ZAHNMEDIZIN | 25 mit größerem funktionellem Defizit und aufwendigen Rekonstruktionen erforderlich. Dementsprechend darf der Einsatz von alternativmedizinischen Methoden keinesfalls eine leitlinienbasierte Diagnostik oder Therapie verzögern. Beim vorgestellten Fall lässt sich nur noch spekulieren, ob eine frühere chirurgische Intervention auf eine einfache lokale Exzision begrenzt gewesen wäre und erst die Therapieverzögerung letztlich eine ausgedehnte Tumorresektion mit adjuvanter Radiotherapie erforderlich machte. Dieser Fall verdeutlicht exemplarisch die weitreichenden Konsequenzen für den Patienten: Neben der aufwendigeren mikrovaskulären Rekonstruktion resultierten die notwendige Radiotherapie sowie deren Nebenwirkungen in einer deutlich höheren Morbidität. Der Einsatz freier mikrovaskulärer Transplantate ermöglicht nach ausgedehnten Resektionen im Kopf-Hals-Bereich in der Regel eine sehr gute ästhetische und funktionelle Rekonstruktion. Gerade hinsichtlich Sprech- und Schluckfunktion kann häufig eine weitgehende Reintegration der Patienten in den Alltag ermöglicht werden. Dennoch sind diese Eingriffe weiterhin mit erheblichen Herausforderungen verbunden und neben einer verlängerten Operationszeit und einem erhöhten perioperativen Risiko besteht immer die Gefahr eines partiellen oder vollständigen Transplantatverlusts. Unabhängig davon, wie gut das funktionelle Ergebnis ausfällt, werden dennoch nie das ursprüngliche Niveau der Lebensqualität und die vollständige Wiederherstellung der präoperativen Funktion erreicht [Markkanen-Leppänen et al., 2006]. Auch die Radiotherapie trägt wesentlich zur Morbidität bei und kann nicht nur akute Nebenwirkungen verursachen, sondern auch Spätfolgen wie eine persistierende Xerostomie, Strahlenkaries oder Osteonekrosen nach sich ziehen, deren volles Ausmaß häufig erst im Langzeitverlauf erkennbar wird [Brook, 2020]. zm115 Nr. 20, 16.10.2025, (1671) FAZIT FÜR DIE PRAXIS Raumforderungen im Kopf-Hals-Bereich erfordern eine sorgfältige Abklärung, um sowohl häufige als auch seltene Ursachen zu identifizieren. Progrediente orale Läsionen müssen auch bei initial benigner Histologie konsequent weiter abgeklärt werden. Verruköse Karzinome können histologisch papillomatös imponieren, weshalb oberflächliche Biopsien nicht immer eine sichere Diagnosestellung erlauben. Eine frühzeitige chirurgische Exzision kann komplexe Tumorresektionen, mikrovaskuläre Rekonstruktionen und Strahlentherapien vermeiden. Therapieverzögerungen, etwa durch alternativmedizinische Ansätze ohne nachfolgenden kurativen Effekt, können zu einem Fortschreiten von malignen Erkrankungen beitragen, das Ausmaß der notwendigen Behandlung steigern und die Prognose der Patienten reduzieren. c Einfach. Clever. Bestellen. aera-online.de Deutschlands größte Preisvergleichs- und Bestellplattform für Dentalprodukte. Jetzt kostenfrei registrieren!
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