zm115 Nr. 20, 16.10.2025, (1682) 36 | GESELLSCHAFT und das Team mental vorbereitet. Das Ergebnis war ein deutlich gesteigertes Vertrauen der Mitarbeitenden – und keine Krankenstände am Aktionstag. Hat die Aktion unerwartete positive Effekte gezeigt? Tatsächlich hat die Aktion neue Mitarbeitende angezogen: Leute, die uns geschrieben haben, dass sie unsere Arbeit toll finden und gern in einer Praxis arbeiten würden, die solche Projekte macht. Das hat uns personell eindeutig etwas gebracht. Für mich hat das auch eine moralisch-ethische Dimension: Wenn andere sagen „Ihr macht coole Sachen“, wirkt das nach außen — Menschen schauen sich die Praxis an und bewerben sich gezielt bei uns. Vor allem merke ich jedoch die Wirkung im Team: Wenn es nicht nur um Umsatz geht, verändert das die Stimmung. Es stärkt das Vertrauen der Mitarbeitenden in mich als Praxisinhaber, sie sehen, dass mir mehr wichtig ist als reine Profitmaximierung. Das verschafft Respekt und Achtung im Team. Darüber hinaus wirkt der Dental Street Day als Teambuilding-Maßnahme: Er schweißt zusammen und verbessert auch die Wahrnehmung bei Kolleginnen und Kollegen aus anderen Praxen. Insgesamt entsteht das Gefühl, dass uns viele mögen — und das ist ein wertvoller Nebeneffekt der Aktion. Das Gespräch führte Dr. Nikola Lippe. SO ORGANISIEREN SIE EINEN DENTAL STREET DAY Partner und Zielgruppe erfahrene lokale Partner suchen: Streetworker, lokale Obdachlosenhilfen, Sozialdienste, Tafeln oder etablierte NGOs klare Rollen definieren: Partnerorganisation übernimmt Vorselektion, Begleitung und Transport, Praxis übernimmt Akut-Behandlung am Aktionstag sowie Nachsorge, möglicherweise auch eine Weiterbehandlung Organisation und Ablauf Format wählen: Praxis-Tag (empfohlen) oder mobile Einheit (nur bei sicherer Logistik) Terminmodell festlegen: Mischung aus vorab abgestimmten Terminen und begrenzten Walk-ins Kapazitäten planen: Anzahl Behandlungsplätze, Personal, Behandlungszeiten Triage-System einrichten (zum Beispiel anhand von Listen der Partnerorganisation mit farblich markierten Dringlichkeiten, Beschwerden und Wünschen der terminierten Patientinnen und Patienten) Leistungsumfang Fokus auf akute Maßnahmen: Schmerzbehandlung, Extraktionen, Trepanationen, Basis-Prophylaxe (Entfernung von Zahnstein), Erstberatung, möglicherweise Vorbereitung einer weiteren Versorgung (Abdrücke für Interimsersatz) keine zu umfangreichen Behandlungen am Aktionstag; besser Folgeplanung sicherstellen Personal und Rollen Kernteam: Zahnärztin/Zahnarzt, Assistenz, Praxismanagement möglicherweise freiwillige Helferinnen und Helfer involvieren Briefing vorab für alle Teammitglieder (Rollen, Abläufe, Eskalationswege) Hygiene und Sicherheit übliche Standardhygiene: Schutzbrille, Einmalhandschuhe, geregelte Sterilprozesse klare Regeln zum Umgang mit intoxikierten oder gewalttätigen Patientinnen und Patienten aufstellen, zum Beispiel bei Intoxikation nur akut erforderliche, kurz durchführbare Eingriffe, sonst verschieben Sicherheitsmaßnahmen: Begleitung durch Streetworker, vorab internes Sicherheitsbriefing und Absprachen Medikamentenversorgung und Nachsorge Rezepte an Partnerorganisation ausgeben mögliche Folgebehandlungen koordinieren (Termine, Laborarbeiten, Interimsersatz) Nutzung hauseigener Zahntechnik/Labor zur Zeit- und Kostenersparnis Logistik und Material einstündiger Slot als niedrigschwellige Einstiegsoption (zum Beispiel letzte Stunde des Tages) rechtzeitig vorab Sponsoring anfragen (Materialspenden, Handschuhe, Füllungsmaterial) Raumplanung: wenn möglich separate Räume für Behandlung, Anmeldung, Ruhe/Beobachtung Transport und Abholung mit Partnern planen Einwilligung/Dokumentation: kurze Einverständniserklärungen und Anamnesebögen möglicherweise auch auf Englisch zur Verfügung stellen und mit Unterstützung der Partnerorganisation ausfüllen lassen eventuell Öffentlichkeitsarbeit in Absprache mit der Partnerorganisation, um Awareness zu schaffen Kommunikation und internes Management frühzeitige, offene Kommunikation mit dem Team: Ängste ernst nehmen intern Rollen und Abläufe üben Nachbereitung: Team-Debriefing, Lessons learned, Erfolgsmessung Evaluation und Skalierung Dokumentation: Anzahl versorgter Personen, Art der Behandlung, Nachsorge-Quote Feedback einholen (Patientinnen und Patienten, Partner, Team) und Prozesse anpassen Langfrist-Vision: dezentraler Praxisverbund (zum Beispiel 20 bis 30 Praxen in der Stadt) für eine flächendeckende, niedrigschwellige Versorgung
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