verbot der dortigen Trinkwasser-Fluoridierung. Mit Unterstützung des Gesundheitsministers Robert Kennedy ist man diesen Schritt unter Inkaufnahme von „etwas mehr Karies“ (Kennedy) bewusst gegangen, obwohl eine US-Studie 19,4 Milliarden US-Dollar Zusatzkosten bis 2035 prognostiziert, wenn alle Bundesstaaten nachziehen würden. Auslöser war eine Studie, die angeblich Hinweise auf Autismus und einen verminderten IQ bei Kindern lieferte, die mit Fluorid konfrontiert waren. Über die Zweifel an der Relevanz und die erstaunliche Entstehung dieser Studie berichtete ein US-Professor in Shanghai und warnte vor einer drohenden weltweiten Kampagne gegenüber Fluoriden. Aus mehreren Ländern wurde berichtet, dass die Fluoridgegner die Entwicklungen nutzen, um Stimmung gegen Fluoride zu machen. Ein Trend, den man mit Sorge betrachten muss und der den Präventionserfolgen selbst hierzulande gefährlich werden könnte. Das wichtige Papier des FDI-Parlaments zu diesem Thema ist ein starkes Argument gegen von der Politik „aus Versehen“ erlassene Fluoridverbote fernab jeder Wissenschaft. In einer ähnlichen Lage befand sich unser Team Europa für Jahre beim Thema Amalgam. Dort wurde durch die EU unter Beauftragung einer offensichtlich voreingenommenen „Beratungsagentur“ eine Befragung durchgeführt, die nur ein Ziel hatte: das Verbot. Der l war verloren, als die lamentariern empfahl, bieten, auch wenn wir hen mit EU-Politikern g im Parlament fast tten. So etwas darf len Entwicklungen m Thema Fluoride auf ut passieren. Schon algam machten einige nder klar, dass die Then sich dort oftmals auf g oder Extraktion been Ländern auch noch das Fluorid zu entziehen, hätte dort wie hier drastische Folgen. Ein ähnliches Szenario erleben wir gerade beim europäisch angedachten Verbot von Ethanol bei der Händedesinfektion. Trotz einer gemeinsamen Anstrengung aller Beteiligten, über die sogar die BILD-Zeitung berichtete („Zahnärzte laufen Sturm gegen EU-Bürokratie“), droht dieses grotesk wirkende Verbot. Auch wenn sich sogar das Bundeskanzleramt in unserem Sinne engagiert, könnte erneut eine europäische Agentur den Parlamentariern erklären, dass Ethanol die Haut durchdringe und dort das Blut von „potenziell Schwangeren“ erreichen könne. Nur ganz am Rande sei „zur Beruhigung“ erwähnt: Das Trinken von Ethanol soll laut EU erlaubt bleiben! Der Ersatzkandidat Propanol ist nicht nur teurer, sondern wohl auch in der Wirkung gegen einzelne Erreger nicht ganz so erfolgreich wie Ethanol. Auch hier sind wir im Einsatz und werden alles tun, um ein für die Praxen sinnloses, gefährliches und teures Ethanolverbot zu verhindern. Diese drei Beispiele sind nur ein Ausschnitt der international mit Auswirkungen auf unsere Praxen diskutierten Themen. Egal ob im Council of European Dentists (CED) der World Dental Federation (FDI) oder der European Regional Organization (ERO): Wir werden weiterhin für Sie mit allen unseren Möglichkeiten gegen weiteren Bürokratieaufbau und falsche Weichenstellungen der Politik kämpfen. Und da kann ich auch damit leben, wenn mir vor meinem nächsten Auslandseinsatz ein schöner Urlaub gewünscht wird. Konstantin von Laffert Vizepräsident der Bundeszahnärztekammer Internationale Arbeit – ist das Kunst oder kann das weg? 6 | LEITARTIKEL die nur ein Ziel h Kampf in Brüssel Agentur den Parl Amalgam zu verb in Einzelgespräch die Entscheidung noch gekippt hät nach den aktuell in den USA beim keinen Fall erneu beim Thema Am Entwicklungslän rapiealternativen Amalgamfüllung schränken. Diese Foto: Georg Johannes Lopata – axentis.de

Geht auf uns! eines eigenen Designs? Ihr erster 3D-Druck 3D-Druck?Wie Sie wollen! Mit dem DentaMile Design & Print Service haben Sie die Wahl: Design? 3D-Druck? Oder beides? Wir bieten Ihnen individuelle Lösungen für Ihren dentalen Workflow: • Einfach starten, ohne Risiko und ohne Verbindlichkeiten • Volle Flexibilität – keine Abofalle • Ein Service, alle Möglichkeiten: Design, Druck oder Design & Druck • Schnelle Lieferung in höchster Präzision Zusammenein Lächeln voraus Mehr Informationen unter: www.dentamile.com

EIN BILD UND SEINE GESCHICHTE zm115 Nr. 19, 01.10.2025, (1558) 8 | GESELLSCHAFT Dr. Walter Palmer hat es zu einiger Berühmtheit gebracht. Jedoch nicht deswegen, weil sich der USZahnarzt aus Minnesota auf seiner Praxiswebsite Riverbluffdental.com als Menschenversteher geriert, der sich viel Zeit für seine Patienten nimmt, um ihnen die bestmögliche Behandlung angedeihen zu lassen. Vielmehr sind es wiederholte Kollisionen mit verschiedenen Autoritäten und den guten Sitten, die ihm eine große Hassgemeinde im Internet eingebracht haben. Der zwischenzeitliche Höhepunkt des Shitstorms tobte 2015, als Palmer in Zimbabwe den Löwen Cecil – Wahrzeichen des Hwange-Nationalparks und dort Publikumsliebling – mithilfe von angemieteten Handlangern und einem Elefantenkadaver aus seinem Habit ins Nachbarland lockte, um ihn dort zu töten. Diese Trophäe fehlte ihm noch in seinem Praxisbüro, in dem Berichten zufolge schon ein Nashorn-, ein Braunbär- und ein Leopardenkopf die Wand schmücken. Schließlich habe er ja eine lokale Safariagentur beauftragt und 55.000 Dollar gezahlt. Auffällig oft verstieß Palmer im Zusammenhang mit seinem Hobby gegen geltendes Recht. Mal fehlte ihm die nötige Jagdlizenz, mal stiftete er Jagdkollegen zur Falschaussage an, mal handelte es sich beim erlegten Tier um eine bedrohte Art. So sorgte zuletzt ein Jagdtrip in die Mongolei für Aufsehen. Dort erlegte Palmer ein von der Weltnaturschutzunion als gefährdet eingestuftes Riesenschaf (Altai Argali), dessen Kopf er aufgrund des Schutzstatus nicht einmal mit in die USA nehmen durfte. Da halfen auch die knapp 92.000 Euro Handgeld nicht. Als im Juni dieses Jahre verschiedene Medien berichteten, Palmer sei nach einer Schlangenlinienfahrt mit seinem Porsche in alkoholisiertem Zustand festgenommen worden, war der Aufschrei groß. Der Zahnarzt leugnete die Tat, widersetzte sich der Festnahme und verhinderte durch den Einsatz seines Anwalts die Blutprobe. Wie es mit der Anklage „driving while intoxicated (DWI)“ weitergeht, ist offen. Von der Internetgemeinde ist er schon vorverurteilt. Der Pappmaché-Künstler Dan Reeder sieht ihn sogar schon als Wandschmuck enden. mg Fotos: YouTube-GourmetPaperMache, Dennis – stock.dobe.com

zm115 Nr. 19, 01.10.2025, (1560) 10 | GESELLSCHAFT EUROPÄISCHER GERICHTSHOF Die grenzüberschreitende Tätigkeit von DrSmile ist zulässig Der Europäische Gerichtshof (EuGH) hat die frühere grenzüberschreitende Tätigkeit von DrSmile gebilligt. Nach einem Mitte September verkündeten Urteil kann die Österreichische Zahnärztekammer einer zugelassenen Zahnärztin nicht verbieten, als „Partnerzahnärztin“ mit dem deutschen Aligneranbieter zusammenzuarbeiten. DrSmile ist eine Marke der Schwesterunternehmen Urban Technology (Berlin) und DZK Deutsche Zahnklinik (Düsseldorf). Beide gehörten seit 2020 mehrheitlich zur Straumann Holding AG in Basel, die ihre Anteile aber im August 2024 im Tausch gegen eine Minderheitsbeteiligung von 20 Prozent an die spanischen Impress Group (Barcelona) abgab (zm berichtete). Diese ist mit vergleichbaren Geschäftsmodellen international tätig, in der EU neben Deutschland bislang in Italien, Spanien, Portugal, Frankreich und den Niederlanden. Der Streit: Handelt es sich um eine hybride Leistung? Mit dem Urteil aus Lxemburg bekommt Impress nun Rückenwind für von diesen Standorten ausgehende mögliche grenzüberschreitende Aktivitäten. Aus Österreich hatte sich DrSmile unter dem neuen Eigentümer Impress allerdings im September 2024 zurückgezogen. Im nun entschiedenen Fall waren über die DrSmile-Internetseite aber noch Termine mit der österreichischen Zahnärztin vermittelt worden. In ihrer Praxis führte jene dann eine Anamnese, ein Aufklärungsgespräch und einen 3-D-Scan des Gebisses durch sowie weitere erforderliche Vorbehandlungen. Die Ergebnisse und Unterlagen übermittelte sie an die DZK. Diese bezahlte die Zahnärztin und bot den Patienten einen Behandlungsplan an. Kunden erhielten die Aligner anschließend per Post und wurden von der DZK mithilfe einer App weiter betreut. EuGH: Die Zahnärztin arbeitet nach österreichischem Recht ... Die Österreichische Zahnärztekammer sah darin einen Verstoß gegen nationale Vorschriften und wollte der Zahnärztin ihre Tätigkeit für DrSmile verbieten lassen. Der Streit ging durch alle Instanzen und landete auf Vorlage des Obersten Gerichtshofs beim EuGH. Dieser entschied nun, dass solche hybriden Modelle – bestehend aus einer Vor-Ort-Leistung und einer telemedizinischen Leistung – nicht unter den Begriff Telemedizin im Sinne der EUPatientenmobilitätsrichtlinie fallen. Der Grund ist, dass die obersten EURichter das Angebot von DrSmile als „komplexe Behandlung“ werteten. Diese bestehe aus mehreren, voneinander trennbaren Dienstleistungen, die jeweils verschiedene berufliche Fähigkeiten erfordern. Dabei richte sich nur die Arbeit der Partnerzahnärztin nach österreichischem Recht. Ihre üblichen zahnärztlichen Diagnosen und Vorarbeiten seien aber auch nichts, was dagegen verstoße und hätten „keinen grenzüberschreitenden Bezug“. Schließlich hielten sich Zahnärztin und Patient am selben Ort auf. ... und DrSmile nach deutschem Recht Dies könne nicht allein deshalb der Telemedizin zugerechnet werden, argumentierte das Gericht weiter, „weil die komplexe medizinische Behandlung, zu der diese Tätigkeit gehört, auch Gesundheitsdienstleistungen umfasst, die andere Ärzte, die in anderen Mitgliedstaaten ansässig sind, mithilfe der Telemedizin erbringen“. Die nachfolgende Betreuung durch DrSmile per App sei davon klar zu trennen. Erst diese sei eine im Fernabsatz erbrachte telemedizinische Dienstleistung. Für diese gelte nach EURecht das Recht desjenigen Landes, in dem der telemedizinische Dienstleister ansässig ist. Das sei hier Deutschland, wobei das deutsche Recht die Tätigkeit von DrSmile erlaube. Daher spiele es auch keine Rolle, dass nach österreichischem Recht eine Zahnklinik in den Händen von Zahnärzten liegen muss, was bei der DZK nicht der Fall ist. Martin Wortmann Europäischer Gerichtshof Az.: C-115/24 Urteil vom 11. September 2025 Für DrSmiles Tätigkeit in Österreich hat das Urteil keine Auswirkungen mehr – das Unternehmen zog sich 2024 aus dem Land zurück. Foto: ViDi Studio - stock.adobe.com

DAS NEUE CHAIRSIDE ✔Extrem wirtschaftlich, platzsparend und schnell - die perfekte Lösung auch für Labore Das kleine Kraftpaket Wir freuen uns über Ihre Kontaktaufnahme: Tel.: +49 (0) 7351 474 990 | info@orangedental.de |www.orangedental.de ✔Perfit FS vollgesintertes Zirkon, kann dünner Hart wie Zahn, 3.5x biegefester als Glaskeramik, 0.2mm Minimalstärke ✔Bis 33% weniger Zahnsubstanzabtrag, minimalinvasiv ✔Extrem präziser Randschluss und Passgenauigkeit Fast totale Reduktion der Bakterienintrusion ✔Keine Schrumpfungsfehler ✔Kein Sinterofen nötig 365-T.-Hotline, 5-Pers.-MB + 16-Pers.-OD-Technik- ✔High-End-Produkte Kronen, Brücken, Inlays, Abutments, abgewinkelter Schraubenkanal ✔Kein Glanzbrand nötig - nur polieren ✔Maximal optimierter, offener byzz® Workflow ✔Delegierbar, einfaches Handling ✔Profi-Support team, 9 Zahntechniker, schneller TOP-Service/Schulungen/Webinare

12 | POLITIK FDI-WELTKONGRESS FÜR ZAHNÄRZTE 2025 Das war der World Dental Congress in Shanghai! Digital Dentistry, elektronische Gesundheitsakten und die Rolle von Fluorid in der Kariesprävention: Auf dem FDI World Dental Congress vom 9. bis zum 12. September in Shanghai suchte die Weltzahnärzteschaft nach Lösungen im Umgang mit den aktuellen Problemen und Herausforderungen. Insgesamt diskutierte die Generalversammlung der FDI acht Policy Statements. Alle wurden im Anschluss an die Diskussion von den Delegierten verabschiedet. Dazu gehörte die politische Stellungnahme des Weltverbands zum Thema „Digital Dentistry“. Für die FDI gehören dazu Scanner und bildgebende Verfahren zur Digitalisierung oraler Strukturen, virtuelle Simulationen für die Behandlungsplanung und computergestützte chirurgische Navigationssysteme. Auch digitale Anwendungen, die das zahnmedizinische Personal bei der Diagnose von Krankheiten oder der Patientenaufklärung unterstützen, sind aus FDI-Sicht Teil der digitalen Zahnmedizin. Digital Dentistry: Auf die Evidenz kommt es an Mit ihrer Stellungnahme fordert die FDI zahnmedizinische Fachkräfte, Expertinnen und Experten aus Lehre und Forschung sowie Politikerinnen und Politiker auf, die „Fortschritte der digitalen Zahnmedizin zu nutzen und sich gleichzeitig mit ihren Herausforderungen auseinanderzusetzen“. Insbesondere sollten Anwenderinnen und Anwender sich kritisch mit der Evidenz für genutzte Verfahren und Geräte auseinandersetzen. Berufliche Weiterbildungen zum Thema hält der Weltzahnärzteverband dabei für entscheidend, um die Qualität der Tools aus professioneller Sicht beurteilen und der Verantwortung gegenüber Patienten gerecht werden zu können. Dabei sollte man nicht bis zum Berufseintritt warten. Die „Entwicklung und Integration eines umfassenden Lehrplans zum Thema digitale Zahnmedizin in der Undergraduateund Postgraduate-Ausbildung und in den zahnmedizinischen Fakultäten“ sei ebenso dringend anzugehen. Wichtig findet die FDI auch die Einführung regulatorischer und gesetzlicher Rahmenbedingungen, die die sichere Erhebung und Speicherung von Daten sowie den sicheren Zugang zu ihnen fördern. Gesundheitsakte: Potenziale ausschöpfen Ein weiteres Thema auf der Generalversammlung war die Bedeutung elektronischer Gesundheitsakten. In der verabschiedeten politischen Stellungnahme plädiert der Weltzahnärzteverband dafür, das Potenzial der Akten für die öffentliche Gesundheitsforschung und -versorgung auszuschöpfen. Dafür müsse eine Atmosphäre des Vertrauens und der Zuversicht geschaffenwerden. Es brauche effektive DatenschutzFoto: Chungking - stock.adobe.com zm115 Nr. 19, 01.10.2025, (1562) NEWS

DAS NEUE POWER-IMPLANTAT VON MEDENTIS MEDICAL. LIQUID ONE VISION. ICX. GIGA-TITAN= Rein Titan Grad 4KV, mit 1.100 MPa.3 Wir kennen kein stärkeres Ø 3.3 Implantat als ! Aus Giga-Titan gefertigt. ICX-DIAMOND ICX-DIAMOND im ICX-Shop! 3) Definition von Giga-Titan: Rein Titan Grad 4KV 1.100 MPa. Quellenangaben für mechanische und chemische Eigenschaften: ISO 5832-3 The World´s most powerful ICX-Implant.

14 | POLITIK bestimmungen und darüber hinaus müssten Fachkräfte und Patienten im Umgang mit Akten und Daten geschult werden. Weiter fordert die FDI in ihrem Statement: „Um eine datengestützte medizinische Versorgung und Public Health zu vereinfachen, sollen elektronische Gesundheitsakten ein gemeinsames Datenmodell nutzen sowie Interoperabilität und Zugänglichkeit sicherstellen. Die zahnmedizinische Fachwelt soll Initiativen zur Standardisierung unterstützen und Normen wie Fast Health Interoperability Resources oder Digital Imaging Communications in Medicine befolgen und durchsetzen.“ Karies: Rolle von Fluorid und Silberdiaminfluorid Ein eigenes Policy Statement befasste sich mit der Bedeutung von Fluoriden in der Kariesprävention. „Der Weltverband der Zahnärzte FDI fordert nachdrücklich alle Länder auf, die Bedeutung einer überall verfügbaren Fluoridzahnpasta zur Bekämpfung der Dentalkaries sowie zur Verbesserung der Mundgesundheit und der Allgemeingesundheit anzuerkennen." An alle Regierungen, Berufsverbände, Bildungseinrichtungen, Wirtschaft und Zivilgesellschaft richtet das Statement den dringenden Appell, Maßnahmen zu ergreifen, die sicherstellen, dass die Bevölkerung den Nutzen des Zähneputzens mit einer fluoridierten Zahnpasta verstehen. In einem weiteren verabschiedeten Statement spricht sich die FDI für die Anwendung von Silberdiaminfluorid zur minimalinvasiven Behandlung von Karies aus. Insbesondere im Kontakt mit vulnerablen Patientengruppen wie kleinen Kindern, älteren Erwachsenen, Menschen mit Behinderungen oder in der zahnmedizinischen Versorgung in abgelegenen Regionen sei das Verfahren zu befürworten. Noma: Prävention und Aufklärung weiter unterstützen Noma ist eine nicht übertragbare nekrotisierende Erkrankung, die bei Kleinkindern auftreten kann, die in extremer Armut leben. Nach Angaben der FDI leiden daran weltweit 770.000 Menschen, jährlich kommen 140.000 weitere Krankheitsfälle hinzu. „Noma ist eine vermeidbare Krankheit“, heißt es in der von der Generalversammlung in Shanghai verabschiedeten Stellungnahme der FDI. Der Weltzahnärzteverband werde weiterhin Programme unterstützen, die sich für ein Zurückdrängen der Krankheit einsetzen. Zudem empfiehlt die FDI, dass alle Fachkräfte in Gesundheits- und Sozialberufen – vor allem in häufig betroffenen Regionen – auf die große Bedeutung einer optimalen Mundhygiene und Ernährung für die Prävention von Noma hinweisen und entsprechende Aufklärungskampagnen durchführen. Werbung in der Zahnmedizin: Diese Regeln sollen gelten Egal, ob Flyer, Website oder Social Media: Aus Sicht der FDI-Delegierten sollte Werbung für zahnmedizinische Leistungen und Services festen ethischen Prinzipien folgen. Die Generalversammlung unterstreicht in ihrem Statement, dass Werbeaktionen die berufliche Integrität wahren und das Wohlergehen der Patientinnen und Patienten unterstützen sollen. In diesem Sinne müssen werbliche Inhalte dem Prinzip des „Nicht-Schadens“ folgen, heißt es in der Stellungnahme. Informationen müssten wahrheitsgemäß und faktisch korrekt vermittelt werden. Zudem müssten alle relevanten Gesetze und Vorschriften eingehalten werden. Nicht akzeptabel seien beispielsweise „unklare, irreführende und betrügerische“ Inhalte oder Werbung, die „Vergleiche mit anderen Zahnärzten ziehen oder diese herabsetzen“. Die FDI-Delegierten halten fest: „Die nationalen Zahnärztekammern werden angehalten, ihre eigenen Vorschriften und Bestimmungen für Werbung in der Zahnmedizin zu erstellen, wenn solche Regelungen nicht bereits durch die nationalen Behörden erstellt wurden.“ World Oral Health Day 2026: Kampagnenfinale gestartet Vergangenes Jahr begann eine über drei Jahre angelegte Kampagne, mit der die FDI den „World Oral Health Day“ begleitet. Der Aktionstag findet seit 2013 immer am 20. März statt. Im Jahr zm115 Nr. 19, 01.10.2025, (1564) Brachten die Perspektive der deutschen Zahnärzteschaft in Shanghai ein (v.l.n.r.): BZÄK-Geschäftsführer Florian Lemor, der Vorsitzende der KZV Schleswig-Holstein Dr. Michael Diercks, BZÄKVizepräsident Konstantin von Laffert, die Präsidentin der Landeszahnärztekammer Hessen und EROGeneralsekretärin Dr. Doris Seiz, die Präsidentin der Landeszahnärztekammer Mecklenburg-Vorpommern Stefanie Tiede und der Vorsitzende der KZV Hessen Dr. Stephan Allroggen; hier zusammen mit dem neuen FDI-Präsidenten Prof. Dr. Nikolai Nikolai Sharkov aus Bulgarien (3. v.r.). Foto: BZÄK

® Behandeln Sie Schmerzempfindlichkeit in Ihrer Praxis mit elmex® SENSITIVE PROFESSIONAL Fluoridlack Single Dose PROFESSIONAL ORAL HEALTH NEU Schnelle und einfache Anwendung Transparent, nimmt beim Trocknen dienatürliche Zahnschmelzfarbean Toller Geschmack nachHimbeere 100% TubuliOkklusion mit 1 Anwendung1 Dringt tief ein in die Tubuli2 Zu verwenden: Vor einer professionellen Zahnaufhellung Nach einer professionellen Zahnreinigung oder Parodontalbehandlung Für Patient:innen mit starker Schmerzempfindlichkeit Produktvorteile: Sorgt für hohe Fluoridaufnahme (5 % Natriumfluorid, 22.600 ppm F-) 50 Einzeldosen pro Schachtel 0,4 ml je Einzeldose Applikationspinsel * Für sofortige Schmerzlinderung bis zu 2x täglich mit der Fingerspitze auf den empfindlichen Zahn auftragen und für 1 Minute sanft einmassieren. 1 UltradentTMData on file. Report WO#4422, 2018. 2 UltradentTMData on file. Report 01780, 2020. Jetzt elmex® SENSITIVE PROFESSIONAL Zahnpasta und passende Zahnbürste empfehlen, Probiersample mitgeben und Schmerzempfindlichkeit ausschalten zuHause Hause

16 | POLITIK 2024 hob die FDI-Kampagne die Bedeutung der Mundgesundheit für die allgemeine Gesundheit hervor, 2025 stand der Zusammenhang zwischen Mundgesundheit und psychischem Wohlbefinden im Fokus. In Shanghai gab die FDI nun das dritte und letzte Schwerpunktthema bekannt: 2026 geht es unter dem Motto „A Happy Mouth Is a Happy Life“ darum, in der Bevölkerung das Bewusstsein dafür zu stärken, dass es sich in jedem Lebensalter lohnt, sich um seine Mundgesundheit zu kümmern. Auf der Kampagnen-Website https://www. wohd.org stehen Materialien zur Verfügung, mit der Praxisteams die Aktion unterstützen können. FDI-Beiträge: Deutsche Perspektive erfolgreich vertreten In Shanghai kam auch das „Special Committee Membership Fees“ zusammen, dessen amtierender Vorsitzender BZÄK-Geschäftsführer Florian Lemor ist. Auf der Tagesordnung des Ausschusses stand die Fortsetzung der Debatte über die Beiträge, die die Länderorganisationen an die FDI entrichten. Insbesondere befasste sich das Gremium mit der Frage, wie die Mitgliedsbeiträge zukünftig fair weiterentwickelt werden können. BZÄK-Vizepräsident Konstantin von Laffert unterstreicht die Bedeutung dieser Diskussion für die BZÄK: „Wir als Geschäftsführender Vorstand hatten zu Beginn unserer Legislaturperiode versprochen, dass wir uns kritisch mit den Kostenentwicklungen auf europäischer und internationaler Ebene auseinandersetzen. Es ist uns gelungen, eine Struktur- und Kostendiskussion loszutreten. In diese Diskussion bringen wir uns im Rahmen eines Sonderausschusses zu den Mitgliedsbeiträgen aktiv ein. Unser Ziel ist es, die Kosten für die Mitgliedsorganisationen zu senken, ohne die politische Bedeutung der FDI auf internationaler Ebene zu beschädigen.“ Dental Practice Committee: Stefanie Tiede wiedergewählt Delegationsmitglied Stefanie Tiede stellte sich in Shanghai zur Wiederwahl im „Dental Practice Committee“ und wurde im ersten Wahlgang mit großer Mehrheit im Amt bestätigt. Für die politischen Diskussionen beim World Dental Congress zieht die Präsidentin der Landeszahnärztekammer Mecklenburg-Vorpommern ein positives Fazit. „Wir haben eine aus deutscher Sicht politisch erfolgreiche FDI Generalversammlung erlebt“, berichtet die Oralchirurgin. „Personell ist es uns gelungen, die deutsche Repräsentanz in den FDI-Ausschüssen weiter zu stärken. Politisch ist es uns gelungen, deutsche Positionen, unter anderem zu den Stellungnahmen zu Fluoridierung, Werbung und Künstliche Intelligenz in der Zahnmedizin, einzubringen. Wie werden uns zukünftig weiter dafür einsetzen, die praktischen Probleme unserer Kolleginnen und Kollegen noch besser zu adressieren.“ sth zm115 Nr. 19, 01.10.2025, (1566) „Es ist uns gelungen, die deutsche Repräsentanz in den FDI-Ausschüssen weiter zu stärken.“ Stefanie Tiede, Präsidentin der LZK MecklenburgVorpommern DIE „SMILE AWARDS 2025“ Im Vorfeld des World Dental Congress wurden wieder die „Smile Awards“ vergeben. Mit der Auszeichnung ehrt die FDI nationale Zahnärzteverbände, die durch Öffentlichkeitsarbeit, Aufklärung und gemeindebasierte Projekte gegen Hindernisse in der Gesundheitsversorgung vorgehen. Die Australian Dental Association (ADA) erhielt einen Smile Award für ihre „Dental Health Foundation“. Sie unterstützt seit dem Jahr 2021 Menschen in Australien, die keinen Zugang zu zahnärztlicher Versorgung haben. Im Rahmen ihres Engagements koordiniert die ADA in Zusammenarbeit mit ehrenamtlichen Zahnärztinnen und Zahnärzten sowie Wohltätigkeits- und Gemeindeorganisationen kostenlose zahnmedizinische Services. Dazu gehören die Programme „Dental Rescue Days”, „Rebuilding Smiles” oder „Adopt a Patient”. Sie ermöglichen die dringend benötigte zahnmedizinische Versorgung für Obdachlose, Überlebende häuslicher Gewalt und Menschen in finanziellen Notlagen. Der zweite Smile Award 2025 ging an das Projekt „Little Doctors“ der Regionalabteilung La Union der Philippine Dental Association. Das Programm befähigt Schülerinnen und Schüler der fünften Klasse der „Siwsiwan Elementary School“, jüngere Kinder an ihrer Schule in Sachen Mundhygiene, Vorsorge und grundlegender Erster Hilfe zu unterrichten. Die Kinder werden motiviert, ihr Wissen an ihre Familien und andere Menschen in ihrer Gemeinde weiterzugeben. Das zahlt sich aus Sicht der FDI besonders in geografisch isolierten und benachteiligten Gebieten mit begrenztem Zugang zu medizinischer Versorgung aus. „Es ist uns gelungen, innerhalb der FDI eine Struktur- und Kostendiskussion loszutreten.“ BZÄK-Vizepräsident Konstantin von Laffert Prof. Dr. Falk Schwendicke (r.), Mitglied der deutschen Delegation in Shanghai, sprach beim „FDI Science Committee Forum“ über das Thema Digital Dentistry. Foto: FDI World Dental Federation

Anzeige Einzigartiger Schutz vor Schmerzempfindlichkeit durch Dentinreparatur mit NovaMin *In Labortests, nach 4 Tagen mit 2× täglicher Anwendung 1. John M T et al. Eur J Oral Sci 2003;111(6): 483-491. 2. Greenspan DC. J Clin Dent 2010; 21 (Spec Iss): 61-65. 3. Haleon, Data on File 2024, Report QD-RPT-118201. 4. Earl J et al. J Clin Dent 2011; 22(Spe c Iss): 68-73. 5. Hall C et al. J Dent 2017; 60: 36-43. SENSODYNE EIN ARGUMENT FÜR SIE: Wirkung wissenschaftlich belegt In Labortests konnte gezeigt werden, dass die Schutzschicht bis tief in die freiliegenden Dentinkanälchen reicht. Zudem erwies sich die neu gebildete Schutzschicht als bis zu 76% härter als natürliches Dentin und war in der Lage, alltäglichen Säureattacken standzuhalten.*, 3,4 EMPFEHLENSWERT: Die Top-Innovation mit NovaMin Sensodyne Clinical Repair Zahnpasta ist unsere Innovation zur Behandlung von schmerzempfindlichen Zähnen. Bereits ab dem ersten Zähneputzen beginnt dank des InhaltsstoffesNovaMin die Reparatur von freiliegendem entin.2 NovaMin (Kalzium-NatriumPhosphosilikat), ein Bioglas, gibt nach dem Kontakt mit Speichel Kalzium- und Phosphat-Ionen ab. ese reagieren mit dem Dentin und bilden eine zahnschmelzähnliche Schutzschicht über und in den freiliegenden Dentinkanälchen, die zu 96% aus dem gleichen Material besteht wie natürlicher Zahnschmelz.2 Dadurch stellt ensodyne den Schutzschild wieder her, den schmerzempfindliche Zähneverloren haben. CLINICAL REPAIR Z e d d d De P K Die b Se AUCH IHRE PATIENT:INNEN: Rund jeder 3. Erwachsene istbetroffen1 Schmerzempfindliche Zähne oder auch Dentinhypersensibilität können im Alltag für Betroffene sehr belastend sein. Die Sensodyne Clinical Repair wurde speziell für diese Patient:innen entwickelt um die Schmerzempfindlichkeit durch Dentinreparatur zu lindern und die freiliegenden Zahnbereiche zu schützen. KLINISCH BESTÄTIGT: Langanhaltende Linderung Die langanhaltende Linderung der Schmerzempfindlichkeit bei zweimal täglicher Anwendung von Sensodyne Clinical Repair wurde in einer klinischen Studie an Patient:innen mit schmerzempfindlichen Zähnen bestätigt.5 Viele Ihrer Patient:innen mit Dentinhypersensibilität sind sich nicht bewusst, dass bereits das Zähneputzen mit der richtigen Zahnpasta helfen kann. Sensodyne Clinical Repair bietet eine effektive Lösung bei schmerzempfindlichen Zähnen und damit eine ausgezeichnete Empfehlung. Empfehlen Sie die Top-Innovation mit NovaMin: Sensodyne Clinical Repair! EMPFEHLEN SIE BEI DENTINHYPERSENSIBILITÄT: PM-DE-SENO-24-00029-20240809 Mit 5% NovaMin

zm115 Nr. 19, 01.10.2025, (1568) 18 | ZAHNMEDIZIN ZAHNÄRZTETAG MECKLENBURG-VORPOMMERN Schmerz im Fokus Mehr als 250 Zahnärztinnen und Zahnärzte und etwas weniger als 80 ZFA haben sich am 5. und 6. September beim 33. Zahnärztetag der Zahnärztekammer Mecklenburg-Vorpommern fortgebildet. Im Mittelpunkt der Veranstaltung: das Thema Schmerz. Das Thema Schmerz bietet durch seine Omnipräsenz im zahnärztlichen Praxisalltag und seine vielen Ausprägungen viel Potenzial. Und das wurde in den Vorträgen genutzt. Mit Dr. Dr. Jan-Hendrik Lenz und Prof. Dr. Peter Kropp hatte man zwei wissenschaftliche Leiter benannt, die aus gänzlich unterschiedlichen Fachbereichen stammen – der Mund-, Kiefer-, Gesichtschirurgie sowie der Medizinischen Psychologie – und die bei der Zusammenstellung des Programms die speziellen Facetten ihrer Richtung, aber auch die Schnittstellen berücksichtigt hatten. Erstmals gab es für Zahnärztinnen und Zahnärzte Workshops mit Bezug zu den Vortragsthemen. Ebenfalls neu: ein Workshop, der speziell auf die Belange der jungen Zahnärztinnen und Zahnärzte zugeschnitten war und ein Kurs zur Aktualisierung der Fachkunde im Strahlenschutz. Passende Workshops zu den Vorträgen Prof. Dr. Winfried Wojak, der in eigener Praxis als Zahnmediziner tätig ist und diplomiert in Akupunktur, Homöopathie und Cranialer Osteopraktik, näherte sich dem Thema Schmerztherapie im Kiefer-Gesichtsbereich mittels Akupunktur primär von zahnärztlicher Seite und seinen wichtigsten Anwendungsmöglichkeiten: Würgereiz, vasovagale Synkopen, Schmerzreduktion, begleitende Möglichkeiten bei Kiefergelenksproblemen und unterstützende psychisch wirksame Punkte. Während er im Vortrag die Grundlagen der Anwendung der Akupunktur und Akupressur erläuterte, konnten die Teilnehmer im anschließenden Workshop das Gelernte praktisch umsetzen, am Gummiohr und auch gegenseitig unter Benutzung eines Punktsuchgeräts. Prof. Dr. Johannes Buchmann, Facharzt für Neurologie und Psychiatrie und ausgebildeter ärztlicher Osteopath und Manualmediziner, stellte myofasziale Störungen als Ursache von Kopf- und Gesichtsschmerzen in den Mittelpunkt. Das im Vortrag dargestellte Wissen über die Pathophysiologie myofaszialer Störungen vertieften die Teilnehmer dann im Workshop durch praktische Anwendungen. Gezeigt und geübt wurden die Diagnostik und Behandlungstechniken für myofasziale Störungen im orofazialen System wie Triggerpunkte, Muskelverspannungen und Gelenkfunktionsstörungen. Im Programm fanden sich weiterhin Vorträge zur Neurophysiologie der Schmerzentstehung und -therapie, zu chronischen Kiefer- und Gesichtsschmerzen, zur Problematik von Kiefergelenkbeschwerden sowie zur speziellen Schmerztherapie in der Endodontologie. Insgesamt ein sichtbares Zeichen, dass die Zahnmedizin als Teil der Medizin wahrgenommen wird. Dr. med. dent. Grit Czapla, stellvertretende Geschäftsführerin der ZÄK Mecklenburg-Vorpommern HINTERGRUND „Schmerz-Update – Ätiologie, Prävention und Therapie“ – so lautete das Thema des 33. Zahnärztetages der Zahnärztekammer Mecklenburg-Vorpommern. Parallel dazu fand die 75. Jahrestagung der Mecklenburg-Vorpommerschen Gesellschaft für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde an den Universitäten Greifswald und Rostock e.V. statt. Nachdem die größte Fachveranstaltung in der Zahnmedizin in Mecklenburg-Vorpommern mehr als drei Jahrzehnte lang im Hotel Neptun in Warnemünde stattgefunden hatte, kam man nun erstmals in der Yachthafen-Residenz Hohe Düne zusammen. Fotos: Dieter – stock.adobe.com

20 | POLITIK DISKUSSION UM GKV-FINANZEN „Wer bei Prävention spart, zahlt am Ende doppelt“ In der Diskussion um die schwierigen GKV-Finanzen schließt Bundesgesundheitsministerin Nina Warken (CDU) auch Leistungskürzungen nicht aus. Aus Sicht der KZBV lässt sich eine nachhaltige Finanzierung der GKV hingegen nur erreichen, wenn Prävention zum Leitbild gesundheitspolitischen Handelns wird. Warken hatte Anfang September in der Presse betont, es gebe „verschiedene Optionen, die da auf dem Tisch lägen, die kurzfristig zu Einsparungen führen würden“. „Wir reden im Moment noch nicht über konkrete Maßnahmen, sondern über eine grundsätzliche Richtung, wie wir vorgehen.“ Gleichzeitig verwies sie auf die zehnköpfige Expertenkommission, die sie am 12. September vorstellte. Expertenkommission soll zweistufig vorgehen In der GKV-Reformkommission, die am 25. September ihre Arbeit aufnahm, werden laut Warken – „alle Themen, auch Leistungskürzungen, Einnahmeseite und Ausgabeseite“, – besprochen. Sie sei für eine bessere Steuerung und Effizienzhebung im System und „gegebenenfalls auch Leistungskürzungen“. Sie habe aber persönlich keine Vorschläge für Leistungskürzungen gemacht. Mittel- und langfristige Vorschläge müsse die GKV-Reformkommission vorlegen, sagte Warken im Bundestag. Da gebe es „keine Denkverbote“. Besetzt ist die Kommission paritätisch mit zehn Vertreterinnen und Vertretern aus den Bereichen Ökonomie, Medizin, Sozialrecht, Ethik und Prävention. Konkret soll die Kommission mögliche Maßnahmen auf der Einnahmen- und der Ausgabenseite vorschlagen, mit denen der Beitragssatz in der GKV bereits ab 2027 stabilisiert werden kann. Dafür ist ein zweistufiges Verfahren geplant: Einen ersten Bericht mit kurzfristig wirksamen Maßnahmen soll die Kommission bereits Ende März 2026 vorlegen. Darin sollen unter anderem maßgebliche Kostentreiber, sowie Ineffizienzen auf der Ausgabenseite und Probleme auf der Einnahmenseite identifiziert werden. Ein zweiter Bericht soll bis Dezember 2026 vorgelegt werden und mögliche Strukturreformen für die GKV aufzeigen, mit denen das Ausgabenwachstum mittel- bis langfristig reduziert und den Herausforderungen auf der Einnahmenseite begegnet werden kann. Auf die Einsetzung der Kommission reagierte der GKVSpitzenverband umgehend. Es sei ein gutes und wichtiges Signal, dass die Kommission ihre Arbeit ein Jahr früher als Foto: oksix – adobe.stock.com zm115 Nr. 19, 01.10.2025, (1570)

POLITIK | 21 im Koalitionsvertrag vorgesehen aufnimmt, kommentierte Stefanie Stoff-Ahnis, stellvertretende Vorstandsvorsitzende des GKV-Spitzenverbands. Zahnmedizin als Vorbild für andere Bereiche In die laufende Diskussion hat sich auch die Kassenzahnärztliche Bundesvereinigung (KZBV) eingebracht. „Der bisherige Ansatz, vornehmlich Krankheiten zu behandeln, anstatt diesen durch verstärkte Präventionsmaßnahmen frühzeitig wirksam entgegenzutreten, ist an seine Grenzen gestoßen“, teilte Martin Hendges, Vorsitzender des Vorstandes der KZBV, mit. Er verwies auf die konsequente Präventionsausrichtung in der vertragszahnärztlichen Versorgung. Sie beweise, dass Prävention der Schlüssel für die mittel- und langfristige Entlastung der GKV-Finanzen sei. Hendges: „Damit ist es uns gelungen, den Anteil an den GKV-Ausgaben für vertragszahnärztliche Leistungen – trotz Ausweitungen des Leistungskatalogs – seit 2001 auf unter sechs Prozent zu senken.“ Zugleich belegten die Daten der Sechsten Deutschen Mundgesundheitsstudie, dass die breite Bevölkerung das Angebot frühzeitiger und umfangreicher Präventionsleistungen mit messbarem Erfolg in Anspruch nehme. Die Vorsorgeorientierung der Menschen im zahnmedizinischen Bereich sollte also Vorbild für andere Bereiche im Gesundheitssystem sein. Der KZBV-Vorsitzende bezeichnete es als „unverständlich“, dass jetzt von unterschiedlichen Seiten Vorschläge zur kurzfristigen Einsparung auf Kosten der Prävention gemacht und undifferenzierte Ideen zur Einfrierung von Ausgaben kommuniziert werden. „Man spart damit am völlig falschen Ende und verschiebt die Kostenlast nur in die Zukunft“, mahnt Hendges. KZBV warnt vor Ausgabenmoratorium Aus Sicht des KZBV-Vorsitzenden führt das derzeit immer wieder diskutierte Ausgabenmoratorium in der GKV dazu, dass notwendige Leistungen nicht ausreichend finanziert und Präventionsleistungen auf Jahre gehemmt würden. „Der dramatische Rückgang der Neubehandlungsfälle im Rahmen der präventionsorientierten Parodontitistherapie sollte hier Warnung genug sein“, so Hendges. „Die Politik muss jetzt die Weichen stellen und Prävention zum Leitbild ihres Handelns machen. Alles andere steht nicht im Einklang mit ihrem Vorhaben im Koalitionsvertrag, Prävention eine zentrale Rolle zukommen zu lassen. Wir stehen mit unserer Expertise bereit.“ sth zm115 Nr. 19, 01.10.2025, (1571) Der bisherige Ansatz, vornehmlich Krankheiten zu behandeln, anstatt diesen durch verstärkte Präventionsmaßnahmen frühzeitig wirksam entgegenzutreten, ist an seine Grenzen gestoßen. Martin Hendges, KZBV 4 MM UNIVERSAL-COMPOSITE IN 5 CLUSTER-SHADES •Universell: Für Front- und Seitenzahnbereich •Kein Schichten: Bis 4 mm Inkrementstärke •Höchste Stabilität: 91 % Füllstoffgehalt •Exzellente Ästhetik: Hervorragende Polierbarkeit •5 Cluster-Shades: Abdeckung aller 16 VITA® classical Farben Lässt alle Wünsche wahr werden Unlimited VOCO GmbH · Anton-Flettner-Str. 1-3 · 27472 Cuxhaven · Deutschland

22 | ZAHNMEDIZIN DER BESONDERE FALL MIT CME Fibröse Dysplasie des Os temporale und der Kiefergelenksregion Peer W. Kämmerer Die fibröse Dysplasie ist eine gutartige knöcherne Umbau- und Reifungsstörung des Knochens. Die Diagnosestellung ist aufgrund der vielfältigen klinischen und radiologischen Erscheinungsbilder oft herausfordernd. Aktuelle molekulargenetische Verfahren erlauben eine sichere Diagnosesicherung durch den Nachweis charakteristischer Mutationen. Der Fallbericht stellt eine Patientin mit fibröser Dysplasie im Bereich des Os temporale und der Fossa mandibularis vor und beleuchtet die diagnostischen und therapeutischen Besonderheiten. Eine 34-jährige Patientin wurde im Rahmen einer Routineuntersuchung ohne Beschwerden auf Anraten ihrer behandelnden Zahnärztin vorgestellt. Zufällig wurde bei bildgebenden Verfahren eine Läsion im Bereich des Os temporale und der Kiefergelenksregion rechts entdeckt. Im MRT und CT zeigte sich eine expansiv wachsende, überwiegend mattglasartige Knochenveränderung mit osteolytischen Anteilen und Unterbrechungen der Knochenstruktur, insbesondere in den unteren Partien nahe dem Kiefergelenk. Die Läsion war mit vermehrter intraossärer Kontrastmittelanreicherung assoziiert, was für eine fibröse Dysplasie spricht. Das Kieferköpfchen war abgeflacht, und es lag eine geringe Flüssigkeitseinlagerung im Kiefergelenk vor. In der Bildgebung fanden sich keine Hinweise auf eine Beeinträchtigung der umliegenden Foramina oder angrenzender Knochenstrukturen wie des Keilbeins (Abbildung 1). Der Vergleich mit früheren Bildgebungen (MRT 2019 und ältere Schädelröntgenaufnahmen) zeigte ein leicht progredientes Wachstum der Läsion über mehrere Jahre hinweg. Die bildgebenden Befunde und hier insbesondere das umfangreiche Ausmaß der Osteolysen führten zur Empfehlung einer gezielten Biopsie, um eine Malignitätsdiagnose (zum Beispiel Osteosarkom oder Chondrosarkom; aber auch maligne Entartung einer fibrösen Dysplasie) auszuschließen und die Läsion histologisch zu charakterisieren. Der operative Eingriff erfolgte in Intubationsnarkose über einen präaurikulären Zugang im kranialen Schläfenbogen (Abbildung 2). Nach stumpfer Präparation und Darstellung der Fossa mandibularis zeigte sich intraoperativ ein kortikal durchbrochenes, strukturell verändertes Knochenareal mit typischer Konsistenz einer fibrösen Dysplasie (Abbildung 3). Es wurde eine gezielte knöcherne Biopsie entnommen (Abbildung 4), wobei keine Infiltration der angrenzenden Weichteilstrukturen oder kritischer anatomischer Nachbarbereiche erkennbar war. Der Eingriff verlief komplikationslos. Die intraoperative Blutung war gering, und der Defekt wurde mit Kollagenschwämmen augmentiert. Der Wundverschluss erfolgte schichtweise. Die postoperative Heilung war regelrecht. zm115 Nr. 19, 01.10.2025, (1572) Abb. 1a: 3D-rekonstruierte CT-Aufnahme (inferiore Ansicht) mit Darstellung der Oberkieferanatomie: Rechtsseitig zeigt sich eine milchglasartige, teils osteolytische Strukturveränderung im Bereich des Os temporale mit Einbeziehung der Fossa mandibularis. Abb. 1b: Laterale 3D-Darstellung des Schädels mit fokaler Destruktion der kortikalen Knochenstruktur im Bereich der rechten Fossa mandibularis

ZAHNMEDIZIN | 23 zm115 Nr. 19, 01.10.2025, (1573) Abb. 1c: Die axiale CT-Schnittbildgebung zeigt die hyperdense, strukturell inhomogene Veränderung im Bereich des rechten Os temporale mit knöcherner Expansion und Desorganisation – typisch für eine fibröse Dysplasie. Abb. 1d: Koronare CT-Rekonstruktion mit Darstellung der Fossa mandibularis rechts: deutlich veränderte Knochenstruktur mit kortikaler Aufhebung und unregelmäßiger Architektur bei erhaltenem laterobasalem Kiefergelenkskontakt Abb. 2: Präoperative klinische Ansicht der rechten Schläfenregion: Unauffälliger Hautbefund ohne sichtbare Deformierung oder Weichgewebsschwellung. Die Läsion der fibrösen Dysplasie ist von außen nicht sichtbar oder palpabel. Fotos: Peer Kämmerer DAS PERFEKTE MATCH FÜR IHRE ZAHNARZTPRAXIS. Bei uns haben Sie die Wahl in Sachen Praxissoftware: Sie wünschen sich die vollständig digitale Cloudlösung oder bevorzugen Sie doch lieber die klassische Option der installierten Software vor Ort? Wir haben das perfekte Softwareangebot für Ihre Zahnarztpraxis. Entscheiden Sie sich entweder für CGMXDENT, unsere innovative Cloudsoftware, oder die maßgeschneiderte, serverbasierte Software CGM Z1.PRO. Jetzt informieren unddas perfekte Matchfür Ihre Zahnarztpraxis finden. LDM-698_DEN_0725_NME JETZT INFORMIEREN! >> cgm.com/dental-info *Serverlösung IHRE PRAXIS, IHRE WAHL – CLOUD ODER LOKAL*

24 | ZAHNMEDIZIN Histologisch fand sich fibrokollagenäres Gewebe mit irregulär-dysplastischen Knochentrabekeln ohne Atypien oder Nekrosen in einem fibrösen Stroma. Molekulargenetisch wurde mittels Next Generation Sequencing eine pathogene GNAS-Mutation (p.R844H) nachgewiesen, die typisch für eine fibröse Dysplasie ist. Die Diagnose einer fibrösen Dysplasie des Os temporale und der Kiefergelenksregion wurde auch unter Einbezug der Referenzpathologie in Basel bestätigt. Aufgrund der asymptomatischen Klinik und der stabilen bis langsam progredienten Läsion wurde von einer aggressiven Therapie abgesehen, und die Patientin wird konservativ überwacht. Diskussion Die fibröse Dysplasie (FD) ist eine seltene (1:4.000 bis 1:10.000), benigne, nicht-erbliche fibro-ossäre Läsion des Knochens, die durch eine abnorme Knochen- und Bindegewebsbildung charakterisiert ist. Das Diagnosealter variiert aufgrund unterschiedlicher klinischer Präsentationen, liegt jedoch typischerweise innerhalb der ersten vier Lebensjahrzehnte [Soluk-Tekkesin et al., 2022; Tuompo et al., 2025]. Verursacht wird die FD durch eine somatische postzygotische Mutation im GNAS-Gen [Tuompo et al., 2025]. Diese Mutation, typischerweise an der Position R201 (R201H oder R201C), führt zu einer konstitutiven Aktivierung der Gs-Protein-vermittelten Signaltransduktion und einer gesteigerten intrazellulären cAMP-Produktion [Golden et al., 2025]. In der Folge kommt es zu einer gestörten Reifung der Osteoblasten und einem Ersatz des normalen Lamellenknochens durch unreifes, fibroossäres Gewebe mit ungeordneten Knochenbälkchen in fibrösem Stroma. Die Mutation entsteht früh embryonal, wodurch das klinische Bild durch den Zeitpunkt der Mutation und das betroffene Keimblatt determiniert wird [Xue et al., 2025]. Klinisch wird zwischen einer monostotischen Form (circa 70 bis 85 Prozent der Fälle) und einer polyostotischen Ausprägung (15 bis 30 Prozent) unterschieden. Erstere ist oft ein Zufallsbefund bei jungen Erwachsenen, letztere manifestiert sich meist bereits im Kindesalter und kann mit hormonellen Störungen einhergehen, wie sie beim McCune-AlbrightSyndrom auftreten. Dieses Syndrom umfasst eine triadische Kombination aus polyostotischer FD, kutanen Café-au-laitFlecken und endokrinologischen Dysfunktionen, insbesondere einer Pubertas praecox, seltener Hyperthyreose oder Wachstumshormonüberschuss [Priego Zurita et al., 2025]. Die FD betrifft überwiegend die Schädel- und Gesichtsknochen. Kraniofaziale Läsionen finden sich bei etwa zehn bis 25 Prozent der Patientinnen und Patienten mit monostotischer FD und bei bis zu 50 Prozent der Patienten mit polyostotischer FD [Cheng et al., 2012]. Die klinische Präsentation der kraniofazialen FD (CFD) variiert erheblich in Abhängigkeit von der Lokalisation und der Ausdehnung der Läsionen. Die Symptome entstehen in der Regel durch strukturelle Deformierungen und den Druck auf angrenzende Gewebe. Die zygomatico-maxilläre Region scheint am häufigsten betroffen zu sein, während Läsionen im Bereich des Os temporale und der Kiefergelenksregion – wie in diesem Fall – nur selten beschrieben werden. Die typischen Symptome umfassen schmerzlose Knochenschwellungen, eine faziale Asymmetrie und Kopfschmerzen sowie sensible Ausfälle infolge kompressiver Neuropathien. In seltenen Fällen kommt es zur Kompression vitaler intrakranieller Strukturen – mit schwerwiegenden Folgen [Jaulent et al., 2019]. Dennoch bleiben die meisten Patientinnen und Patienten mit CFD asymptomatisch, und die Diagnose wird – wie auch im hier vorgestellten Fall – häufig zufällig gestellt [Tuompo et al., 2025]. Monostotische CFD-Läsionen, das heißt eine Erkrankung, die ausschließlich das kraniofaziale Skelett betrifft,wachsen in der Regel proportional zum Skelettwachstum und komzm115 Nr. 19, 01.10.2025, (1574) Abb. 3: Intraoperative Darstellung der rechten Fossa mandibularis über präaurikulären Zugang: Die kortikal durchbrochene, verdickte Knochenstruktur der Fossa zeigt ein typisches intraossäres Ausdehnungsmuster bei monostotischer fibröser Dysplasie. Abb. 4: Intraoperative Situation nach Entnahme einer Knochenbiopsie aus der rechten Fossa mandibularis: Der Defekt zeigt glatte, blutende Knochenränder in typischer Konsistenz bei fibröser Dysplasie. Keine Hinweise auf Weichteilbeteiligung oder infiltratives Wachstum. Fotos: Peer Kämmerer ZM-LESERSERVICE Die Literaturliste kann auf www.zm-online.de abgerufen oder in der Redaktion angefordert werden.

RkJQdWJsaXNoZXIy MjMxMzg=