42 | TITEL Der Begriff der Craniomandibulären Dysfunktion definiert sich als Schmerz und/oder Dysfunktion, wobei sich Schmerz als Kaumuskelschmerz und/oder Kiefergelenkschmerz sowie als (para)funktionell bedingter Zahnschmerz äußert. Die Dysfunktion kann in Form von Bewegungseinschränkung (Limitation), Hypermobilität oder Koordinationsstörung (des Unterkiefers), intraartikulärer Störung des Kiefergelenks sowie in Form funktionsbeeinträchtigender störender okklusaler Vorkontakte und Gleithindernisse in Erscheinung treten [Hugger et al., 2025]. Vor dem Hintergrund, dass mit dieser Diagnose keine präzise Bezeichnung klinischer und/oder pathologischer Zustände erfolgt, öffnen sich Interpretationsräume für Befunde und dysfunktionale Erkrankungen. Die Diagnose „CMD“ erlaubt somit keine reproduzierbare Bezeichnung des eigentlichen (Dys)Funktionszustands. Letztlich können daraus insbesondere im interdisziplinären Austausch fehlgeleitete Therapieentscheidungen resultieren. Die Vorstände der DGFDT, der Deutschen Gesellschaft für Mund-, Kieferund Gesichtschirurgie (DGMKG), der DeutschenGesellschaftfürprothetische Zahnmedizin und Biomaterialien (DGPro) und der Deutschen Gesellschaft für Kieferorthopädie (DGKFO) haben daher unter Federführung von Prof. Dr. Dr. Andreas Neff und Dr. Daniel Weber (beide Marburg) die Diagnoseklassifikation des craniomandibulären Systems (DC-CMS) entwickelt und dabei die relevanten CMD-Diagnosen in einem sogenannten Mehrebenenmodell geordnet [Weber et al., 2025]. Basis – Spezialist – Wissenschaft So sieht die Klassifikation vor, bedarfsorientiert Diagnosen unterschiedlich granuliert zu erfassen. Erarbeitet wurden drei Versionen der Diagnoseklassifikation, beginnend mit der „Basis-DC-CMS“ mit Relevanz für den (zahn)medizinischen Praxisalltag, und weiterführend einer „Spezialisten“- und einer „Wissenschafts“-Version. Letztere richten sich entsprechend an funktionsdiagnostisch/-therapeutisch tätige Zahn- oder Fachärzte und an Anwender in der Wissenschaft. Die verschiedenen Versionen der DC-CMS sind auf der Website der DGFDT (www. dgfdt.de/dc-cms) abrufbar. Vier Grunddiagnosen Die Klassifikation basiert auf einer anatomischen Grundstruktur und erlaubt zm115 Nr. 21, 01.11.2025, (1792) FORTBILDUNG „SIMPLE, ADVANCED, COMPLEX“ Die interdisziplinäre Diagnoseklassifikation des craniomandibulären Systems (DC-CMS) Daniel Weber, Andreas Neff, Ingrid Peroz, Steffen Koerdt, Christian Doll, Manja von Stein-Lausnitz Die Deutsche Gesellschaft für Funktionsdiagnostik und -therapie (DGFDT) hat die interdisziplinäre Diagnoseklassifikation des craniomandibulären Systems (DC-CMS) erstellt. Mit diesem Diagnoseschema können die klinischen und pathophysiologischen Zustände im Spektrum der CMD nun präzise beschrieben werden, was sowohl die konsistente Dokumentation als auch die interdisziplinäre Abstimmung der Therapie unterstützt. Wir stellen die neue Klassifikation vor und zeigen die Anwendung an Fallbeispielen. Abb. 1: vier Grunddiagnosen der DC-CMS Foto: Daniel Weber ZM-LESERSERVICE Die Literaturliste kann auf www.zm-online.de abgerufen oder in der Redaktion angefordert werden.
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