Zahnaerztliche Mitteilungen Nr. 21

66 | GESELLSCHAFT STÖRUNG DYSMORPHOPHOBIE Jung, gut aussehend, Problempatientin Bis zu 2,5 Prozent der Bevölkerung leiden an Dysmorphophobie oder Body Dysmorphic Disorder. Sie nehmen ihr eigenes Körperbild verzerrt wahr und sind davon überzeugt, dass ihr Körper fehlerhaft ist oder mit ihrem Aussehen etwas nicht stimmt. Die körperdysmorphe Störung tritt sehr oft in orthodontischen Settings auf: Rund 86 Prozent der Patientinnen und Patienten sind mit ihren Zähnen unzufrieden. Die Unzufriedenheit mit dem eigenen Körperbild ist in Industriegesellschaften weit verbreitet, Body Dysmorphic Disorder (BDD) ist eine extreme Ausprägung. Sie wird als psychiatrische Erkrankung definiert, die durch eine übermäßige Beschäftigung mit einem – eingebildeten – Defekt des eigenen Erscheinungsbildes gekennzeichnet ist. Betroffene können ihre negativen Gedanken oft nicht kontrollieren und leiden unter starkem emotionalem Stress, der sie daran hindert, normale alltägliche und soziale Aktivitäten zu verwirklichen. Sie verstricken sich häufig in langwierige Rituale der Verheimlichung und Tarnung. Ein weiteres wichtiges Merkmal ist die begrenzte Einsicht in die Erkrankung, weshalb Betroffene kosmetische Eingriffe durchführen lassen statt psychologische Hilfe in Anspruch zu nehmen. Zu den Begleiterkrankungen zählen Depressionen, Angstzustände, Substanzabusus, soziale Phobien und sogar Suizidgedanken. Wenn die Sorge um das körperliche Erscheinungsbild belastend ist, aber keine Beeinträchtigung oder Behinderung verursacht und auf einem subklinischen Niveau bleibt, spricht man von „normativer Unzufriedenheit“ oder „dysmorpher Sorge“. Wie kann man gefährdete Personen erkennen? Obwohl ihre Ätiologie noch unbekannt ist, ist die körperdysmorphe Störung vermutlich multifaktoriell bedingt und umfasst neurobiologische, psychologische und soziokulturelle Faktoren. Sie beginnt typischerweise in der Adoleszenz und verläuft meist chronisch, wobei im Verlauf der Erkrankung meist mehr als ein Körperteil in den Fokus gerät. Die Prävalenz hängt von der untersuchten Bevölkerung ab. Im Jahr 2019 lieferte ein Team um Pérez Rodríguez einen ersten Anhaltspunkt: In der Studie wurden 213 Patienten von zwei reinen Prothetikpraxen und drei allgemeinen Zahnarztpraxen rekrutiert. Die Teilnehmenden erhielten einen Fragebogen zu dysmorphen Sorgen, der in ein Anamneseformular integriert war. Die Zahnmediziner bewerteten zudem den Grund für die Vorstellung der Patienten . Ergebnis: Die Prävalenz von BDD betrug (je nach angenommenem Grenzwert) 4 bis 7 Prozent. Die Art des Eingriffsstand hingegen in keinem Zusammenhang mit den Werten. Der Fragebogen erscheint den Autoren aufgrund seiner Kürze, Einfachheit und guten Sensitivität ein geeignetes Instrument Glücklich, aber wie lange? Menschen mit Dysmorphophobie haben einen hohen Leidensdruck. Ihre Gedanken kreisen stundenlang um ihre vermeintliche Schönheitsfehler. Foto: grki - stock.adobe.com zm115 Nr. 21, 01.11.2025, (1816)

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