PRAXIS | 81 Zimny arbeitete 53 Jahre lang von montags bis samstags. Sein Motto: „Ich kann nur gut sein, wenn ich dafür auch die Zeit habe.“ ben lang Sport getrieben und auch in den arbeitsintensivsten Zeiten immer versucht, der Bewegung Platz einzuräumen. „Selbst, wenn mich der Herrgott zum Gespräch bitten würde, ich würde dennoch erst zum Tennis gehen“, erzählt der gläubige Katholik. Neben dem Sport ist es die Begeisterung für den Beruf, die ihn dranbleiben lässt. Dass er bis heute noch arbeitet und sich immer noch weiter fortbildet, damit habe er nicht gerechnet. „Das hat sich so entwickelt. Man entwickelt sich sein Leben lang. Ich bin selbstverständlich dankbar dafür“, sagt er. Bereits als kleiner Junge wollte er etwas Handwerkliches machen. „Ich wäre entweder Tischler oder eben Zahnarzt geworden. Nur einen Bürojob wollte ich nie, das ist nichts für mich!“ Ganz klar sei, dass sein Beruf ihn bis heute auch geistig fit halte. „Die Freude am Beruf und die Familie tragen mich. Solange ich gesund bin, mache ich weiter“, sagt Zimny. Wie aber ist Zimny auf die Zahnmedizin gekommen? Seine Familie, 1956 ausgesiedelt, hing lange in Oberschlesien fest. Zu Hause wurde Deutsch gesprochen, in der Öffentlichkeit nur Polnisch, Deutsch war verboten. Der Vater sei ein tüchtiger Bergmann gewesen, den man nicht nach Deutschland ziehen lassen wollte. Die Mutter unterrichtete ihn zu Hause – so gut sie konnte. Ab 1957 besuchte Zimny eines der wenigen Aufbau-Gymnasien in Nordrhein-Westfalen. Es folgten nach nur sechs Jahren Schule und auch ohne Einser-Abitur die Studienjahre der Zahnmedizin ab 1963 in Münster, Freiburg und abschließend das Staatsexamen in Berlin 1968. „An erster Stelle für und mit der Familie“ Zwei Jahre später übernahm er die Praxis von seinem damaligen Chef und Lehrmeister, führte sie dann 23 Jahre lang zusammen mit einem Studienfreund. „18 Jahre davon waren sehr harmonisch, dann fing der Spaltpilz an zu wachsen“, berichtet der Zahnarzt. Die Trennung samt Gerichtsverfahren verlief unschön und war eine der herberen Enttäuschungen in seinem Berufsleben. Woher nahm er die Kraft und Motivation in schweren Zeiten? „An erster Stelle für und mit der Familie“, so die Antwort. Auch das Schicksal, den zweitgeborenen, an Leukämie erkrankten Sohn im Alter von fünfeinhalb Jahren zu verlieren, war eine der größten Belastungen in seinem Leben. „Am Ende muss man das Schicksal akzeptieren und weitermachen“, sagt Zimny. Lange Zeit war er der Hauptverdiener und arbeitete bis 2023 sechs Tage die Woche. „Nicht um unbedingt mehr Geld zu verdienen, sondern um ausreichend Zeit für meine Patienten zu haben. Nur so kann man seine Arbeit richtig gut machen!“, erklärt er. Seine Frau blieb zu Hause, zog die Kinder groß und hielt ihm den Rücken frei. Als der Nachwuchs alt genug war, stieg sie 1994 wieder in den Praxisbetrieb mit ein. Später folgten zwei der drei Töchter. Der Sohn wollte lieber sein eigenes Ding machen und eröffnete eine Praxis in der Uhlandstraße. „Das hat mich einen Moment lang sehr geschmerzt, aber dann habe ich das akzeptiert. Für den Familienfrieden ist das gut so gewesen“, weiß Zimny. Heute zähle für ihn, dass alle drei Kinder mit ihrer zahnärztlichen Berufslaufbahn hoch zufrieden sind. Was würde er jüngeren Kollegen zurufen, um auf der Langstrecke im Beruf durchzuhalten? „Erhaltet eure eigene Gesundheit und tragt etwas dazu bei. Glaubt nicht daran, dass ihr eine gute Rente erhaltet. Auch am Ende müsst ihr Euch selbst noch ernähren können und dafür vielleicht länger arbeiten. Sorgt also in guten Zeiten vor und haltet Euch fit.“ LL zm115 Nr. 20, 16.10.2025, (1727) Praxis Zimny in Berlin-Charlottenburg. Empfang der Praxis Zimny in BerlinCharlottenburg. Die Praxis befindet sich in einem Altbau mit Fischgrät-Parkett und bepflanzten Balkonen. Hinter dem Röntgenraum steht versteckt in einer Nische eine kleine samtbezogene Récamiere. Dorthin zieht sich Zimny auch mal für ein halbes Stündchen Mittagsschlaf zurück. Kontinuität, ein gesunder Lebensstil und der enge familiäre Zusammenhalt – das sind und waren die tragenden Säulen in Franz Zimnys Berufsleben. Foto: zm_LL 1 3 5 5 4 4 2
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