12 | PRAXIS zm115 Nr. 20, 16.10.2025, (1658) FACH-WEBINAR ZUM TAG DER ZAHNGESUNDHEIT Fluoride sind das Rückgrat der Kariesprävention Welche Maßnahmen helfen, ein Leben lang kariesfrei zu bleiben? Experten haben diese Frage zum Tag der Zahngesundheit in einem Webinar beantwortet – mit einer klaren Botschaft: Fluoride sind und bleiben der entscheidende Erfolgsfaktor. Der deutliche Rückgang der Karies in Deutschland in den vergangenen Jahrzehnten ist eine der großen Erfolgsgeschichten der Zahnmedizin. Einen wesentlichen Anteil daran hat die konsequente Anwendung von Fluoriden – sei es durch Zahnpasten, Mundspüllösungen, Gele, fluoridiertes Speisesalz oder professionelle Fluoridlacke. Anlässlich des Tags der Zahngesundheit diskutierten Expertinnen und Experten aus Wissenschaft und Praxis in einem Webinar die Frage, wie es gelingen kann, ein Leben lang kariesfrei zu bleiben. Prof. Dr. Stefan Zimmer, Ärztlicher Leiter der Zahnklinik und Abteilungsleiter für Zahnerhaltung, Präventivzahnmedizin und Kinderzahnmedizin der Universität Witten/ Herdecke, Prof. Dr. A. Rainer Jordan, Wissenschaftlicher Direktor des Instituts der Deutschen Zahnärzte (IDZ) und die Dentalhygienikerin Ann Kathrin Scholz waren sich in ihrer Botschaft einig: Fluoride sind unverzichtbar und nach aktuellem Stand der Wissenschaft nicht gleichwertig zu ersetzen. Eine Befragung von Hochschullehrerinnen und Hochschullehrern der Zahnerhaltung an deutschen Universitäten im Jahr 2024 in Kooperation mit der Informationsstelle für Kariesprophylaxe untermauert diese Bewertung: 92,5 Prozent der Befragten bewerteten Fluoride als sehr wirksam oder äußerst wirksam in der Kariesprävention. Der klare Tenor lautete: Fluoride sind nicht substituierbar. Eine repräsentative Bevölkerungsumfrage im selben Jahr ergab, dass lediglich 57 Prozent der Deutschen Fluorid für einen wichtigen Bestandteil der Mundhygiene zur Kariesvermeidung hielten. 21 Prozent erachteten Fluorid als nicht wichtig, 14 Prozent waren unentschieden und acht Prozent kannten den Begriff überhaupt nicht. „Hier wird eine Diskrepanz zwischen der Einschätzung der Fachwelt und dem Wissen der Bevölkerung sichtbar”, sagte Zimmer. Ziel müsse es sein, mehr Patientinnen und Patienten über die Vorteile einer konsequenten Fluoridanwendung zu informieren, damit auch sie von der Kariesprävention profitieren können. Prävention zahlt sich auch ökonomisch aus Jordan erinnerte in diesem Zusammenhang an die Daten der Sechsten Deutschen Mundgesundheitsstudie (DMS 6), die erneut eindrücklich und nachweislich den positiven Effekt prophylaktischer und präventiver Maßnahmen auf die Mundgesundheit belegen. Den Befragungsergebnisse zufolge nutzen 95 Prozent der Deutschen eine fluoridhaltige Zahnpasta und 64 Prozent verwenden regelmäßig fluoridiertes Speisesalz und weitere 17 Prozent zumindest gelegentlich. Diese Verbreitung sei zwar hoch, erfolge aber wahrscheinlich häufiger intuitiv als auf Grundlage gesicherten Wissens. Jordan betonte zudem, dass die Zahnmedizin bislang die einzige medizinische Disziplin sei, die durch ihre langfristige Präventionsorientierung nachweislich Kosten im Gesundheitssystem einspart – Prävention zahle sich also auch ökonomischaus. Zimmer verdeutlichte anhand von Zahlen, wie stark die Wirksamkeit von Fluoriden evidenzbasiert belegt ist: Demnach reduziere tägliches Putzen mit fluoridierter Zahnpasta Karies im Vergleich zu fluoridfreier Zahnpasta um 24 Prozent, zweimal tägliches Putzen bringe zusätzliche 14 Prozent [Marinho et al., 2003]. Die regelmäßige Anwendung von Fluoridgelen senkt das Kariesrisiko um 28 Prozent und die von fluoridhaltigen Mundspüllösungen um 26 Prozent (Marinho et al., 2015 und 2016). Mindestens 80 Prozent des Kariesproblems lassen sich laut Zimmer durch eine intelligente Kombination verschiedener Fluoridierungsmaßnahmen kontrollieren. Er verwies außerdem auf das aktuelle Positionspapier „Fluoride in der Kariesprophylaxe“ des Wissenschaftlichen Beirats der Informationsstelle für Kariesprophylaxe (IFK) sowie auf den Online-Fluorid-Rechner, der Patientinnen und Patienten unterstützen kann. Und auch privat spart man Geld Dentalhygienikerin Scholz empfiehlt den täglichen Gebrauch von fluoridiertem Speisesalz als einfache Fluorid bleibt der Erfolgsfaktor Nummer eins in der Kariesprophylaxe. Foto: familylifestyle-stock.adobe.com
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