56 | POLITIK ÄRZTEBEFRAGUNG ZUR FÜHRUNGSKULTUR „Die Machtstrukturen in Kliniken sind ungesund!“ Die Machtstrukturen in Kliniken sind ungesund. Kaum eine andere Branche ist durch eine so starke Machtkonzentration bei gleichzeitiger Abhängigkeit von Vorgesetzten geprägt. Das schafft einen Nährboden für Machtmissbrauch – eine Realität, die wir auch in Hamburg nur zu gut kennen“, sagt Dr. Pedram Emami, Vorsitzender des Marburger Bundes Hamburg. „Wir brauchen mehr Transparenz bei Stellenbesetzungen, mehr Vielfalt in Führungspositionen und eine kooperative Arbeitskultur, die auch für die junge Ärztegeneration attraktiv ist.“ Laut Umfrage des Marburger Bundes erleben die meisten Ärztinnen und Ärzte die Hierarchien in ihrem Arbeitsumfeld als machtzentriert, erschwerend für Teamarbeit und Eigeninitiative und hinderlich für Innovation und Vielfalt. Dies spiegelt sich auch in zahlreichen Freitext-Kommentaren wider. Darin wird von „täglichem Pöbeln und Beschimpfen durch die Führungsebene“, fehlender Kommunikation auf Augenhöhe und einer manifestierten Abhängigkeit durch starre Hierarchiestrukturen berichtet – vor allem während der fachärztlichen Weiterbildung. Zudem gaben 81 Prozent der Befragten an, im Laufe ihrer ärztlichen Tätigkeit bereits mit rassistischen, sexistischen oder anderen sachfremden Kommentaren konfrontiert gewesen zu sein. Die 199 Freitext-Beispiele zeichnen ein erschreckendes Bild vom Arbeitsklima in Hamburger Kliniken. Ein strukturelles Problem und vielerorts Alltag „Unsere Umfrage zeigt: Machtmissbrauch ist strukturell verbreitet – das sind keine Einzelfälle“, sagt Katharina von der Heyde, Geschäftsführerin des MB Hamburg. „Misogyne, sexistische, aber auch homophobe und rassistische Kommentare gehören leider auch im Jahr 2025 noch zum Alltag vieler Ärztinnen und Ärzte. Das muss sich endlich ändern – und deshalb wollen wir das noch mehr öffentlich machen.“ Der Marburger Bund hat die Umfrage initiiert, um eine kritische Auseinandersetzung mit dem Thema anzustoßen und die Diskussion über Hierarchien, Machtmissbrauch und mangelnde Vielfalt in Führungspositionen voranzutreiben. zm115 Nr. 20, 16.10.2025, (1702) „Förderung erfolgt nicht nach Leistung, sondern nach subjektiver Beliebtheit!” Freitextantwort zur Frage „In welchen Bereichen erleben Sie Führungsentscheidungen als intransparent oder ungerecht?” Betroffene berichten von täglichen Pöbeleien und Beschimpfungen, fehlender Kommunikation auf Augenhöhe sowie einer manifestierten Abhängigkeit durch starre Hierarchiestrukturen. Der Marburger Bund Hamburg meldet: Die Medizin hat ein Führungsproblem. Foto: Iryna – stock.adobe.com
RkJQdWJsaXNoZXIy MjMxMzg=