zm115 Nr. 21, 01.11.2025, (1778) 28 | ZAHNMEDIZIN Material wurde dem Stationskoch einen Tag vor der geplanten Behandlung zugeschickt. Mit diesem vorbereitenden Training und dem Video-Material sollte er eine sichere Orientierung für die Intervention gewinnen. Auch die Stationsärztin erhielt dieses Video, um den Ablauf zu verstehen und abzustimmen. Via Telezahnmedizin zum Wissen aus der Ferne Der gesamte Eingriff selbst wurde live unter telezahnmedizinischer Supervision durchgeführt. Nach der Lokalanästhesie präparierte der Koch den Zahn unter kontinuierlicher Videoanleitung. Durch die enge interdisziplinäre Zusammenarbeit und den gezielten Einsatz telezahnmedizinischer Unterstützung konnte die Präparation erfolgreich abgeschlossen werden (Abbildungen 3 und 4). Die Patientin berichtete unmittelbar nach dem Eingriff über eine deutliche Schmerzlinderung. Da die klinische Situation keine sofortige Wurzelkanalaufbereitung und -füllung erforderte, wurde der Zahn zunächst mit einem Schaumstoffpellet und Cavit provisorisch verschlossen. Nach der Präparation war die Stationsärztin frei von akuten Beschwerden. Die temporäre Füllung blieb in situ und schützte den Zahn vor weiteren Reizen. Für den Fall, dass sie erneut Beschwerden entwickelt, wurde ein detaillierter Plan für weitere Maßnahmen erstellt. Dieser Plan umfasst die Entfernung des Cavit-Füllmaterials, das Spülen des Pulpenraums mit Natriumhypochlorit und das Einsetzen eines neuen Schaumstoff-Pellets mit Ledermix. So konnten die umfassende Vorbereitung, die Schulung des medizinischen und des nicht-medizinischen Personals und der Einsatz moderner Technologien eine adäquate zahnmedizinische Versorgung gewährleisten. Die Hospitationen vorab in der Zahnarztpraxis trugen dazu bei, dem Team Sicherheit und Handlungskompetenz zu vermitteln. Fazit Der zahnmedizinische Notfall auf der Neumayer-Station III zeigt, dass eine Kombination aus gezielter Vorbereitung, moderner Telemedizin und gutem Teamwork lebensrettend sein kann. Nur durch die enge Zusammenarbeit aller Beteiligten war es möglich, die Patientin erfolgreich zu behandeln und schwerwiegende Komplikationen zu verhindern. Die Telezahnmedizin ermöglichte den Zugriff auf Spezialistenwissen aus der Ferne und trug so maßgeblich zum Erfolg der Behandlungbei. Somit stärkt dieser Fall die Perspektive, die Telezahnmedizin kontinuierlich weiterzuentwickeln und auszubauen, um Menschen in unerreichbaren Regionen wie beispielsweise abgelegenen Forschungsstationen dringend notwendige Eingriffe zu ermöglichen. Dazu gehört die Bereitstellung hochwertiger Ausrüstung, die Schulung des Personals und die Etablierung von Telezahnmedizin-Lösungen. Nur so können wir sicherstellen, dass Menschen in schwer zugänglichen Bereichen der Welt bestmöglich zahnmedizinisch versorgt werden können. NEUMAYER-STATION III Seit 1981 betreibt das Alfred-Wegener-Institut ganzjährig eine Forschungsstation in der Antarktis. Benannt nach dem deutschen Polarforscher Georg von Neumayer wurde 1981 die Georg-von-Neumayer-Station in Betrieb genommen. 1992 wurde sie durch die Neumayer-Station ersetzt, die wie ihre Vorgängerstation eine Röhrenkonstruktion war. Seit 2009 ermöglicht die Neumayer-Station III deutsche und internationale Forschungsprojekte auf dem Ekström-Schelfeis an der Küste des östlichen Weddellmeeres. Sie ist die größte und komfortabelste Station in der Geschichte der deutschen Antarktisforschung. In den Sommermonaten finden hier rund 50 Personen Platz. Die Überwinterungsteams setzen sich in der Regel aus neun Personen zusammen. Im Gegensatz zu den meisten anderen Forschungsstationen in der Antarktis beherbergt sie so gut wie alle Arbeitsflächen, Aufenthaltsräume und Vorräte zentral unter einem Dach. Gebäude in der Antarktis müssen einen endlosen Zutrag an Schnee aushalten. Die Neumayer-Station III passt sich in dieser Hinsicht jedoch optimal ihrer Umgebung an. Im Gegensatz zu den beiden Vorgängerstationen droht sie nicht, im Laufe der Zeit von den Schneemassen zerdrückt zu werden. Stattdessen wird die Station von 16 hydraulischen Stützen getragen. Regelmäßig heben Techniker damit das gesamte Gebäude an. So wächst es mit der Schneedecke und die Plattform liegt immer circa sechs Meter über dem Eis. Diese ausgefeilte Technik beschert der Station eine deutlich längere Lebenszeit als die beiden Vorgänger – mindestens bis 2035 soll sie noch im Einsatz bleiben. Wenn die Station ihr vorgesehenes Alter erreicht hat, kann sie zudem bis auf die letzte Schraube rückgebaut werden, sodass die Spuren der Forschung in dieser schützenswerten Region so gering wie möglich bleiben. Dr. med. dent. Lisa Schiller Praxis Zahn Schiller Große Ortstr. 25, 21762 Otterndorf Foto: Praxis Schiller Prof. Dr. Marcus Schiller Praxis Zahn Schiller Große Ortstr. 25, 21762 Otterndorf Foto: privat
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