Zahnaerztliche Mitteilungen Nr. 20

46 | GESELLSCHAFT MIT DEM DENTALMUSEUM DURCH 2025 – TEIL 18 Recherchieren und anfassen zugleich Man kann das Dentalhistorische Museum als Erlebnisort denken – Interessantes und Informatives, Skurriles und Exotisches. Damit lockt es gleichermaßen fachfremde Besucherinnen und Besucher wie die „vom Fach“. Doch für Museumsleiter Andreas Haesler ist das zu klein gedacht, er träumt größer, er sieht, was möglich wäre: ein Ensemble aus Dentalmuseum, Bibliotheca dentaria, Technikum und Haus der Wissenschaft als internationales Zentrum. Seit dem Umzug im Jahr 2006 nach Zschadraß auf das museumseigene Parkgelände ist das Dentalmuseum zu einer festen Anlaufstelle für die (bedrohten) Bestände von Museen, Universitäten und privaten Sammlern geworden, eine Institution, die bewahrt, was verloren zu gehen droht. Gleichzeitig ist es, wie der hörenswerte MDR-Podcast („Der Geschichte auf den Zahn gefühlt – Das Dentalmuseum in Zschadraß“) über Highlights in der Region („Weltgeschichte vor der Haustür“) resümiert, „immer noch ein Projekt im Werden“. Es gibt die Dauerausstellung im Hauptgebäude, zusätzlich konzipiert und realisiert Haesler alle ein bis zwei Jahre eine Sonderausstellung zu einem selbst gewählten Schwerpunkt, aktuell „Zahn I Halte I Apparate“, siehe Teil 12 dieser Serie (zm 13/2025). Parallel wächst seit Jahren eine Bibliotheca dentaria heran, in der Dissertationen, Kataloge und Zeitschriften archiviert werden. Haesler: „Der Reichtum unserer Bibliothek ist schon jetzt unvergleichbar.“ Weil er eben aufheben und retten und sichtbar machen will. Wie etwa damals, als die E-Mail aus Berlin kam: „Herr Haesler, bitte 44 Dissertationen aus der Charité abholen!“ Also setzte er sich in sein Auto und fuhr los. Vor Ort traute er seinen Augen nicht, gemeint waren 44 Regalmeter Dissertationen, 8.600 Stück. Lächelnd erzählt er, wie sie die Kartons in den rasch gemieteten Transporter gehievt und nach Zschadraß gekarrt haben. Natürlich packt er da selbst mit an. „Es hieß 44 Dissertationen – dann waren es 44 Meter“ Für Haesler gehört zu (s)einer „360Grad-Betrachtung“ der (Kultur-)Geschichte der Zahnheilkunde neben dem Gruseligen und Glitzernden schließlich auch die Wissenschaft. Und die Bibliotheca dentaria steht für die „einmalige Chance, auch zu einem Wissenschaftsstandort zu werden“. zm115 Nr. 20, 16.10.2025, (1692) BESTOF DENTALES ERBE TEIL 18 Im 70 qm großem Bibliotheksraum befinden sich etwa 160.000 Kataloge, Prospekte und Flyer. Zu sehen sind die schon archivierten Dissertationen, inzwischen wohl mehr als 15.000, und unten im Bild das Patientenarchiv ab 1896, unter anderem aus dem „Königliches Zahnärztliches Institut“ zu Berlin. Alle drei Abteilungen sind weltweit einzigartig.

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