zm115 Nr. 20, 16.10.2025, (1732) 86 | PERSÖNLICHES ZUM GEDENKEN AN DR. ULF UTECH Am 17. August 2025 verstarb Dr. Ulf Utech, drei Monate vor seinem 85. Geburtstag. Mit ihm verliert die deutsche Zahnärzteschaft einen der letzten Vollblut-Standespolitiker; einen, der sich über 35 Jahre engagiert, kompetent und unermüdlich für die Interessen des Berufsstandes eingesetzt hat. Da es ihm immer um die Belange der Zahnärzteschaft ging, überrascht es nicht, dass er seinen Einsatz und seine Arbeit in Gremien des Freien Verbandes, der KZV Hessen, der KZBV und der Landeszahnärztekammer Hessen einbrachte. Utech wurde am 20. November 1940 in Pirna (Sachsen) geboren. Als Elfjähriger kam er in das Internat des schon damals berühmten Dresdner Kreuzchores. Dieser Chor war ein Aushängeschild der DDR – dabei zu sein, sicher ein Privileg, aber wohl auch geprägt von Disziplin, Strenge und mancherlei Entbehrungen. Mit 18 Jahren – immer noch Chormitglied – entschied er sich zur Flucht in den Westen. War es der Drang nach Freiheit oder endlich Selbstständigkeit? Womöglich beides. Die Erfahrungen aus jener Zeit prägten wohl wesentlich seinen späteren beruflichen, aber auch standespolitischen Werdegang. Sein Abitur machte er 1961 in Bremen. Sein Staatsexamen legte er 1966 in Mainz ab, wo er auch zwei Jahre später promovierte. Nach knapp zwei Jahren Assistenztätigkeit in der Poliklinik für Zahnärztliche Chirurgie der Universität Mainz ging er zurück nach Bremen in die Praxis von Prof. Ernst-Helmut Pruin, zu jener Zeit einer der angesehensten Pioniere der Implantologie in Deutschland, wo er über fünf Jahre, zuletzt als Oberarzt, tätig war. 1973 ließ er sich als Oralchirurg in Frankfurt am Main nieder. 1975 trat er in den Freien Verband Deutscher Zahnärzte (FVDZ) ein, engagierte sich dort früh, war von 1980 bis 1985 Landesvorsitzender in Hessen und Mitglied des Erweiterten Bundesvorstandes. Schon ab 1976 arbeitete er in Ausschüssen der KZV und der LZK Hessen, war über acht Jahre ehrenamtlicher Sozialrichter. Von 1984 bis 1991 war er als Referent für das Prüfwesen Mitglied des Vorstandes der KZVH, von 1992 bis 2004 dessen Stellvertretender Vorsitzender. Danach übernahm er bis 2008 den Vorsitz des Vorstandes der KZVH. Auch in den Gremien der LZKH arbeitete Utech ergebnisorientiert und erfolgreich mit. Zwölf Jahre lang war er Delegierter der Bundesversammlung des damaligen Bundesverbandes Deutscher Zahnärzte (BDZ), der späteren BZÄK. In Köln bei der KZBV war Ulf Utech häufiger Gast. Ab 1981 startete er dort für drei Jahre im Planungsstab für Öffentlichkeitsarbeit, war 18 Jahre lang Mitglied des Kassenprüfungsausschusses, davon die letzten drei Jahre bis 2008 dessen Vorsitzender und lange Jahre Mitglied im Satzungsausschuss. Die Zahnärzteschaft dankte es ihm. Nach der Ehrenplakette der LZK Hessen (1982) wurde ihm zuerst die Ehrennadel der Deutschen Zahnärzteschaft in Silber (1990), dann im Jahr 2010 die Ehrennadel in Gold verliehen. Der Bundespräsident verlieh ihm 2004 das Verdienstkreuz am Bande des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland. Als mögliche Triebfeder für Utechs standespolitisches Engagement kommen vielleicht die Erfahrungen als Chorknabe durch. Chor ist Gemeinschaft, und Gemeinschaft macht stark. Und um als Gemeinschaft stark zu sein, braucht man geordnete Strukturen und feste Regeln. Als überzeugter Freiberufler strebte er nach möglichst viel Freiheiten für den Berufsstand. Aber immer hatte er dabei die Interessen und die dann mögliche Stärke der Gemeinschaft im Blick. Individuelle Freiräume zulasten der Gemeinschaft waren mit ihm nicht zu erzielen. Standespolitisches Engagement bedeutete für ihn, für die Gemeinschaft und in der Gemeinschaft zu arbeiten, Gestalten zum Wohle und zur Stärke des Berufsstandes. Er hat seine Sache gut gemacht. Danke, Ulf Utech! Dr. Jürgen Fedderwitz Ehemaliger Vorsitzender des Vorstands der Kassenzahnärztlichen Bundesvereinigung Foto: KZVH Dr. Ulf Utech war Standespolitiker mit Leib und Seele.
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